Akkuschäden durch Schnellladen: Ist es wahr, was Xiaomi, Oppo und Co. behaupten?

Kabel Netzteil Ladegerät

Markus Winkler, Unsplash

65 Watt, über 100 Watt und jetzt sogar satte 200 Watt. In den vergangenen Jahren haben sich einige Smartphone-Hersteller einen harten Wettkampf darum geliefert, wer die Akkus der eigenen Smartphones am schnellsten laden kann. Dabei stellt sich Kunden und uns die Frage, ob das nicht auch extrem schädlich für die Akkus ist, bei denen sich technologisch in dieser Zeit nicht sonderlich viel weiterentwickelt hat.

Und wenn es schädlich ist, wie lange hält so ein Akku dann noch, der im Smartphone fest verbaut ist? Muss ich als „heavy user“ in Zukunft jährlich für viel Geld meinen Smartphone-Akku wechseln lassen oder gar ein neues Gerät kaufen, weil die Kapazität der Akkus durch das extreme Schnellladen stärker als bislang abfällt? Das sind noch nicht vollständig geklärte Fragen, die die Hersteller mit eigenen Tests beantworten möchten.

Beworbenes Schnellladen: Volle Leistung liegt in der Realität nicht dauerhaft an

Das Problem? Ob nun Oppo letztes Jahr oder Xiaomi dieses Jahr. Die Hersteller verraten über ihre Tests nahezu keine Details. Es ist nicht bekannt, wie lange die Akkus bei diesen Tests tatsächlich mit voller Geschwindigkeit geladen werden. Stattdessen wissen wir, dass diese Ladetechniken in später kaufbaren Smartphones die Akkus gar nicht dauerhaft mit vollem Speed laden. In so einem Test könnte der Anteil mit voller Leistung sogar noch niedriger sein.

Die neue Demo von Xiaomi verspricht einen vollen Smartphone-Akku (4.000 mAh) in acht Minuten, doch die Realität sieht vielleicht anders aus. Schon allein deshalb, weil Xiaomi gar keine Topmodelle mit derart kleinen Akkus anbietet. Das ist schon der erste Punkt, der dem Marketing zugute geschönt ist. Um unter den magischen zehn Minuten zu bleiben, nimmt man einen kleineren Akku her, als er tatsächlich in zukünftigen Geräten zu finden ist.

Höhere Ladegeschwindigkeiten schaden den Akkus, obwohl sie nur teilweise erreicht werden

Xiaomis 200 Watt Schnellladen soll nach rund 800 Ladezyklen einen 4.000 mAh Akku um ca. 20 % schrumpfen lassen. Laden wir das eigene Smartphone nur einmal am Tag, wären wir nach zwei Jahren bei 730 Ladezyklen. Wer sein Smartphone besonders viel verwendet, könnte diese Zahl sogar in nur einem Jahr erreichen. Rechnet man auf eine realistische Kapazität um, hätte ein Topmodell mit 5.000 mAh Akku dann noch 4.000 mAh übrig.

Letztlich steht dem Nutzer allerdings frei, die angebotene Schnellladetechnik zu verwenden. Ihr könnt jederzeit andere, langsamere Netzteile verwenden. Das schont den Akku und verlängert unterm Strich dessen Lebenszeit. Klar ist jedenfalls, dass die Hersteller mit fabelhaften Zahlen werben und diese mit eigenen Tests untermauern wollen – dem ist nicht zu trauen.

Folge jetzt unserem Newsletter-Kanal bei WhatsApp. Info: *provisionierte Affiliate-Links.

18 Kommentare zu „Akkuschäden durch Schnellladen: Ist es wahr, was Xiaomi, Oppo und Co. behaupten?“

  1. Halte vom Schnellladen auch nichts. Ich verwende eine Zeitschaltuhr i.V.m. einem alten 500mAh-Ladegerät, so dass das Telefon genau beim Aufstehen um 90% Akku hat. Damit komme ich in der Regel über den ganzen Tag. Notfalls wird bei längeren Tagen einfach noch eine Powerbank mitgenommen …

        1. Heißt ja nicht dass mit etwas schnellerem Laden nicht genauso gewesen wäre. ;) Zu langsames Laden stresst den Akku nur unnötig lange, was wiederum kontraproduktiv ist, das ist der Hintergrund.

  2. Warum integriert Android oder die Hersteller-UI nicht eine Funktion, bei der ich selbst eine Zeit festlege, wann der Akku voll bzw. bis zu einem ebenfalls festlegbaren Prozentwert gefüllt sein soll und das System lädt dann nur mit der dafür notwendigen Wattzahl und nur bis zu dem festgelegten Wert? Das wäre doch mal praktisch…

    1. Samsung bietet bei seinen Tabletts die Möglichkeit, dass das Tablett nur bis zu 85% voll lädt. Leider gibt es das noch nicht bei deren Handys soweit ich weiß.

  3. Tja, warum schaltet die Ladeelektronik nicht schon bei 90% auf Erhaltungsladung oder minimale Ladung um? Besser wären natürlich (UltraCap) Kondensatoren, aber warum ist man da nicht weitergekommen? Oder ist Obsolenzenz doch ein zu wichtiges Element in der Industrie?

  4. Leider habe ich immer wieder neue Handys, jedoch nach zwei Jahren Benutzung ist der Akku so gut wie hinüber. Daher bringe ich diesen immer wieder zum Akkutausch zu einem Experten. Durch den Artikel habe ich gelernt, dass eventuell eine zu hohe Ladegeschwindigkeit den Akkus schaden. Ich werde hierzu nochmals den Experten befragen.

  5. Also mein Oppo Find X2 Pro hat eine Funktion, bei der es über Nacht bis 90% lädt, dann stoppt und erst den Rest (langsamer) auflädt, wenn ich für gewöhnlich aufstehe. Das kann man natürlich skippen. Inwieweit es dem Akku schadet, weiß ich nicht. Bisher keine merklichen Probleme. Und ehrlich gesagt, ist SchnellLaden mittlerweile wichtiger als ein noch größerer Akku.

  6. In meinem kürzlich erworbenen Galaxy Tab S7 gibt es eine Option, dass der Akku nur bis 85% geladen wird, dann stoppt, aber trotzdem 100% anzeigt. Dürften die Handys von Samsung doch auch können.
    Ansonsten lade ich mein Pixel 5 alle 2 Tage abends mit einem alten Samsung-Netzteil 5V/2A von 20/30% bis 80/90% auf. Ob das jetzt wirklich was bringt, keine Ahnung, glaub fast nicht. Kumpel hat sein Huawei Mate 9 nahezu täglich voll aufgeladen und selbst nach genau 4 Jahren Nutzung war der Akku noch gut.
    Früher habe ich meine Handys immer bis zum einstelligen Prozentwert runtergerödelt und dann immer bis 100% voll und darüber hinaus am Strom gelassen, auch damit keine Probleme.

    Verstehe nicht warum sowas nicht mal richtig getestet wird. Es kursieren immer nur fragwürdige herstellereigene Tests oder irgendwelche theoretischen Theorien.

  7. Reinhard Schäfer

    Schnellladen ist ja kein Zwang, aber eine Option. Die 20% Akkuverlust nach zwei Jahren weisen auch andere Akkus auf. Manche Hersteller drosseln den Akku gezielt, angeblich, um das Gerät zu schonen – viel eher wohl, um nbeue Geräte zu verkaufen: https://www.rundschau-online.de/ratgeber/digital/staendig-leer-so-koennen-sie-pruefen–ob-ihr-iphone-akku-ausgetauscht-werden-muss-30511298?cb=1623772818863
    In diesem Artikel steht dann auch, dass Geräte nach zwei Jahren oft nur noch 60 – 70% Kapazität aufweisen. Da müssen erstmal Erfahrungsberichte her – und dafür ist die Technik noch zu neu und wird ständig weiterentwickelt. Ich persönlich finde es gut, den Akku am Abend innerhalb einer halben Stunde vollzuladen und das Gerät nicht am Akku lassen zu müssen.

Kommentar verfassen

Bleibt bitte nett zueinander!