Die meisten Fitness-Tracker machen alle einen sehr ähnlichen Job, egal ob teure Smartwatch oder Armband für 50 Euro. Einen anderen Ansatz verfolgt hingegen Whoop. Dabei handelt es sich um ein Abonnement mit digitalen Coaching-Funktionen und Fitness-Armband. Ist es die Tracker-Revolution oder auch nur ein weiteres Armband mit App-Anbindung?
Wie sicherlich einige mitbekommen haben, bin ich nun seit 2023 mächtig im Fitness-Game drin. Rund 18 kg weniger zu diesem Zeitpunkt, seit einigen Monaten kam zum klassischen Cardio sehr viel Kraftsport hinzu. In der Regel verlasse ich mich auf meinen Körper und dessen Signale, dennoch nutze ich gerne verschiedenste Tracker.
Whoop verfolgt aber einen anderen Ansatz als alle anderen. Fällt schon auf den ersten Blick auf, denn hier gibt es kein Display. Whoop trackt eure Körperdaten, will aber sonst nicht weiter ablenken. Auf den Akku hat das übrigens keinerlei Auswirkungen, einmal die Woche muss Whoop trotzdem an die Steckdose, was wohl an der umfangreichen Messtechnik liegt.
Whoop macht alles anders
In der Whoop-App fällt auch schnell auf, dass hier einiges anders ist. Schritte werden nicht gezählt, stattdessen liegt der Fokus auf Belastung, Schlaf und Erholung. Kurz gesagt: Aus all euren Daten erzählt euch Whoop, wo eure optimale Belastung liegt, wann ihr mehr trainieren könnt und wann ihr vielleicht doch mal eine Stunde länger schlafen solltet.
Das ist auch ein durchaus logischer Ansatz, denn eine bloße Schrittzahl sagt nichts über euer Training aus. Anhand der Herzfrequenzbereiche und anderen Faktoren kann euch Whoop helfen, eure Belastung optimal zu steuern und den perfekten Zeitpunkt für neue Trainingsreize zu finden. Anders rum hilft euch das System euren Schlaf zu optimieren, berechnet zum Beispiel euren Schlafbedarf anhand der Belastung.
In den Testwochen mit Whoop habe ich durchaus Freude an dem System gefunden. Aber es zeichnete sich auch schnell ab, dass man für Whoop wirklich ein fortschrittlicher Sportler sein muss, um tatsächlich profitieren zu können. Wenn unter der Woche mehrere Trainings anstehen, weil am Wochenende der nächste Wettkampf stattfindet, dann wird Whoop für euch interessant sein.
Geht ihr unter der Woche ein paar Mal ins Fitness-Studio und plant das Wochenende eher ruhig mit der Familie anzugehen, ist Whoop ganz eindeutig zu viel des Guten. Ich bin dann doch zu sehr im Alltag mit Familie eingebunden, um den Tagesablauf so zu gestalten, dass er optimal ist. Ich kann nicht nach einem Training schon 20:30 Uhr ins Bett gehen, weil es Whoop gerne so hätte.
Mit dem Journal kann Whoop euch jeden Tag fragen, welche Besonderheiten es am Vortag gab. Verletzungen, Medikamente, Alkohol, Koffein und andere Faktoren lassen sich hier zusätzlich hinterlegen, um wirklich ganz genaues Tracking zu ermöglichen und eventuelle Auswirkungen leichter herauszufinden.
Whoop scheint sehr genau zu sein
Whoop konnte anhand der Auswertungen jedenfalls durchaus exakt mein körperliches Gefühl bestätigen. War laut Whoop meine Erholung niedrig, dann hat sich das auch tatsächlich so angefühlt. Konnte ich laut Whoop an neue Belastungsgrenzen gehen, signalisierte mir das mein Körper ebenso. Die Auswertungen sind dahingehend wirklich gut und recht exakt.
Innerhalb der Software gibt es nicht nur eine Menge an aktuellen Daten, Whoop zeigt auch immer Vergleichswerte mit der Vergangenheit und früheren Trainings an. Ich kann also sehr gut auswerten, ob ich bei bestimmten Training-Sessions gerade besser oder schlechter werde. Während des Trainings kann man auch live die Belastung prüfen und sich entsprechend anpassen, um sich etwa gezielt zu steigern oder doch eher Tempo rauszunehmen. Da benötigt es aber den Griff zum Smartphone.
Whoop hat mir auch schnell bestätigt, dass meine Leistung zum Wochenbeginn natürlich besonders hoch sein kann und ich stetig zum Wochenende abbaue. Normaler Alltag eben. Vermutlich sollte das bei Vorbereitungen für Wettkämpfe anders sein. Genau hier kann Whoop helfen, Belastung und Erholung zielgenau zu steuern.
Falls ihr euch fragt: Whoop kann euch per Vibration auch still wecken. Aber es gibt kein Snooze-Feature, was mich tatsächlich am meisten störte. Auch das Abschalten des Weckers per Klopfgeste funktionierte nicht immer so schön zuverlässig, wie ich mir das wünschen würde. Und ein smarter Wecker fehlte mir ebenso.
Coaching: Für Einsteiger und Profis gleichermaßen
Hier drin gibt es nicht nur vorgegebene Workouts aller Arten, sondern auch die Möglichkeit, eigene Trainings zu erstellen. Zum Beispiel für das Fitness-Studio. Da braucht es dann also nicht mehr andere Apps, sondern ihr habt alles an einer Anlaufstelle. Hier sind auch Workouts von bekannten Profi-Sportlern dabei, was das Angebot recht attraktiv macht.
Wie trägt sich Whoop?
Es ist recht leicht und in der Standardausführung hat es ein Armband aus Stoff, dass auf der Innenseite eine leichte Gummierung für besseren Halt hat. Über eine normale Schlaufe lässt es sich lockerer oder fester ziehen, nach ein paar Tagen hatte ich die für mich perfekte Weite schnell gefunden.
Wer es lieber bunt mag, kann bei Whoop aus sehr vielen Farben und Kombinationen wählen.
Whoop: Eher für Profis geeignet
Wer seinen Alltag nach Empfehlungen gestalten kann und das aufgrund seiner sportlichen Aktivitäten auch tun muss, der sollte Whoop im Blick haben und vielleicht auch mal ausprobieren. Für den Sport im Alltag, der eher nebenbei läuft, ist Whoop etwas „drüber“. Wobei ich cool gefunden habe, dass sich Whoop um den optimalen Schlaf kümmert und nicht nur im Nachhinein einen Score berechnet, sondern auch aktive Empfehlungen im Vorfeld gibt.
Abschließend ist zu erwähnen, dass es Whoop nur im Abonnement gibt. 22 Euro je Monat bei jährlicher Laufzeit, die muss man sich auch erst mal leisten können. Das gesamte Whoop-System ist diesen Preis meines Erachtens wert, wenn man es denn wirklich umfangreich zur Optimierung für den eigenen (sportlichen) Alltag einsetzen kann.
Whoop 4.0
Whoop bietet Ökosystem und Fitness-Tracker für fortgeschrittene Sportler, für Anfänger ist das System womöglich zu umfangreich und daher zu teuer.
4
Vorteile
- – sehr starkes Ökosystem
- – Whoop trägt sich gut am Arm
- – kein Display, keine Ablenkung
Nachteile
- – Wecker-Feature zu rudimentär
- – für Anfänger zu teuer