Neue regulatorische Maßnahmen sollen der europäischen Politik Applaus aus den eigenen Reihen bescheren, die betroffenen Messenger-Dienste sind jedoch nicht gerade glücklich.
Schon vor sehr vielen Jahren hätten EU und Netzbetreiber innerhalb der EU einen neuen Messaging-Standard als Nachfolger für die SMS durchsetzen können. RCS ist aber gescheitert. Es startet erst jetzt durch, als es doch wieder amerikanische Großkonzerne vorantreiben. Google ist es heute. Telekom und Co. sind mit eigenen Angeboten vor vielen Jahren krachend gescheitert.
Sicherheitsbedenken bei der Konkurrenz: WhatsApp und Co. sollen zur neuen SMS werden
Sei es drum, die EU hat es mal wieder verschlafen. Aber was die EU kann, sind regulatorische Maßnahmen durchzusetzen. Neue Gesetze, die in unseren Augen wenig sinnvoll scheinen. Dazu gehört, dass man Messenger-Dienste wie WhatsApp zwingt, sich für andere Messenger-Dienste zu öffnen. Aber ausgerechnet die unterlegene Konkurrenz, die man damit stärken will, ist davon keinesfalls begeistert.
Die EU-Politik möchte gerne die Marktmacht von WhatsApp, iMessage und Co. brechen. Deshalb soll es möglich sein, dass auch Nutzer anderer Messenger-Dienste z. B. mit WhatsApp-Kontakten schreiben können. Denn bislang führt an WhatsApp kein Weg vorbei und das sei nicht gut.
„Interoperabilität gemäss #DigitalMarketsAct würde Sicherheit und Datenschutz unterwandern.“
Threema, die zur chancenlosen und daher sehr kleinen Konkurrenz zählen, sehen in diesem Weg neue Probleme. Nämlich ausgerechnet bei der Sicherheit. Man könnte durchaus sagen, dass die Interoperabilität schon fast wieder dafür sorgt, dass moderne Messenger wieder zur SMS werden. Nicht funktionell, aber durch abgestufte Sicherheit.
„Auch wenn sie gut gemeint ist, würde Interoperabilität eine Verminderung von Sicherheit und Datenschutz auf das niedrigste Niveau der beteiligten Dienste bedeuten, weshalb wir nicht mitmachen werden.“
Threema
Von Signal hört man vergleichbare Bedenken. Dort heißt es zur potenziellen Öffnung: „Andere Apps, die nicht die gleichen Datenschutzstandards wie Signal haben, hätten Zugriff auf große Mengen von Benutzerdaten“.
Tatsächlich wirken die neuen Anforderungen nicht gerade durchdacht. Derzeit sind verschlüsselte Messenger noch komplett geschlossen. Chats und Nachrichten sind bei den verschlüsselten Diensten von außen keinesfalls lesbar oder erreichbar. Mit der Interoperabilität werden sich die Messenger-Apps nach außen öffnen müssen, das reduziert die Sicherheit.
EU greift damit nur die großen Messenger-Dienste an
Öffnen müssen sich die, die mehr als 45 Millionen aktive Nutzer innerhalb der EU zählen. Was kurios ist, wenn genau die Messenger, die angeblich davon profitieren sollen, gar nicht mitmachen müssen und wollen. Platzhirsche wie WhatsApp bzw. der Facebook-Konzern haben zur Umsetzung zunächst zwei Jahre Zeit.
Derweil wird der Ruf nach RCS wieder lauter. Nutzbar ist der moderne SMS-Nachfolger im Grunde genommen auf allen Android-Geräten, aber Apple weigert sich. Würde die EU einfach RCS als SMS-Nachfolger für Apple-Geräte durchsetzen, hätte man das Thema „Messenger-Erreichbarkeit für alle“ schnell abgeschlossen.
Man kann auch von Messenger zu Messenger verschlüsseln.
Hier stimmt ja Mal absolut gar nichts.
Natürlich kann auch die Kommunikation zwischen Messengern E2E verschlüsselt werden, die EU Verordnung schreibt das sogar vor! Die Messenger müssen sich eben auf ein gemeinsames Protokoll einigen, und dabei keine Kompromisse bei der Sicherheit machen. Wie das aussehen könnte wird z.B. in einem aktuellen Blogpost vom Matrix-Chat erklärt.
Zu den Bedenken bzgl. mehr Daten für WhatsApp: Aktuell muss ich einen Account bei WhatsApp anlegen, um mit den Leuten dort sprechen zu können, mehr Daten geht kaum! Dem gegenüber wäre Interoperabilität ala E-Mail auf jeden Fall ein großer Fortschritt.
Zu guter Letzt ist RCS soweit ich weiß an Carrier gebunden, und nach wie vor nicht E2E verschlüsselt. Keine Ahnung wie man das hier als die Lösung präsentieren kann.
RCS von der Google umgesetzten Lösung ist verschlüsselt und nicht abhängig vom Carrier. Es wäre ein echter allgemeiner Standard und nicht die Forderung einer neuen Bastellösung, die jeder schlecht findet, außer die, die sie durchsetzen wollen