Volvo XC40 Recharge Twin Pro Test: E-Schwede schwächelt kaum

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Es musste bis zur anhaltenden EV-Offensive dauern, dass ich endlich mal einen Volvo fahre. Dabei hatte ich die Marke schon länger im Blick. Gerade in den letzten Jahren hat Volvo seinen Autos ein wirklich starkes Design verpasst. Jedenfalls trifft man meinen Geschmack. Für sehr viele Leute dürfte der XC40 geeignet sein, weil er eigentlich Platz genug für kleine Familien bietet, aber größentechnisch nicht aus der Reihe tanzt. Nur 6 cm ist er länger als der Skoda Scala, den wir sonst im Alltag fahren. Dennoch ist er etwas geräumiger. Den Kinderwagen bekommen wir der Länge nach in den Kofferraum.

Umso schneller sind wir deshalb mit dem XC40 warm geworden. Im Inneren wirkt das Fahrzeug in den ersten Tagen zwar groß und mächtig, doch man findet eigentlich immer eine Parklücke. Tatsächlich zählt beim XC40 insbesondere das Innere, denn hier konnte der vollektrische Kompakt-SUV überzeugen. Die Materialauswahl ist gut, die Sitze sind hervorragend und man hat vorn wie hinten genügend Platz. Gut bedienbar, aber optisch nicht so passend sind die Schalthebel hinter und die Tasten auf dem Lenkrad. Uns ist außerdem aufgefallen, dass das Display hinter dem Lenkrad hochwertiger als das in der Mittelkonsole wirkt.

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Schlicht, aber extrem bequem:

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Der sanfte Riese, der sich immer richtig anfühlt.


Gefahren sind wir stets gut. Volvo bietet keine optionalen Fahrwerkseinstellungen an und in den Einstellungen lässt sich nur maximal ein sportliches Lenkgefühl einstellen. Ansonsten hat man keine Wahl für Fahrwerk oder Motorleistung, aber die braucht es auch nicht. Das Fahrwerk und alles drumherum sind perfekt und ausgewogen abgestimmt. Egal in welchen Situationen hat sich der XC40 einerseits bärenstark angefühlt, aber auch sehr komfortabel. Schlaglöcher und ähnliche Widrigkeiten schluckt der Schwede sauber weg, schnelle Kurven nahm er sportlich.

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Man merkt dem XC40 an, dass er viel Gewicht mitbringt. Das bei uns integrierte Antriebssystem (Allrad, 660 nm) lässt den schweren Bock allerdings jederzeit federleicht wirken. Eine sehr, sehr kraftvolle Beschleunigung sorgt nicht nur für einen extrem flotten Ampelstart (4,9 sec bis 100 km/h), sondern lässt auch jeden Überholvorgang kinderleicht wirken. Ich bin immer noch erstaunt, was die elektrischen Motoren trotz des Gewichts auf die Straße bringen und das auch noch flüsterleise. Wirklich immer überzeugte die niedrige Lautstärke im Innenraum.


Der XC40 hat ein Panoramadach, das auf Wunsch frische Luft in den gemütlichen und dunklen Innenraum lässt.


Leider hat die Kombination aus hohem Gewicht und hoher Leistung ihre Tücken. Außerdem ist der XC40 letztlich nur ein umgebauter Verbrenner und daher nicht gerade strömungsoptimiert. Die einzige eklatante Schwäche ist der Stromverbrauch und die daraus resultierende Reichweite. Obwohl hier eine große Batterie mit 75 kWh drinsteckt, ist eine maximale Reichweite von ca. 300 km in unserem Alltag gerade noch erreichbar. Ein Stromverbrauch von 24 – 28 kWh / 100 km war bei uns üblich und das ohne viel Autobahn.

In unserem Alltag ist das trotzdem kein Problem. Wir haben hier sechs öffentliche Ladepunkte in unmittelbarer Nähe zu unserem Haus und müssten sie trotz des hohen Verbrauchs auch nur selten aufsuchen. Ein im Arbeitsalltag täglicher Bedarf von weniger als 30 km Reichweite spielt uns dabei in die Hände. Wer mehr fährt, vielleicht sogar viel Autobahn, dürfte mit dem XC40 leider zu oft an die Steckdose müssen. Geladen haben wir mit maximal rund 80 Kw an EnBW-Säulen, die städtischen Angebote leisten bei uns 22 Kw.

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Google kümmert sich um Tacho und Infotainment.


Android Automotive OS von Google hat noch Luft nach oben, ist aber gut bedienbar. Schlechter war hingegen der Mobilfunkempfang, sodass Spotify häufiger als gewöhnlich die Wiedergabe unterbrach. Genauso anfällig war die App, mit der man jederzeit aus der Ferne das Auto vorheizen oder kühlen und den Akkustatus prüfen kann. Letzteres klappte häufiger nicht. Die Anzeige bot mir einen alten Stand oder informierte einfach gar nicht über den verfügbaren Restakku. Das Vorheizen haben wir dafür schnell lieben gelernt und es funktionierte deutlich zuverlässiger.

Volvo Cars App

Alles in allem war mir insbesondere die dazugehörige Smartphone-App zu schlecht aufgestellt. Beim Ladevorgang gab es auch nicht alle der Informationen, die man zum Beispiel auf dem Tacho sieht. Die Ladegeschwindigkeit fehlt, aber das voraussichtliche Ende des Lagevorgangs zeigte die App. Dafür nicht, wie lange man schon parkt. Nicht mal den aktuellen Standort des Fahrzeugs oder gar Statistiken zu meinen letzten Fahrten bietet die Volvo-Cars-App. Schade, aber kann man mit Sicherheit jederzeit nachbessern.

Android Automotive OS ist nicht wie Android Auto

Wer bislang auf Google Maps setzt, freut sich über die Einbindung in das System des XC40. Aber natürlich auch mit der Erweiterung, dass man Routen inklusive Ladestopps planen kann. Eure persönlichen Daten und Vorlieben sind direkt im Auto verfügbar, wenn ihr euch mit eurem Google-Konto anmeldet. Android Auto per Smartphone funktioniert hingegen nicht, es sind also keine anderen Navigations-Apps nutzbar.

AAOS haben wir gesondert getestet und behandelt:

https://www.smartdroid.de/android-automotive-os-testbericht/

Sehr intuitiv und simpel ist auch der Tempomat benutzbar. Zusammen mit dem Pilot Assist fährt das Auto auf gut markierten Straßen von allein. Nur schnellere Kurven sorgten für ein mulmiges Gefühl, weil der Volvo spät einlenkte und am Kurvenausgang das Lenkrad zu spät wieder öffnete. Man kam also erst der Leitplanke näher, dann der Gegenfahrbahn. Manchmal näherte sich der Pilot Assist auch zu stark der rechten Spur, wenn wir etwa LKWs überholten. Autonomes fahren, egal wie umfangreich, hat noch Luft nach oben. Eine gute Erkennung der Verkehrszeichen war dabei, Ampeln werden hingegen nicht im Tacho angezeigt.

Es gibt nur noch wenige Tasten für Funktionen auf dem Lenkrad und bei der Mittelkonsole. Vieles ist über den Touchscreen verwendbar. Oder über die Spracheingabe, die dank Google Assistant wirklich gut funktionierte.

Android Automotive Testbericht 2021 Volvo Xc40 2

Was mir beim Einparken fehlte, war ein automatischer Wechsel zwischen Frontkamera und Heckkamera. Das System startet entweder die 360° Ansicht und behält sie bei. Oder es startet eine der manuell gewählten Kameras. Beim Rangieren wäre aber schön, wenn beim Richtungswechsel zwischen den Kameras automatisch hin und her gewechselt wird.

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Recharge-Reihe fährt schon auf dem richtigen Weg.


Volvo steht wie die meisten anderen klassischen Autohersteller am Anfang einer neuen Reise. Elektrische Autos werden erst noch so richtig gut, doch die Schweden unter chinesischer Führung schlagen sich heute schon bravourös. Ist man aufgrund des eigenen Fahrprofils nicht auf hohe Reichweiten angewiesen, gibt es in meinen Augen kaum einen Weg vorbei an den Stromern aus Nordeuropa. Was allerdings das notwendige Kleingeld voraussetzt, der für uns bereitgestellte Testwagen mit sehr hoher Ausstattung hat einen Listenpreis von über 66.000 Euro.

Tesla Model 3 (LR, 2021) im Kurztest: Ist das fahrende iPad allen voraus?

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6 Kommentare zu „Volvo XC40 Recharge Twin Pro Test: E-Schwede schwächelt kaum“

  1. Die innestädtischen Ladesäulen leisten 22 Watt???
    Fakt ist, der Wagen verbraucht viel zu viel Strom, im Winter ist er kaum unter 30KWh zu bekommen. Meineswissens läd er mit 11Kw AC, was zu hause ok ist, ansonsten sind die 22KW Ladesäulen komplett überflüssig, da viel zu langsam.
    Selbst unser Lidl bietet inzwischen 50KW DC und das auch noch gratis.
    Jetzt bitte nochmal realistisch: Wer kauft einen Mini SUV mit vergleichbaren 12 Liter Benzin auf 100 KM wenn er ein ökologisch angehaucht ist? Sollte niemand tun… Bitte also in Zukunft den Stromverbrauch härter bewerten…

    1. War natürlich ein Schreibfehler. Überflüssig finde ich die nicht. Wir haben eine Minute entfernt vier Anschlüsse, an denen ich in zwei Wochen immer alleine stand. Überbrückt also den Zeitraum, bis wir Zuhause für die WEG unsere Ladesäulen umgesetzt haben und war im Alltag kein großer Umstand.

      Aber ja, das Ding braucht mir auch zu viel Strom. Da waren die richtig kalten Tage noch nicht dabei. Aus ökologischer Sicht, hast du recht. War jetzt nicht unbedingt mein Hauptaugenmerk, weil ich persönlich EVs nicht unbedingt interessant finde, weils dann möglicherweise grüner wird.

  2. Also der Verbrauch…naja
    Ich fahre einen scenic gebraucht gekauft…..um 300 rostfrei……800 euro an teilen investiert…
    Verbrauch auf 6000km genau 5,7l/100km
    Was soll ich da mit dem Volvo ?
    Nach 10 Jahren Krieg ich wieder 300….beim Volvo nichtmal ein Drittel vom Neupreis……wie schaut da die Rechnung aus ?
    Naja eher schlecht…..für mich zählt nur was hab ich pro km gebraucht…..Wertverlust natürlich mitgerechnet…..ich fahre 40tkm im jahr

    1. Ich fahre einen C63 von 2014, Verbrauch 14l superPlus, mannchmal auch mehr.
      Was will ich da mit einem Volvo?
      Für mich zählt nur der Fahrspaß.

      Mal im ernst, Äpfel und Birnen Vergleich kommentieren?

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