Tatsächlich meine ich den Titel des Beitrags sehr doppeldeutig, denn unser heutiges Konsumverhalten auf Smartphones erinnert mich in vielen Teilen sehr stark an diese süßen kleinen Nagetiere. Beobachten wir besonders den Markt der Social-Apps der letzten Jahre, dann hat sich das Konsumverhalten von Inhalten maximal beschleunigt und verkürzt. Von längeren Textinhalten bei Facebook oder anderen Webseiten sind besonders jüngere Menschen vermutlich meilenweit entfernt. Heute ist vieles kurz, laut und schnell.
Mit knapp über 30 zähle ich nun nicht mehr zur heutigen Jugend, bin aber noch relativ nah an deren Konsumverhalten dran. Glaube ich jedenfalls, korrigiert mich gerne. Aber auch meine Generation ist noch bei TikTok und Co. vertreten, wir sind nicht so weit abgeschlagen wie unsere Eltern mit über 50. Manchmal wäre ich das aber gern. Ich würde mir gerne wieder abgewöhnen wollen, wie ich heute viele Inhalte im Netz konsumiere. Ich bin mir meiner Schwächen durchaus bewusst, doch ich stecke vielleicht schon viel zu tief drin.
Angefangen hat vieles mit den Foto- und Videonetzwerken. Snapchat war anfänglich eine interessante Idee, doch daraus entstand die schon fast krankhafte Welt der digitalen Kurzgeschichten. Wir konsumieren oftmals nur noch in kleinen Häppchen und teilen uns auf diese Art anderen mit. Mit Fotos oder Videos, die nur wenige Sekunden kurz sind. Inzwischen sind Story-Funktionen von Instagram und Co. so stark in der digitalen Gesellschaft verankert, dass man selbst bei nur wenigen Kontakten permanent neue Inhalte um die Ohren bekommt.
Am Buffet der (sehr) kurzen Storys
Hier mal ein Häppchen, dort mal ein Häppchen. Es muss schnell verfügbar sein, darf nicht in die Länge gezogen werden und neue Inhalte muss es in möglichst kurzen Abständen zueinander geben. Inzwischen ist dieses Nutzungsverhalten so ausgeartet, dass ich die Leute dabei beobachten kann, wie sie selbst kurze Storys gar nicht mehr vollständig anschauen. Stattdessen klicken sie sich nur noch in Sekundenschnelle durch die Beiträge. Hierbei erwische ich mich regelmäßig auch selbst. Es fehlt wohl das echte Interesse daran, was die Leute veröffentlichen, bei denen man eigentlich genau aus diesem Grund auf die Follow-Taste gedrückt hat.
Das ist aber eine durchaus logische Konsequenz. Denn mit der hohen Frequenz an neuen Inhalten ist unvermeidbar, dass sich diverse Inhalte auch ständig wiederholen. Das passiert selbst bei noch so kreativen Menschen, die sich wenigstens ein wenig mehr Zeit für die optische Darstellung nehmen. Dennoch „hamstern“ wir die Inhalte, die wir sehen. Wir zappen durch die Storys durch wie ein Hamster am Büffet, der sich die Backen für die nächsten Wochen füllt. Nur vergessen wir genauso schnell wieder, was wir gerade noch gesehen haben.
Täglich grüßt das Murmeltier
Das ist zugleich der zweite Punkt, der mich an dieser Entwicklung stört. Weil wir ständig Neues sehen wie am laufenden Fließband, bleibt davon schlussendlich wenig hängen. So können wir zum 100. Mal sehen, wie ein Kontakt bei Instagram am Morgen ein Foto seiner Kaffeemaschine postet und wir schauen uns diese Fotos dennoch jeden Tag wieder an. Challenges wie bei TikTok haben zig Millionen Views, dabei passiert fast immer wieder dasselbe.
Wir sind süchtig, selbst nach Schrottinhalten und ständigen Wiederholungen. Wir sind so süchtig, dass wir von Jahr zu Jahr schneller konsumieren und uns die Konzerne dafür mit den richtigen Tools füttern. Das zeigt sich an so vielen Punkten. Zum Beispiel das beliebte Binge-Watching bei Netflix. Da rattert man auch mal eine Serienstaffel in nur einem Tag durch. Weil wir Inhalte deshalb so schnell konsumieren, legt Netflix im atemberaubenden Tempo neue Inhalte nach. Zu Lasten der Qualität. In ähnlicher Weise funktioniert auch TikTok, das wiederum im Kern direkt auf besonders kurze Videos abgestimmt ist.
Es muss laut und schnell sein. Und jetzt sind sogar unsere „Gespräche“ schneller.
Wir wollen uns nicht lange mit einem Thema aufhalten
Der hierzulande beliebteste Messenger spielt jetzt Sprachnachrichten auf Wunsch in doppelter Geschwindigkeit ab. Wir sind also inzwischen so schnelllebig geworden, dass wir uns nicht mal mehr für die Gespräche mit unseren Freunden die Zeit nehmen wollen, die wir uns dafür eventuell nehmen sollten. Stattdessen spulen wir vor. Weil wir entweder nur noch belanglose Gespräche führen oder uns gar nicht lange mit einer einzigen Person aufhalten wollen. Hastig. Schnell wieder weg. Direkt ins nächste Gespräch, in die nächste Story.
Natürlich gibt es auch positive Gegenbeispiele. Twitch wäre so eins, das bei jungen Leuten heute ebenfalls sehr beliebt ist. Dort bleiben Zuschauer manchmal stundenlang dran und wechseln nicht den Kanal.
Video: Social Media und die Einsamkeit der Menschen
Ein interessantes Gespräch aus den letzten Tagen dazu, wie sozial die heute vielgenutzten Social-Apps eigentlich wirklich sind und was wir während der Nutzung dieser Apps leider zu stark vernachlässigen:
Einfach nur genial. Dankeschön für diesen Einblick. Das so etwas gerade auf einer Technik-Website thematisiert wird, finde ich sehr gut. Dabei lese ich gerade das Buch von Diana Kinnert „Die neue Einsamkeit“ dazu. Kann ich nur empfehlen.