Mobile Messenger-Apps eignen sich heute nicht nur für Privatnachrichten, auch der Handel mit illegaler Ware soll florieren. Normalerweise kennen wir solche Geschichten nur in Verbindung mit dem Darknet, doch auch Messenger wie Telegram sollen sich zum Dealen eignen. Vice will das in ausführlichen Recherchen aufgedeckt haben, worauf wir hier ganz kurz mit ein paar Worten eingehen wollen.
Es gibt riesige Telegram-Gruppen, in denen fast ausschließlich der Handel von Drogen behandelt wird. Drogen werden gesucht, Drogen werden angeboten. Getroffen wird sich zur Übergabe an vollen Plätzen, damit die tatsächliche Übergabe im Trubel der Massen völlig untergeht und somit weitestgehend anonym bleibt. Same-Day-Delivery.
„Wer hat Crystal in Schöneberg?“, „Coca in Pankow JETZT???“, „Suche Mephedron rund um die Warschauer Str“ – so in etwa sieht es in einer der geschlossenen Gruppen aus, in denen auf Telegram Drogen verkauft werden.
Lieferung am selben Tag
Es gibt natürlich nicht nur Drogen im Angebot, auch gehackte Netflix-Konten, kostenlose und daher gestohlene Kinofilme, wie auch noch andere digitale Inhalte werden einfach in Kanälen und Gruppen bei Telegram angeboten. Da kommt übrigens jeder rein, jedenfalls soll man entsprechende Anlaufstellen recht schnell finden können.
In den Schwarzmarkt vorgedrungen sind wir innerhalb weniger Stunden. Zuerst waren es öffentliche Channels, die sich durch Suchbegriffe in der App finden lassen. Telegram bietet dafür eine interne Suchfunktion. Sie liefert pro Anfrage aber nur drei Ergebnisse. Effektiver lassen sich Channels über spezielle Online-Verzeichnisse oder die Google-Suche finden. Weiter ging es Stück für Stück durch Empfehlungen, die in diesen Channels gepostet wurden. Viele Channels sind miteinander vernetzt und machen gegenseitig Werbung füreinander.
Unfassbar ist, dass diverse Gruppen sogar richtig administriert werden. Wenn Dealer unzuverlässig sind, fliegen sie aus diesen Gruppen raus. Eine der ältesten Dealer-Gruppen bei Telegram soll bereits seit fünf Jahren existieren. Jedenfalls hat sich die Messenger-App etabliert, die ständige Verfügbarkeit ist ein Vorteil und treibt sogar die Preise nach oben.
Seit ein paar Monaten erst nutzt er die Telegram-Gruppe zur Kundenakquise. „Ist doch besser als Kokstaxi fahren“, sagt er. „Ich kann auch höhere Preise nehmen.“ Spitzenzeiten gebe es natürlich auch auf Telegram: „Mit Abstand am meisten hab ich am Freitagabend und Sonntagmorgen zu tun“, sagt er.
Für die Polizei kein unbekanntes Thema, man setze auf verdeckte Ermittler. Schwer wird es allerdings immer dann, wenn die Plattformen mit einer Verschlüsselung arbeiten. Letzteres ist für Telegram-Gruppen nicht nutzbar, nur für einzelne Chats. Zudem ist Telegram verschwiegen, arbeitet ungern mit Behörden zusammen. Anonymität spricht ebenfalls für Telegram.
„Das Phänomen des Drogenhandels über den Messenger-Dienst Telegram ist uns bekannt“, sagt der Sprecher der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) an der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt, Georg Ungefuk. Seine Behörde habe beobachtet, dass der Vertrieb per Chat oft parallel zum Handel über eine Darknet-Plattform laufe, so Ungefuk gegenüber VICE. Auf Telegram könne man wie auch auf anderen verschlüsselten Plattformen nur sehr eingeschränkt ermitteln.
Komplette Kinofilme auf Knopfdruck
Noch einfacher macht es Telegram für den Handel mit Raubkopien. Per Knopfdruck gibt es aktuelle Filme aus der Cloud, einfacher war der Bezug solcher Raubkopien wohl noch nie.
Für die Filmbörsen von Telegram brauchen Kunden kein Geld, die Kinofilme werden verschenkt. Ein Fingertipp reicht aus, um eine Filmdatei aus dem Telegram-Channel direkt runterzuladen. Kein Vergleich zu zwielichtigen Streaming-Websites mit kaputten Links, Werbebannern und ruckeligen Playern. Den nötigen Speicherplatz bietet Telegram kostenlos an, solange eine einzelne Datei nicht größer ist als 1,5 Gigabyte. Für einen Kinofilm reicht das locker.
Durch schon fast klassisches Empfehlungsmarketing lässt sich mit dieser Geschichte sogar Geld verdienen. Unfassbar. Ein illegaler Kanal zahlt für Werbung, um neue Kunden aus einem anderen illegalen Kanal gewinnen zu können.
Das Geld komme von anderen Telegram-Nutzern, die ihre Channels bei ihm promoten, um selbst Abonnenten zu gewinnen. Tatsächlich gibt es auf den Film-Channels des Studenten Werbeposts, die auf die Kanäle anderer Betreiber verlinken.
Garantiert legal ist unser kleiner Smartdroid-Kanal, wo wir uns hin und wieder mit Lesern über neue Technik austauschen!