SORMAS, das steht für „Surveillance, Outbreak Response Management and Analysis System“ und ist die Abkürzung der Software, die in der Corona-Pandemie eine zentrale Rolle spielt. Erweitert um das Modul für die Kontaktverfolgung von Covid-19-Erkrankten steht es dem Öffentlichen Gesundheitsdienst kostenfrei zur Verfügung.
Wegen Ebola entwickelt, seit 2014 im Einsatz
Entwickelt wird SORMAS vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung sowie dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung, beide mit Sitz in Braunschweig. SORMAS wurde schon 2014 zur Bekämpfung des Ebola-Ausbruchs in Westafrika eingeführt.
2016 wurde die Software Open-Source veröffentlicht und steht somit nun jedem auf GitHub zur Verfügung. Auch lässt sich hier einsehen, welche Änderungen zuletzt vorgenommen werden und wo noch Nachbesserungsbedarf herrscht.
Einer Umfrage zufolge wurde SORMAS bereits in 270 der 400 bundesweiten Gesundheitsämtern installiert. Tatsächlich benutzt wird es aber nur in 90, ergab eine Umfrage von ARD Kontraste Ende Februar. Bei allen anderen befindet sich die Software noch im „Testbetrieb“. Und selbst da, wo das Programm benutzt wird, läuft es nicht einwandfrei:
Es gibt noch eine andere Hürde. Dabei geht es um eine Schnittstelle zu einem Programm aus den 1990er-Jahren. Es nennt sich SurvNet und gehört dem Robert Koch-Institut (RKI). Mit SurvNet werden Infektionskrankheiten an das RKI übermittelt: Masern, Pocken – aber auch Coronafälle. Damit das klappt, müssen beide Programme miteinander harmonieren. Doch genau diese Schnittstelle funktioniert nicht. Bekannt ist das Problem seit fast einem Jahr. Gelöst ist es nicht.
Schnittstelle zwischen SORMAS und RKI mangelhaft
In der Theorie sollen die erfassten Daten automatisch ans RKI und deren Software SurfNet übertragen werden. Das RKI behebe jedoch Probleme bei der Schnittstelle nicht, weshalb SORMAS nachträglich dauernd weiterentwickelt werden muss. Das hat zur Folge, dass Mitarbeiter jeden Namen trotzdem per Hand eintragen müssen.
Einem IT-Experten nach müsste das Gesundheitsministerium das RKI anweisen, dass sie Daten direkt aus SORMAS empfangen könnten, womit der Umweg über SurvNet entfallen würde. Neben Deutschland benutzen übrigens unter anderem Ghana, die Schweiz und Frankreich SORMAS.
Link zum SORMAS-Demoserver
Damit sich Behörden oder andere Interessierte einen Überblick über SORMAS verschaffen können, bevor man sich der komplizierten Installation widmet, gibt es eine Demoversion. Unter demoversion.sormas-oegd.de kann man aus verschiedenen Logins auswählen: z.B. als „National Clinician“, als „Lab Officer“ oder als „Surveillance Supervisor“. Je nachdem ist die Oberfläche anders aufgebaut und es sind andere Funktionen verfügbar.
Pandemie-Simulation: Zahlreiche Beispieldaten verfügbar
Natürlich ist der Demoserver schon mit ausreichend Beispieldaten gefüllt, sodass sich ein realistisches Bild ergibt, wie das Programm im Alltag eingesetzt wird. Die Software sammelt umfassende Informationen bezüglich Fällen, Kontakten, Proben und Ereignissen.
Beschäftigt man sich eine Weile mit SORMAS, wird schnell das ungeheure Potential dieser digitalen Möglichkeiten klar – und es ist traurig zu lesen, wie es offenbar verschwendet wird.