Sony Xperia XZ3 Test: Das ist einfach nicht genug

Sony Xperia XZ3 Test

Zum Ende des Jahres wollen wir noch ein paar Flaggschiff-Smartphones aus diesem Jahr ausprobieren, jetzt war das Sony Xperia XZ3 bei mir für einen Testbericht zu Gast. Sony ist weiterhin einer der wenigen Hersteller, der eine ganze Flaggschiff-Serie hat und das mittlere Modell davon weiterhin alle 6 Monate neu auflegt. Es gab in 2018 also bereits ein Xperia XZ2 und XZ3, ein halbes Jahr davor das XZ1 und zu Beginn 2019 wird wohl bereits das XZ4 folgen. In meinem Alltagstest bestätigt sich die Befürchtung, dass dieser Rhythmus keinen Mut und nur wenig Innovationen zulässt.

Sony überarbeitet sein Design seit Jahren immer nur in Details, was zugleich Vorteil und Nachteil ist. Optisch kann man das Xperia XZ3 von der Konkurrenz unterscheiden. Seit dem XZ1 hat sich sogar einiges getan. Was die Materialien angeht auch, Sony setzt auf Glas an der Rückseite. Vorderseite und Rückseite werden im Sandwich-Style durch einen Gehäuserahmen zusammengehalten, optisch und haptisch ist das okay. Ich mag die stark gewölbte Rückseite nicht, das Gerät rutscht einem weg, sobald die Ablagefläche nicht perfekt waagerecht ist.

Sony Xperia XZ3 Test

Für mich sind allerdings zwei andere Punkte entscheidender, die das Xperia XZ3 im Alltag weit zurückwerfen. Die Positionierung des Einschaltknopfs, wie auch des Fingerabdrucksensors an der Rückseite, sind jeweils katastrophal. Für Kinderhände sicherlich supergeeignet, für Erwachsene sind die tief positionierten Module eine Katastrophe. Mit dem Einschaltknopf komme ich irgendwie klar, der Fingerabdrucksensor müsste aber eher auf höhe der Kamera sitzen. Im Alltag visiere ich mit dem Finger stets die Kamera an, ich gewöhne mich nicht an die „falsche“ Position.

Sony Xperia XZ3 Test
Position der Fingerabdrucksensoren im Vergleich.

Es ist mir ein Rätsel, warum Sony die Kritik am XZ2 komplett ignoriert hat.

Sony setzt auf OLED-Display und 19 MP Kamera

Eine echte Neuerung ist das Display, Sony wechselt auf ein OLED-Panel und das mit gebogenen länglichen Seiten. Infinity-Display, ick hör die trapsen. Letzteres ist meines Erachtens überflüssig. Dort wo Display und Glas gebogen sind, ist bei frontaler Draufsicht ein blauer Schimmer. Unschön. Zwar ist dieser Schimmer oder Schatten, wie auch immer wir das bezeichnen wollen, auch bei einem Samsung Note9 vorhanden, welches auch gerade bei mir ist, nur deutlich weniger auffällig. Ansonsten kann mich das Sony-Panel überzeugen, es bietet eine hochwertige Darstellung in vielen Belangen und ist wahnsinnig scharf in der Darstellung sowie hell.

Sony Xperia XZ3 Test

Hohe Sättigung oder eher zurückhaltend? Das entscheidest du!

In Verbindung mit dem neuen Display wurde der „Seitensensor“ eingeführt. Ein doppeltes Tippen an den Bildschirmrand öffnet ein Menü, zum Beispiel für den Schnellzugriff auf Lieblings-Apps. Aufgrund der leicht unzuverlässigen Funktionsweise löst der Seitensensor bei mir so wenig Begeisterung aus, wie es auch HTCs „Edge Sense“ oder Googles „Active Edge“ tun. In drei von fünf Fällen klappt die Geste für den Seitensensor nicht, das ist frustrierend. Oder die Funktion löst ungewollt aus.

Im Fokus steht bei Sony selbstverständlich die Kamera, denn die Japaner liefern die Sensoren für den kompletten Markt. Nur bei den eigenen Geräten konnte Sony selten überzeugen. Spoiler Alarm: Hat sich nur bedingt geändert. Gut ist die 19 MP Hauptkamera durchaus, aber spätestens im Lowlight nicht auf Level von Samsung, Google und Co. Natürlich ist mein Lowlight-Vergleich brutal, weil ich hier insbesondere auf die Details im Hintergrund achte, aber genau da trennt sich nun mal die Spreu vom Weizen.

Rechts das Samsung Galaxy Note9, links sind die Fotos des Xperia XZ3:

Plakat im Vordergrund ist unscharf, das im Hintergrund bei Sony gar nicht erkennbar.

Im Detail sehen wir ein stärkeres Rauschen, die Belichtung ist völlig daneben und dadurch gehen Details manchmal komplett verloren. Immerhin werden Farben meistens noch korrekt wiedergegeben. Tagsüber sind die Unterschiede weniger krass. Aber nicht nur bei Aufnahmen im Automatikmodus, wo Flaggschiff-Smartphones eigentlich überzeugen sollten, kann die Kamera des Xperia XZ3 nur bedingt abliefern. Ich meine, guckt euch den Bokeh-Modus an. WTF?

Das sind keine Ausnahmen, diese Fehler treten recht häufig auf. Ein Standard, den andere Hersteller deutlich besser beherrschen. Egal ob Frontkamera oder Hauptkamera. Ich erwarte derart schlechte Ergebnisse nicht mal von günstigen Mittelklasse-Smartphones. Ich bin einfach enttäuscht, dass Sony mit so viel Erfahrung keine vernünftige Kamera liefern kann und nicht mal aktuelle Standards gut beherrscht.

Selfie am grauen Tag leblos, dabei war ich hellwach.

Crop aus dem vorherigen Foto. Die Pflastersteine im Hintergrund sind nur noch ein unscharfer Brei.

Für gescheite Fotos braucht das XZ3 ein helles und gutes Umgebungslicht, das ist aber insbesondere im Herbst und Winter selten. Ich mag die Fotos aus der 19 MP Kamera meist nicht, sie können mich nur selten zufriedenstellen. Positiv: Farben werden tagsüber nahezu immer sehr akkurat eingefangen. Andererseits sind die Fotos okay, wenn man sie direkt auf dem Smartphone anschaut. Aber das hängt eben von eurem Nutzungsverhalten ab.

Und sonst so?

Sony verändert das Display und kann damit insgesamt überzeugen. Anders sieht es bei der Kamera aus, die einfach nicht das Preisniveau widerspiegelt. Hingegen die Systemleistung und die Akkuleistung nicht erst seit dieser Generation relativ weit vorne dabei sind – damit lässt sich gut leben. Wobei die Systemleistung nicht ganz reibungslos abliefert, die Kamera-App hat immer wieder kleine Hänger und stottert in der Benutzung. Da schließt sich ein Kreis, Sonys größtes Problem war und bleibt die Kamera. Jammern auf hohem Niveau, das erlaubt die UVP von 799 Euro.

Sony Xperia XZ3 Test
Alleinstellungsmerkmal: Kamerataste.

Ein früherer Vorteil hat sich zurückentwickelt: Frontlautsprecher waren lange „das Ding“ der Sony-Smartphones, doch die XZ3-Lautsprecher klingen im Vergleich mit Google Pixel 3, Samsung Galaxy Note9 und ASUS ROG Phone gerade bei Musik sehr blechern. Sony integriert dafür „dynamische Vibration“, welche das „Sounderlebnis“ mit Vibration unterstreichen soll. Das mag erst mal interessant klingen, überzeugte aber nicht. Stattdessen wird mir stets das Gefühl vermittelt, der Vibrationsmotor würde nur völlig unkontrolliert vibrieren. Wer denkt sich so etwas aus? Uncool!

  • Beiliegendes Netzteil unfassbar langsam
  • Akkulaufzeit ist okay, SOT zwischen 5 – 6 Stunden
  • Displayauflösung nicht änderbar
  • Android 9 Pie ab Werk, fast ohne Sony-Software
  • Schnelle Android-Updates erwartbar
  • Schmales Gehäuse
  • Kein Klinkenanschluss

Sony Xperia XZ3: Wird nicht seinem Preis gerecht

Für einen niedrigeren Preis ist das Sony-Smartphone ein Empfehlung, dafür sollte es unbedingt unter 600 Euro kosten. Zwar liefert Sony ein nettes Paket, das insbesondere mit seinem hellen und scharfen OLED-Display überraschen kann, doch von anderen wichtigen Dingen hat man sich ablenken lassen. Statt „dynamische Vibration“ zu integrieren und uns den unzuverlässigen „Seitensensor“ aufzubürden, hätten gescheite Lautsprecher und eine Wow-Faktor-Kamera diesem Gerät bessergestanden.

Und so bleibt am Ende ein mulmiges Gefühl. Zu viele Details stören mich zu sehr, um dieses Android-Smartphone wirklich gut zu finden. Es fühlt sich im Alltag immer etwas unrund an. Schade. Vielleicht klappt es mit dem XZ4 besser, das die Fehler von XZ2 und XZ3 ausbügeln kann? Eine vernünftige Basis dafür ist vorhanden.

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