Sony Xperia XZ1 Test: Kantiger Bolide mit mäßiger Kamera

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Sony bietet mit dem Xperia XZ1 mal wieder ein aufgewärmtes Flaggschiff-Smartphone, doch im Test konnte Sony diesmal zum größten Teil überzeugen. Sony wärmt seine einstige Z-Serie nun seit geraumer Zeit im Rhythmus von sechs Monaten immer wieder neu auf. Nachdem wir das Xperia XZ im Test hatten, folgten kurz darauf das XZs und nun bereits das XZ1. Unterschiede gibt es eigentlich nicht viele, doch im Detail haben sich entscheidende Dinge getan. Ich verrate euch in meinem Test, warum Sony mit dem XZ1 wieder eine durchaus attraktive Alternative zur teuren Konkurrenz bieten kann.

Design vergangener Tage mit notwendiger Auffrischung

Sony bietet ein längst bekanntes Design, optisch hat sich seit dem ersten Xperia Z auf den ersten Blick nicht viel getan. Spürbare Veränderungen gab es in den letzten Jahren aber immer wieder, mit dem ersten XZ allerdings auch einige negative Punkte. Mir gefiel die Haptik nicht, das Gerät lag schlecht in der Hand und fühlte sich aufgrund der Materialwahl bzw. der Lackierung immer irgendwie billig und schmierig an. Nun ist aber einiges anders und vor allen Dingen viel besser.

Rahmen und Rückseite sind nun ein gemeinsames Bauteil, zudem ist die Rückseite nun wieder komplett aus Metall. Antennen verbaut Sony im seitlichen Rahmen mit Kunststoffstreifen, die allerdings kaum sichtbar oder spürbar sind. Grundsätzlich hat sich zum XZ bzgl. der Haptik viel getan, denn der nun matte Rahmen des Gerätes fühlt sich viel hochwertiger an. Metall fühlt sich wieder wie Metall an, obwohl die matte Lackierung schon noch die Haptik verändert.

Ein solider Block, der hochwertig in der Hand liegt. Mal abgesehen von den wirklich eckigen Ecken des Gerätes. Ein Handschmeichler ist das XZ1 dadurch nämlich nicht, rundere Geräte schmiegen sich da einfach besser in die Handinnenflächen. Andererseits hat Sony dieses Jahr nochmal auf das Design gesetzt, welches unverkennbar ist. Wofür man aber auch Kritik einstecken musste, man hat den Trend zu schlanken Displayrändern schlicht verpennt.

Letzteres lässt sich trotzdem auch wieder in einen Vorteil umwandeln, denn Sony ist einer der wenigen Hersteller mit zwei Frontlautsprechern. Und im Querformat sorgen die fetten Displayränder für einen festen Halt, weil sich so das Gerät gut in der Hand halten lässt. Man findet also zu jedem Pro auch ein Contra und umgekehrt, doch auf jeden Fall ist das Gehäuse des XZ1 besser als vom Vorgänger von vor einem Jahr.

Leider ist das Gehäuse auch ein Dreckfänger, die Frontlautsprecher sitzen „tief“ im Gehäuse und bieten ausreichend Platz für Fussel und Staub. Ebenso fängt sich das XZ1 immer wieder Staub an der Rückseite ein, am Übergang von Metallgehäuse zum Bereich des Kamera-Blitzes. Fingerabdrücke lassen sich an der Rückseite leider auch nicht vermeiden.

Frontlautsprecher sollten eine Pflicht sein

Sony verbaut als fast einziger Hersteller Frontlautsprecher und davon auch noch zwei Stück. Nun hat uns Google gezeigt, dass dafür nicht unbedingt 5 m Displayrand vorhanden sein muss und trotzdem würde ich mich hier pro Sony aussprechen. Der Sound ist so viel besser im Vergleich zu vielen Smartphones mit ihren Blechdosen an der Unterseite, da klatsche ich gleich noch mal für Sony kräftig in die Hände. Klar fehlt auch diesen Lautsprechern die Kraft im tiefen Bereich, doch der „kleine“ Stereosound ist für Videos auf dem Smartphone echt gut.

Mithalten kann das Display da nur bedingt. Zwar bietet das Panel viel Helligkeit und eine insgesamt gute Bildqualität, doch mich will keiner der angebotenen Farbmodi so richtig überzeugen und man sieht bei genauem Hinschauen sogar die Struktur bzw. das Raster des Displays. Nervig ist leider auch hin und wieder die automatische Regelung der Helligkeit, da diese einfach zu schnell reagiert. Nur eine kleine Veränderung des Umgebungslichts und sofort regelt das Display die Helligkeit nach. Leider dabei immer wieder hoch, runter, hoch, runter und in sichtbaren Abstufungen – das nervt manchmal gewaltig. Ebenso nervig: Einen Blaulichtfilter bzw. Nachtsichtmodus gibt es nicht. Welch Ironie, dass das Display dafür leicht blaustichig ist.

Kamera kommt der Konkurrenz nicht bei

Und was macht die Kamera? Sie steht leider ein wenig über die Rückseite hinaus, was sich aber tatsächlich in Grenzen hält. Tagsüber bin ich mit der Kamera halbwegs zufrieden, bei schlechtem Umgebungslicht mangelt es dann doch sehr an Qualität. Sony ist besonders im Lowlight weit von der Konkurrenz entfernt, obwohl auch dort Sony-Sensoren zum Einsatz kommen. Am Ende zählt eben vor allem die Software, wobei auch die Blende von f/2.0 und die nur 1,2 um großen Pixel nicht gerade beeindrucken. Toll ist wiedermal die verbaute Kamerataste, die sonst kein Hersteller mehr verbaut.

Besonderheiten? Ein Memory-Chip direkt in der Kamera für 960 fps Slow-Motion, ein verfolgender Autofokus und ein 3D Creator. Letzteres ist (theoretisch) beeindruckend gut, es lassen sich Gesichter, Köpfe und andere Objekte in 3D einscannen. Es benötigt dafür ein ziemlich perfektes Umgebungslicht und Platz, da Schatten arg stören und man meist um das Objekt herumgehen muss. Im eigenen Wohnzimmer sind die Ergebnisse nur durchwachsen. Leider. Egal ob Lebensmittel, Gesicht oder Objekte, selbst am sonnigen Herbsttag kommen selten tolle Ergebnisse bei raus. Tatsächlich kann der 3D Scan wie in den Demos von Sony beeindruckend gut sein, ist im Alltag aber eher ein frustrierendes Unterfangen.

Wie der 3D Creator unter optimalen Bedingungen arbeitet:

Was aus dem 3D Creator im eigenen Wohnzimmer rauskommt:

2x eine verkrüelte Pflanze, das Brötchen rechts sieht schon besser aus.

Je nach Objekt kann der Scan aber auch schon etwas besser aussehen, wie etwa der folgende – recht einfache – Test mit einem Kurbis:

Scans lassen sich in unterschiedlichen Dateiformaten ausgeben und auch direkt an einen 3D Drucker bzw. an einen entsprechenden Dienstleister weiterleiten. Wenn der Face Scan mal eher alltagstauglich ist, wäre zukünftig auch denkbar den eigenen Avatar in Spiele einzubinden. Mit AR Effekt ist das jetzt schon spielerisch möglich. Prinzipiell ist der 3D Scan mit einer handelsüblichen Smartphone-Kamera schon beeindruckend, zunächst aber noch eine Spielerei mit Schwächen in der alltäglichen Anwendung.

Beispiele für 960 fps Videos gibt es inzwischen genügend. Ich kann auf jeden Fall die bisherigen Ergebnisse nachvollziehen, man benötigt in der Regel sehr viel Licht und die Zeitlupe ist nur wenige Sekunden kurz. Cool auf jeden Fall, in der Realität dürfte man ungeahnte Momente aber leider immer verpassen.

Akku nur Mittelmaß, Performance on top

Ein Snapdragon 835 und 4 GB RAM Arbeitsspeicher sind zwar nicht die bestmögliche Kombination, trotzdem gibt es beim Xperia XZ1 eine hervorragende Performance im Alltag. Alles reagiert und arbeitet rasend schnell, da können sich die Jungs von Samsung mal eine Scheibe abschneiden. Multi-Tasking ist ebenso kein Ding, die Software ist gut optimiert. Und übrigens Stock-Android, Sony hat Android fast nicht angerührt und liefert nur ein paar Apps mit aus. Mir fallen allerdings keine größeren Kritikpunkte ein.

Nur ist die Software hier und da etwas buggy, da sollte Sony mittels Updates aber nachbessern können. Egal ob es der Zugriff auf Mikrofon und Kamera durch externe Apps ist oder einfach nur die Stabilität von Apps, hier und da stürzen Prozesse einfach ab. Mal drei Tage nicht, dann mal wieder zweimal an einem Tag. Mir ist das komplette Gerät auch schon zweimal abgestürzt, was ich bei Android-Geräten vielleicht vor ein paar Jahren zuletzt hatte. Ein Werks-Reset scheint bei mir aber erst mal Wirkung zu zeigen.

Android 8 Oreo ist schon am Start

Unbedingt muss an dieser Stelle noch erwähnt werden, dass Sony seine neuen Geräte auch mit der neuen Android-Version Oreo an den Start bringt. Und das nicht erst in ein paar Monaten, sondern nur wenige Wochen nach der Präsentation. Samsung, LG und Co schaffen das bei ihren 800+ Euro Geräten nicht. Ganz allgemein ist die Arbeit von Sony hervorragend, man unterstützt die Android-Entwicklung und die Modding-Community gleichermaßen.

Sony verbaut einen nur 2700 mAh großen Akku. Zwar leistet der ganz gute Arbeit, ohne Stamina (intelligenter Akkusparmodus) reicht das Xperia XZ1 nicht an die Geräte der Konkurrenten heran. Im Schnitt reicht bei mir das XZ1 leider nur für 24 h Gesamtlaufzeit bei 3 h SOT aus, da kommen andere Geräte doch ne Ecke länger hin. Total enttäuscht bin ich aber nicht, ich habe selten das „schon wieder leer“-Gefühl. Mehr Akkukapazität wäre sicherlich drin, hier könnte man sich Tipps von Huawei holen.

Sonstiges

  • Fingerabdrucksensor ist echt flott und akkurat in der Erkennung, kein Vergleich zum Xperia XZ. Position im Gehäuserahmen (Power-Taste) ist im Alltag ganz okay.
  • Empfang von WiFi sehr gut, Wechsel zwischen 2G, 3G und 4G manchmal etwas langsam.
  • Quick Charge lädt den Akku flott auf, ein optionaler Schutz soll den Akku beim Laden allerdings zusätzlich schonen.
  • Gehäuse ist wasserdicht, unter die Dusche gehe ich mit meinem Smartphone trotzdem nicht.

Fazit

Sony bietet ein grundsolides Flaggschiff-Smartphone, das aber wieder ausgerechnet bei der Kamera weit hinter der Konkurrenz liegt. Samsung und Co liefern da einfach bessere Arbeit ab. Gründe könnten sein, dass sich Sony auf Features wie den 3D Creator oder 960 fps konzentriert, nicht aber auf die Verbesserung der Qualität handelsüblicher Fotos. Man schießt sich selbst ins Knie, da besagte Features im Alltag wohl eher selten zur Anwendung kommen.

Kann man das Xperia XZ1 nun trotzdem kaufen? Ich denke mit einem gefallenen Preis ist das Xperia XZ1 zum Weihnachtsgeschäft mit Sicherheit eine attraktive Alternative. Oder euch ist die Kamera nicht so immens wichtig, dann kann man getrost zum Xperia XZ1 greifen.

PS: Wir waren mit Sony und 1&1 zu Gast in Dortmund, dort konnten wir uns das CL-Spiel gegen Real Madrid anschauen und erhielt vorab eine Präsentation zum XZ1.

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