Fast einen Monat hatte ich jetzt das Sony Xperia S von getgoods.de im Test und bin ziemlich gespalten, da meine Erwartungen an das Gerät sehr hoch waren und ich seit der ersten Präsentation es als ziemlich gut einstufte, leider aber teilweise meine erste Meinung vom japanischen Flaggschiff etwas revidieren muss. Passenderweise bin ich selbst im Besitz eines der großen Konkurrenten, das HTC One X hat mich seit Mitte April in seinem Bann und ich bin ehrlich gesagt wieder etwas bei HTC angekommen, nachdem sie im letzten Jahr eher mehr enttäuschende Produkte in den Handel brachten.
Sony hingegen überzeugte mich im letzten Jahr, da war das Xperia Ray, das Arc S, wirklich gute und vor allem vergleichsweise günstige Geräte. Aber irgendwie, das Xperia S konnte mich nicht wirklich überzeugen, vielleicht liegt es auch daran, dass es mit einer alten Android-Version bis heute ausgestattet ist, ich selbst aber Android Ice Cream Sandwich seit November 2011 nutze, das spürt man doch an einigen Stellen, aber seht selbst.
Design, Verarbeitung und das Display
Auch Sony hat sich in diesem Jahr in eine andere Richtung getraut und das Design der neuen Smartphones drastisch zu den letztjährigen Modellen geändert. Gerade das Xperia S ist verdammt eckig geworden, was ich persönlich mal so gar nicht ab kann, beim Xperia S sich aber noch akzeptabel anfühlt. Die Rückseite ist recht bauchig, liegt aber deswegen auch ganz gut in der Hand. Der matte Akkudeckel fühlt sich ebenso gut an, allerdings hat der verhältnismäßig große Spaltmaße an fast allen Seiten. Liegt das Gerät also auf seinem Display und man hat die Rückseite im Blick, wirkt das Ganze teilweise wie so ein 100 Dollar-China-Handy, zudem ist der Deckel sehr locker in seiner „Verankerung“ und lässt sich in meinen Augen zu leicht nach oben abschieben. Das Design ist inklusive des transparenten Streifens mit den Antennen an der Unterseite sehr gelungen, die Verarbeitung hingegen wirkt stellenweise hochwertig, stellenweise aber auch sehr billig. Keine Ahnung, was sich Sony hierbei gedacht hat, ich bin da leider zum Teil sehr enttäuscht. Übrigens kann ich bei mir die weiße Kappe unterhalb des transparenten Streifens leicht bewegen, wenn auch nur einen Viertelmillimeter, sie fühlt sich daher aber einfach immer irgendwie locker an. Was ich an dieser Stelle auch nicht mag, die weißen Abdeckungen über den Anschlüssen, die bei mir auch nicht so 100 prozentig festsitzen und nach längerer Nutzung des Gerätes erst recht nicht gerade fester in ihrer Halterung sitzen werden.
Neben der leider insgesamt nur durchschnittlichen Verarbeitung gibt es noch einen besonders wichtigen Punkt am Xperia S, das Display. Hier setzt Sony im Gegensatz zur Konkurrenz auf eine noch normale Diagonale mit 4,3 Zoll, das ist spürbar weniger als die 4,7 oder 4,8 Zoll der Konkurrenz, lässt sich daher auch einfacher mit einer Hand bedienen. Die Qualität des Displays kann sich sehen lassen, Farben beispielsweise wirken noch etwas bunter als auf dem SLCD2 des HTC One X, hingegen helle Töne etwas vergilben. Durch die 1280 x 720 Pixel auf einer kleineren Diagonale wirkt das Bild auch noch etwas schärfer als das des One X-Displays, für menschliche Augen aber auch nur noch minimal zu erkennen. Was ich übrigens bis heute nicht verstehe, ist die automatische Helligkeit des Displays. Die soll integriert sein, kann aber nicht deaktiviert werden, allerdings wird bei mir auch nicht wirklich etwas automatisch reguliert. Vielleicht peil ich das Ganze auch nicht, dann sorry, denn einen Regler für die manuelle Helligkeit gibt es komischerweise und damit kann ich die Helligkeit eben auch regulieren. Weiterhin stört mich als Rechtshänder der Power-Button, welcher von vorn gesehen links auf der oberen Seite angebracht ist.
Nutzung im Alltag, Software, Kamera und Akku
Liebes Team von Sony: warum? Warum wird das neuste Flaggschiff mit Android Gingerbread ausgeliefert, während die Konkurrenz mit der neusten Android-Version sich im Licht der erfreuten Kunden sonnt? Nicht falsch verstehen, Android war in der Version 2.3 nicht schlecht, ist mit 4.0 aber derart besser geworden, dass mir ab dem ersten Einschalten das Xperia S auf Anhieb keinen Spaß machte. Das fängt schon bei der Synchronisierung an: man tippt seinen Google-Account ein, öffnet den Android Market und der aktualisiert sich zum Play Store, mitten während man eigentlich die Apps via Cloud wiederherstellen wollte – bums – aus die Maus. Der Play Store start sich nach der Aktualisierung neu, schon bricht die Synchronisierung der Apps mit der Cloud ab und lässt sich nicht wieder beginnen, die 70 Apps müssten manuell installiert werden. Man kann das auch mehrmals versuchen, es passiert immer wieder gleich – oder ich bin zu doof? Mit einem aktuellen System, das bereits mit dem Play Store versehen ist, wäre das definitiv nicht passiert. Klar, Google hätte den Übergang auch irgendwie eleganter gestalten können oder die Synchronisierung besser machen müssen, letztlich ist aber das Xperia S dennoch auf einem alten Stand. Keine Frage, das System ist fix und auch die Software-Anpassungen seitens Sony sind wirklich gelungen, sodass man nicht permanent sich nach dem Stock-Android sehnt, dennoch fehlen mir Task-Viewer, Schnellzugriff auf die Einstellungen, Schnellzugriff via Lockscreen auf die Benachrichtigungen und so weiter aus Android Ice Cream Sandwich.
Sony packt nicht nur einen eigenen Launcher mit aufs Gerät, der wirklich gut und vielseitig ist, sondern auch einen modifizierten Drawer, ein paar Widgets, integriert Facebook in das OS und bietet ein einfaches sowie gutes Kamera-Interface. Von Gingerbread ist hier nicht viel zu sehen, bis natürlich auf die Grundstrukturen, die Optik aber ist stark verändert und kann auch an die eigenen Wünsche angepasst werden, wobei hier wiederum nur die allgemeine Farbgebung sich ändern lässt, etwa von Blau in Pink und solche Späße. Insgesamt bietet aber diese UI einen Wohlfühlfaktor, den definitiv nicht jede UI anderer Hersteller auch bietet.
Sehr erfrischend finde ich die Idee mit den NFC-Tags, welche beiliegen, zudem gibt es auch gleich die passende Software auf dem Xperia S dazu. Beim ersten Versuch muss man die Tags einscannen, sodass diese bereits im Gerät hinterlegt sind, man kann sie dann frei konfigurieren, was sie dann bei „Berührung“ auslösen sollen. So gibt es im Lieferumfang bereits einen vorkonfigurierten Tag namens „Schlafzimmer“, welcher Klingeltöne und so weiter deaktiviert, gleichzeitig zudem die Wecker-App startet. Eine coole und für jeden leicht verständliche Sache, die den Alltag definitiv etwas einfacher gestaltet.
Im Alltag besonders wichtig ist natürlich auch der Akku und einige Tasten am Gerät. Zum Akku kann ich wie immer keine genaueren Kennziffern nennen, er hat mich aber nicht so richtig zufriedengestellt, wobei ich sowieso nun schon lange Zeit die besseren Akkulaufzeiten unter Ice Cream Sandwich gewohnt bin. Praktisch wiederum ist die Schnellladefunktion, so kann das Gerät in kurzer Zeit schnell mit viel Saft versorgt werden. Unzufrieden bin ich auch mit den vorderen Touch-Buttons für Menü, Home und Zurück, welche allesamt eine bescheidene Funktionalität haben. Ich weiß nicht, wie oft ich manchmal auf einen Button drücke, damit überhaupt eine Reaktion erfolgt, das nervt extrem. Manchmal habe ich das Gefühl, dass der Touch-Sensor jeweils tatsächlich nur so groß wie der kleine Punkt ist, man deshalb nur selten ins Schwarze trifft. Ein Fan wiederum bin ich von dem dedizierten Kamera-Button an der rechten Gehäuseseite, da ich viel und gerne knipse, ist mir dieser sehr willkommen.
Apropos Kamera, die macht in meinen Augen ganz gute Fotos. Wobei das jeder für sich entscheiden sollte. Der Auto-Fokus ist wirklich gut, selbst Makro-Aufnahmen lassen sich großteils sehr gut machen. Gerade eben durch den erwähnten Kamera-Button am Gehäuse machen Fotos so viel Spaß, mit der gedrückten Taste kann man aus dem Standby heraus in weniger als drei Sekunden ein Foto schießen und verpasst so keinen wichtigen Schnappschuss. Mit dem One X kann ich da fast mithalten, muss da aber den Power-Button drücken, das Kamera Symbol in den Entsperrring ziehen und dann auf den Auslöser in der App tippen, also etwas „komplizierter“. Sony hat zwar keine Funktionen wie einen Burst-Mode eingebaut, dafür richtig nette Dinge wie einen „Multi-Angle“-Modus, womit sich Fotos schießen lassen, die sich dann aus verschiedenen Winkeln betrachten lassen, einfach das folgende Video dafür anschauen, ein paar Beispielfotos der Kamera findet ihr hier (kommen später, Upload-Probleme).
[youtube iYBB_5KkTvs]
Wo ich dummerweise schon wieder enttäuscht wurde, ist der Sound des integrierten Lautsprechers. Das Ding fängt spätestens bei dreiviertel der möglichen Lautstärke an zu kratzen, übersteuert hohe und tiefe Töne zugleich, wobei der Sound generell recht schwach ist. Während die Lautsprecher des Sony Tablet S zumindest nicht wie „kurz vor der Explosion“ klangen, verbaut Sony hier den letzten Schotter. Schade, gerade bei Sony hatte ich bei Multimedia viel erwartet.
Fazit
Ein Ende findet auch dieser Testbericht, welchen ich hoffentlich halbwegs kurz und knackig halten konnte, die wichtigsten Dinge dabei aber nannte. So richtig werde ich mit dem Xperia S nicht warm, viele Dinge sind ziemlich nett, wie etwa eben die durchweg gelungene grafische Oberfläche, die aller Konkurrenz viel voraus hat und das schon seit dem letzten Jahr, an anderen Stellen fehlt aber wieder der Flaggschiff-Faktor. Man darf aber auch nicht unterschätzen: das Xperia S ist für fast 200 Euro weniger zu haben, als was die HTC- und Samsung-Flaggschiffe kosten, sogar über 100 Euro günstiger als das neue LG Optimus 4X HD.
Man muss sich also im Klaren sein, greift man zum Xperia S, dann geht man einen Kompromiss ein. Das im gesamten Bild eher mittelmäßige bis gute Smartphone ist eben nicht auf einer Ebene mit One X und Galaxy S3, daher aber auch wesentlich erschwinglicher mit einem Preis von derzeit ca. 400 Euro und mindestens genauso gut ausgestattet. Denn hier haben wir ein 4,3 Zoll HD-Display, einen schnellen Dual-Core-Prozessor, 32GB Datenspeicher und eine dicke 12 Megapixel Kamera. Überzeugen konnte es mich nicht, ich bin aber auch ein von High-End verwöhnter Geek.
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