Tablets gibt es mit Android wie Sand am Meer, unzählige Geräte der großen Hersteller befinden sich am Markt und auch kleinere Hersteller versuchen immer wieder Fuß zu fassen. Gerade eben bei Geräten mit Android fehlt oft die Besonderheit, bis auf überkrasse Hardware wie Quad-Core-Prozessor und Unmengen an Speicher haben die meisten Geräte keine besonderen Funktionen zu bieten. Wenn wir die Oberklasse vergleichen, dann sind alle Geräte mächtig schlank, haben richtig dicke Hardware integriert und letzten Endes auch einen hohen Preis an der Tafel stehen.
Für mich Grund genug, dass ich lieber etwas warte bzw. eben nicht auf das neuste Tablet zurückgreife. Jetzt hat es mich dann aber vor zwei Wochen gepackt, ich musste mir so ein Teil nach der Rücksendung des Serie 5 Ultrabooks von Samsung dringend zulegen. Zur Auswahl standen nicht viele Geräte, denn entweder waren die Tablets mir schlichtweg zu teuer oder hatten eben einfach nicht die oben erwähnten besonderen Funktionen zu bieten. So konnte ich mich schnell darauf einigen, mich zwischen dem schon lange von mir begehrten Sony Tablet S und dem Apple iPad 2 entscheiden zu müssen. Beide Geräte gibt es bereits für unter 400 Euro in der „Grundausstattung“, für mich völlig ausreichend.
Für das iPad spricht natürlich das reichhaltige Content-Angebot, für das Tablet S die tatsächlich praktische Form und der Infrarot-Port. Es wurde natürlich das Tablet S, es hat halt mein geliebtes Android und eben den besagten Infrarot-Port sowie einen ungewöhnlichen aber praktischen Formfaktor, auf welchen ich dann etwas später nochmals zurückkomme.
Honeycomb und flüssige Bedienung? Geht doch!
Größtes KO-Kriterium von allen Tablets war bis dato das installierte Betriebssystem, denn mit Honeycomb lief kein Android-Tablet so richtig flüssig. Das sind nicht nur meine Erfahrungen, sondern auch die vieler Kollegen und es lässt sich einfach nicht abstreiten – Honeycomb war wie eine Gehbehinderung für Android im Wettkampf mit iOS. Dennoch konnte ich nach ein wenig Recherche feststellen, da ich selbst ein Tablet S lediglich nur kurz auf der IFA mal in der Hand hatte, dass das Gerät von Sony wohl locker die komplette Android-Konkurrenz in die Tasche steckt. Und jep, es macht von Beginn an richtig Laune, denn Honeycomb 3.2.1 läuft unglaublich flüssig auf diesem Gerät, alle Apps öffnen und schließen schnell, es gibt für mich tatsächlich hier keinen Grund zu meckern.
Selbst die Auto-Rotation des Displays läuft verhältnismäßig schnell, teilweise sogar schneller als auf meinem Samsung Galaxy Nexus mit Ice Cream Sandwich. Schon der Homescreen läuft bei vielen Tablets extrem hakelig, vor allem wenn dort noch Icons und Widgets drauf sind, hier macht das Tablet S wiederum eine Ausnahme und zeigt, dass das doch funktioniert, also Honeycomb und eine flüssige Bedienoberfläche. Keine Ahnung was die anderen Hersteller hier immer falsch gemacht haben oder Sony eben richtig, auf jeden Fall kann ich hier keinen Kritikpunkt finden.
Mitgelieferte Apps, Killer-Feature und PlayStation-Support
Was für mich in erster Regel absolut kein wichtiges Kaufkriterium ist, ist Zusatzsoftware der Hersteller auf den Geräten. Damit meine ich spezielle Apps oder Widgets, da diese meist eher Müll sind und für einen Geek wie mich nur wenig Freude bedeuten. Das ändert sich teilweise auch bei Sony nicht, auch hier liefert man Zusatzsoftware wie etwa einen Social-Feed-Leser mit, über welchen ihr in Zukunft eure Tweets und Facebook-Einträge konsumieren sollt. Diese Angebote sind ja echt nett gemeint, allerdings ist vor allem diese App derart schlecht umgesetzt, dass ich mich davon schlicht beleidigt fühle. Ich kann an dieser Stelle auch einfach nicht nachvollziehen, wie man so ewas überhaupt auf einem Gerät vorinstallieren kann, ohne sich dafür dann in Grund und Boden zu schämen.
Apropos Schämen, da sind wir doch direkt bei dem integrierten PlayStation Store angelangt. Wenn ich das als ahnungsloser Kunde auf der Verpackung des Gerätes lese und dieses Feature von meinem ahnungslosen Kundenberater im Einzelhandel schmackhaft gemacht bekomme, dann erwarte ein reichhaltiges Angebot von PlayStation-Spielen für mein Tablet und stell die PlayStation 3 schon mal vorsichtshalber bei eBay rein, doch das ist definitiv ein schwerwiegender Fehler. Denn der PlayStation Store bietet unglaubliche 13 Spiele an, welche allesamt Portierungen von der ersten PlayStation bzw. PSOne sind. Für die einen sicherlich ein nettes Retro-Paket (5 Euro je Spiel werden fällig), für mich eine weitere Farce und definitiv nicht viel mehr als ein schlechter Versuch Kunden zu locken. Doch darüber kann ich wiederum hinwegschauen, da mich das nie interessiert hat und auch kein Kaufkriterium war. Andere mitgelieferte Apps wie etwa für die DLNA-Funktion oder um Dateien zwischen Tablet und SD-Karte auszutauschen, sind weniger schlimm bzw. funktionieren sogar richtig gut.
Und damit kommen wir zu meinem Kaufkriterium bzw. zum Killer-Feature – die integrierte Fernbedienung. Diese ist nur möglich, da das Tablet über den oben bereits erwähnten Infrarot-Port verfügt, ein solcher ist in jeder handelsüblichen Fernbedienung integriert. Schon jetzt sollte klar sein, das Tablet S ist unter anderem jetzt meine Fernbedienung für den TV, Sky und die Heimkinoanlage zugleich. Sony hat hier glücklicherweise weit gedacht und liefert die Fernbedienungs-App so aus, dass man damit quasi absolut jedes Gerät steuern kann. Die vorher hinterlegten Fernbedienungen unterstützen bereits sämtliche denkbaren Geräte wie TV, Heimkino-Anlagen, Sat- und Kabelreceiver, VCR, DVR, BluRay-Player, CD-Player, Verstärker, iPod-Docks, Netzwerk-Player und noch viele, viele, viele mehr. Zusätzlich lässt sich die Fernbedienungs-App auch durch die Fernbedienung des einzurichtenden Gerätes anlernen, es sind hier also quasi keine Grenzen gesetzt. Es ist nicht nur verdammt cool mit dem Tablet alle anderen Geräte zu steuern, sondern auf der Couch auch noch extrem praktisch, ich liebe es!
Formfaktor, Akkulaufzeit, Display und die tägliche Benutzung
Ein weiterer Grund für den Kauf des Tablet S ist tatsächlich der extrem ungewöhnliche Formfaktor. Während nahezu alle anderen Tablets über ein gleichmäßig geformtes Gehäuse verfügen, ist das Tablet S wie ein umgeschlagenes Buch oder Magazin geformt, weshalb es vor allem auf die Benutzung im Querformat bedacht ist, sich aber auch im Hochformat extrem gut anfasst. Das Tablet ist an der Seite, wo sich beide Kameras befinden, wesentlich dicker als an der anderen Seite, verfügt zudem auf der Rückseite über kleine Gumminippel für den besseren halt auf glatten Oberflächen. Somit liegt das Gerät, wenn ich es nicht gerade aktiv benutze, auf meinem Couchtisch als Fernbedienung und lässt sich auch sonst liegend auf Tischen viel besser benutzen als die Konkurrenz. Ansonsten ist der Formfaktor sowieso angenehm, wenn man das Gerät wie ich gern horizontal benutzt, so liegt es nicht komplett flach auf und das ermöglicht eine sehr angenehme Bedienung, im Hochformat hat man dank der einen dickeren Seite mehr in der Hand und besseren Halt.
Besonders wichtig bei so einem Gerät ist natürlich auch die Akkulaufzeit und das Display. In der Regel muss ich doch das Tablet S ca. alle zwei bis drei Tage laden, nutze es dabei immer zwischen 5 – 8 Stunden bei einer Entladezeit von eben ca. 48 bis 72 Stunden. Das mag für den einen Nutzer besonders gut, für den anderen besonders schlecht sein, ich bin doch damit recht zufrieden. Aufladen lässt sich das Gerät in ca. 3 bis 5 Stunden, habe ich aber nie so richtig genau gemessen und kann es daher nur ungefähr schätzen, leider ist das Tablet S mit einem besonderen Netzstecker ausgestattet und lässt sich daher nicht mit einem üblichen microUSB-Netzteil laden.
Die tägliche Handhabung des Tablets macht eben vor allem durch die sehr gute Performance und durch den Formfaktor mir besonders viel Spaß, das verbaute Display tut sein übriges. Auch hier hat Sony echt was Gutes vollbracht, die Darstellung ist tadellos und bei voller Helligkeit sollte man lieber eine Schutzbrille tragen. Bestätigt wird dies auch durch die Unabhängigkeit des Blickwinkels, egal wie schräg man auf das Display schaut und den Blickwinkel verändert – die Bildqualität und Darstellung ist quasi permanent perfekt. Hier kommen auch wieder mehrere Funktionen zusammen, dank des SD-Kartenslots und brillanten Displays kann man sehr bequem etwa die Bilder der Digitalkamera auf dem Tablet anschauen oder via DLNA auch auf den Fernseher schmeißen. Die integrierten Lautsprecher sind rechts und links vom Display angebracht, können ordentlich Krach verursachen und bieten ein akzeptables Klangbild, man sollte allerdings nicht zu viel erwarten.
Als Nachteil kann man eventuell das Kunststoffgehäuse sehen, dieses ist allerdings ebenfalls tadellos verarbeitet und fasst sich einfach gut an. Um noch zwei abschließende Sätze zu sagen. Das Sony Tablet S ist fast durchweg ein sehr gelungenes Tablet und es macht einfach unheimlich viel Spaß zu benutzen, da das Paket aus Software und Hardware extrem stimmig ist. Wer derzeit auf der Suche nach einem guten Android-Tablet ist, keine 600 Euro ausgeben möchte und nicht zwingend auf einen Quad-Core-Prozessor setzen will, dem kann ich das Gerät nur wärmstens empfehlen. Fragen einfach in die Kommentare unter dem Beitrag.
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