Die sogenannten Smartwatches sind für Nutzer von Smartphones fast zwangsläufig interessant, doch man darf nicht den Fehler machen einer solchen Datenuhr dieselben Funktionalitäten aufzubürden, denn das geht einfach voll nach hinten los.
Smartwatches in 2013: Unüberlegte Schnellschüsse
Auch wenn erst in diesem Jahr überhaupt mal mehrere Hersteller jeweils eine Smartwatch in den Handel brachten, glaube ich schon jetzt sagen zu können, dass auf Dauer eine Smartwatch ein Smartphone nicht ersetzen können wird. Natürlich kann man eine Smartwatch mit vollem Android ausstatten, wie es etwa die Jungs von Pearl machen, doch diese Idee ist einfach nur einfallslos und im Alltag nicht zu gebrauchen. Das zwar zunächst (fast) nur meine Meinung, andere Nutzer werden das womöglich anders sehen, doch ein unangepasstes und daher vollwertiges Android kann man auf 1,6 Zoll (oder ähnlich) definitiv nicht annähernd komfortabel bedienen.
Gut, man kann aufgrund der Gewinnabsichten nicht gleich allen Herstellern zum Vorwurf machen, dass sie vorerst möglichst schnell vom neuen Markt profitieren wollten, doch ein paar Gedanken mehr während der Entwicklung wären durchaus bei dem einen oder anderen Projekt hilfreicher gewesen. So fängt es schon damit an, dass man kaum die Uhrzeit oder gar den Akkustand ablesen kann, wenn nicht wenigstens diese Symbole entsprechend dem Display angepasst werden. Beim mir vorliegenden Gerät ist zwar der Homescreen angepasst, nur vier Symbole je Seite, doch damit hört es auch schon fast auf. Und so ist es auch bei vielen anderen vor allem kleineren Projekten, die schnell Kohle machen wollten.
Kostenfaktoren: Nerven und Kraft
Der entscheidende Punkt liegt meines Erachtens an der Grenze zwischen Smartwatch für Benachrichtigungen und Smartwatch mit eigenen Apps. Während ich auf einer Smartwatch mit Benachrichtigungen mir lediglich einen schnellen Blick auf die eingegangen Nachrichten verschaffen kann, daraufhin also die Entscheidung fälle das Smartphone aus der Hose zu holen oder nicht, muss ich mit einer eigenständigen Smartwatch theoretisch alles an der Uhr machen. Ich bekomme also eine WhatsApp-Nachricht und soll antworten? Na viel Spaß auf 1,6 Zoll eine Nachricht zu tippen oder gar längere Nachrichten zu lesen. Ähnlich ist es bei allen Apps wie Twitter, Facebook, Google+ und so weiter.
Wer der Meinung ist sein Smartphone mit so einem Gerät ersetzen zu können, wird ziemlich schnell an seine nervlichen Grenzen stoßen. Allein die unglaublich unnatürliche Haltung, wenn man die Smartwatch am linken oder rechten Arm hat und mit der Hand des anderen Arms darauf tippen oder das Teil einfach nur länger (wenige Minuten) bedienen will, treibt mir die Zornesröte ins Gesicht. Selbst Arnold Schwarzenegger würde sich irgendwann erschöpft das Teil vom Arm reißen und wieder zum Smartphone greifen. Man kann also allein deshalb kein Smartphone ersetzen, sondern es wie bei Google Glass höchstens nützlich für den komfortableren Einsatz dieser Technologien erweitern.
Und noch eine kleine technische Anmerkung: Wir sollten eine Smartwatch nicht mit einer Taste aktivieren müssen, denn das ist ebenfalls unglaublich unnatürlich. Oder schaltet ihr eure Armbanduhr immer erst an, wenn ihr die Uhrzeit wissen wollt?
Nur das bringts wirklich
Wirklich nützliche Smartwatches kann es meines Erachtens nicht geben, wenn die Hersteller nicht auch App-Entwickler an die Hand nehmen. Bislang ist das Konzept eine Smartwatch für das Anzeigen von Benachrichtigungen zu nutzen noch relativ einfach, kann aber ziemlich cool erweitert werden, wenn alle mitmachen. So brauchen Apps in Zukunft neben einer Tablet-Oberfläche auch eine dritte Oberfläche für Smartwatches. Allerdings soll auf den Mini-Displays nicht die komplette App verfügbar gemacht werden, sondern nur die wichtigsten Funktionen, die man wirklich komfortabel damit nutzen kann.
Beispiele? Nehmen wir mal Facebook, wo ich eine Benachrichtigung über ein Bild von mir erhalte, das von einem Freund kommentiert wurde. Auf meiner Smartwatch erhalte ich die Benachrichtigung inklusive kleinen Ausschnitts des Kommentars. Mittels zweier Buttons kann ich nun die Benachrichtigung auf der Uhr löschen (bleibt am Smartphone bestehen) oder eine Aktion ausführen, damit beispielsweise exakt dieses Bild in der Facebook-App am Smartphone geöffnet wird. Jetzt muss ich mein Smartphone nur noch aus der Tasche ziehen und kann direkt auf den Kommentar antworten, ohne erst die Facebook-App selbstständig öffnen und die Benachrichtigung suchen zu müssen.
An der Smartwatch kann ich also einen ersten Blick auf die Benachrichtigungen erhalten und so abwägen, ob sie wichtig oder unwichtig sind. Erachte ich sie für wichtig, will also sofort darauf reagieren, kann ich mittels Button oder Geste direkt die Aktion auf dem Smartphone einleiten, ohne dort nochmals die Benachrichtigung oder App manuell öffnen zu müssen. Es geht also darum eine feste Abfolge komfortabel abzuhandeln, ohne dafür eine App oder Benachrichtigung mehrmals an verschiedenen Geräten öffnen zu müssen. Darunter verstehe zumindest ich eine wirklich nützliche Erweiterung.
Neben Benachrichtigungen gibt es dann noch die Möglichkeit die Smartwatch als zweites Display zu benutzen. Bei einer Sport-App werden mir also auf der Smartwatch nur die wichtigsten und aktuell nützlichen Infos angezeigt. So sind während eines Laufs Geschwindigkeit und zurückgelegte Kilometer wichtig, nicht aber die aktuell verbrauchten Kalorien, die dann eher zur Auswertung nach dem Lauf auf dem Smartphone interessant werden. Ähnlich ist es bei der Navigation. Auf dem Smartphone habe ich die komplette Karte inkl. aller Routendetails, auf der Smartwatch aber einfach nur zwei, drei Pfeile und die restlichen Wegangaben bis zur nächsten Abbiegung. Wird in Autos seit Jahren so umgesetzt.
Seid innovativ!
Ja, dämliche Aufforderung, doch sie stimmt ganz einfach. Wobei man gar nicht so wahnsinnig innovativ sein muss. Es gibt schon erste gute Ansätze von Sony, Samsung und sicher auch bei anderen Projekten, doch da muss noch viel passieren, sonst werden Smartwatches mit und für Android zu Beginn genauso toll wie die Android-Tablets der ersten Jahre sein.
Ich hatte richtig Bock auf die smarten Uhren, doch aktuell häng ich mir lieber wieder meine analoge Bahnhofsuhr an den Arm, weil die einfach komfortabler ist.
Ein abschließend positives Beispiel ist sicher Runtastic auf der Galaxy Gear, das schon stark in die Richtung geht, die ich für interessant und richtig halte.
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