Smartphones machen panisch und süchtig

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Gilles Lambert (Unsplash)

Smartphones sind unsere alltäglichen Begleiter und aus einem modernen Leben nicht mehr wegzudenken. Wir können damit alles festhalten, alles erfahren, erreichbar sein und noch vieles mehr. Alles in einem kleinen Gerät, das problemlos in Kleidungsstücke passt und auch deshalb sehr mobil ist. Aber das Smartphone hat uns auch verändert, es kann Mittel zum Zweck neuer Süchte sein und uns sogar sehr regelmäßig in Panik versetzen.

Das Smartphone dient der ständigen Erreichbarkeit und ist der Grund für eine weitverbreitete Angst. „Fear of missing out“, heißt diese heutzutage alltägliche Befürchtung davor, etwas zu verpassen. Es ist zugleich das Geschäftsmodell der Diensteanbieter, so wird die App-Nutzung gesteigert. Es sei aber aktuell nicht geklärt, inwieweit die heute populären Smartphone-Dienste tatsächlich einen Einfluss auf unsere Persönlichkeit haben, so Prof. Christian Montag gegenüber FAZ.

Geschäftsmodell

Man bedenke allein den blauen Haken in WhatsApp, der den Nutzern verrät, dass Nachrichten gelesen wurden. Zugleich wird der Empfänger der Nachricht unter Druck gesetzt, möglichst schnell zu antworten. Man könnte diese Funktion zwar jederzeit ausschalten, doch das machen die meisten Leute nicht, weil sie zu faul sind oder diese Einstellungen gar nicht erst kennen.

Aus vielerlei Gründen ist das Smartphone heute der verlängerte Arm unseres Gehirns und kann uns deshalb jederzeit in Panik versetzen, wenn schwere Defekte oder gar der Verlust des Gerätes droht. Der Verlust des viel genutzten Smartphones löst daher in den Menschen mehr Panik als ein verlorener Schlüsselbund aus.

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Allgegenwärtig

In den vergangenen 12 Jahren hat sich die Welt grundlegend verändert, wenn es um die Nutzung von Technik geht. War das Handy früher noch verpönt, wenn es etwa beim Essen auf dem Tisch lag, ist das heute die normalste Sache der Welt. Dabei verlieren wir aufgrund der schon fast exzessiven Nutzung ein Gefühl für unsere Umwelt, erklärt Professor Montag.

„Die Zeit, in der wir über unseren Alltag reflektieren, nimmt stetig ab. Das ist ein Problem, weil Studien gezeigt haben, dass es die Kreativität unterstützt, den Gedanken nachzuhängen.“

Dafür nannte er ein konkretes Beispiel, das sicherlich nachvollziehbar ist. Früher hat man den Bus verpasst, sich kurz darüber geärgert und dann mit der Umwelt beschäftigt, ein Buch gelesen, sich unterhalten oder eine Lösung für das Dilemma gesucht. Heute sieht unsere Reaktion anders aus:

„Der Bus fährt weg, ich bin frustriert, weiß aber, dass ich ein neues Gerät in der Tasche habe, mit dem ich mich zerstreuen kann. So verhalte ich mich von nun an jeden Tag: Ich verpasse den Bus, ärgere mich, greife zum Smartphone. Irgendwann führt das dazu, dass ich mich gar nicht mehr darüber ärgere, den Bus verpasst zu haben. Ich habe das Gerät nämlich schon in der Hand, wenn ich Richtung Bushaltestelle ziehe. Dabei handelt es sich um eine reflexartige Bewegung – wie das Kuppeln beim Autofahren.“

In vielen anderen Situationen gibt es ein ähnliches Verhalten. Stellt euch vor, ihr sitzt gemeinsam am Tisch, einer verlässt diesen kurz, um etwa auf Toilette zu gehen. Häufig wird in dieser Situation sofort das Smartphone gezückt, es ist ein alltäglicher Mechanismus vieler Menschen geworden.

Viel zu früh

Eine Kindheit ohne Smartphone bleibt wichtig. Das sagt uns eigentlich der gesunde Menschenverstand, doch die Beobachtungen in der Öffentlichkeit zeigen ein anders Bild. Dabei sei besonders wichtig, das Smartphone oder überhaupt vergleichbare Geräte erst spät den Kindern näher zu bringen. Es gibt nun mal Elemente für die Entwicklung des Menschen, die sich nicht ersetzen lassen.

Kinder sollen spielen, am besten draußen, brauchen Aufmerksamkeit von ihren Eltern, um soziale Kompetenzen und Grobmotorik besser schulen zu können. Ein Bildschirm kann den Spieldrang nicht ersetzen, was im Endeffekt zur Zunahme von Erkrankungen wie ADHS führen kann.

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