Nachdem in den letzten Jahren das Schnellladen von Smartphone-Akkus bereits auf 40, später auf über 50 und dann sogar auf 65 Watt optimiert worden war, kam in diesem Sommer der nächste Knaller. Gleich mehrere Smartphone-Hersteller, darunter der Prozessor-Lieferant Qualcomm, haben neue Schnellladetechnologien mit über 100 Watt vorgestellt. Mit dieser Leistung sind auch moderne Smartphone-Akkus in wenigen Minuten wieder reichlich aufgeladen. Aber schädigt diese Technik dem Akku besonders stark, der heute nicht mehr einfach austauschbar ist?
Gerade in der heutigen Zeit, wenn jeder über Nachhaltigkeit redet, sollten wir natürlich nicht gerade für mehr Akkuschrott sorgen. Ist das den Herstellern auch bewusst? Oder geht es hier nur noch ums höher, schneller, weiter? Oppo hatte zu seiner heute etablierten 65 Watt Schnellladetechnik einst informiert, dass ein Akku auch nach 800 Ladezyklen noch eine Restkapazität von mindestens 90 Prozent übrig hat. Das wäre nach gut zwei Jahren Nutzungszeit etwas mehr als ein Ladevorgang jeden Tag, ohne dass darunter der Akku groß leidet. Doch sind diese Zahlen überhaupt im Alltag belastbar, auch wenn sie vom TÜV stammen?
Härtetest bestätigt die Smartphone-Hersteller sogar
Die italienischen Kollegen von DDay.it starteten einen eigenen Versuch. Sie haben ein Oppo Find X2 Pro im Dauertest ca. 250 Mal mit dem originalen 65 Watt Netzteil aufgeladen und danach die verlorene Akkukapazität gemessen. Dabei wurde ein Test durchgeführt, der den Akku von 100 auf 5 Prozent brachte. Vor den 250 Ladezyklen hielt der Akku diesen Test noch für 7:39 Stunden durch. 250 Lade- und Entladezyklen später sind es noch 6:30 Stunden. Das macht einen Verlust von ca. 15 Prozent, also mehr Verlust in deutlich kürzerer Zeit, als der Hersteller kommuniziert. Doch der Teufel steckt im Detail.
Die Kollegen fügten ihrem Test an, dass sie den Verlust für recht wenig erachten. Ihr Test zum Entladen des Akkus belastet die Hardware teilweise sehr stark, außerdem dürfte der Ladezyklus von 5 auf 100 Prozent nicht unbedingt dem alltäglichen Usecase der meisten Leute entsprechen. Realistischer dürften hingegen die Temperaturen des Gerätes gewesen sein, die je nach Testzeitpunkt und Umgebungstemperatur zwischen 36 und 56 Grad in der Spitze erreichten. Wie die Kollegen sagen, lief ihr Test unter insgesamt echt fiesen Bedingungen.
Lädst du dein Smartphone sanft?
Während der Hersteller von einem Akkuverlust von 10 Prozent nach zwei Jahren berichtet, ergibt ein eigener Test einen Verlust von 15 Prozent nach der Anzahl von Ladezyklen, die ungefähr einem dreiviertel Jahr entsprechen. Oder anders ausgedrückt: In der Mitte liegt die Wahrheit. Weder erreichen Nutzer die Laborbedingungen der Hersteller, noch sind die Bedingungen im Alltag so extrem wie bei den Kollegen. Übrigens rechneten die mit einem Verlust von über 30 Prozent, waren vom Ergebnis also mehr als positiv überrascht.
Ich glaube, die Messung der Hersteller ist zu sanft, die der Kollegen wiederum zu straff. Was in meinen Augen trotzdem bedeutet, dass auch das heutige Schnellladen die Akkus nicht so stark belastet, wie man vielleicht vermuten mag. Es haben sich zudem die Schutzmechanismen weiterentwickelt, um das moderne Schnellladen möglichst schonend umzusetzen. Hinzukommt manchmal noch ein intelligentes Ladeverhalten, sodass volle Power nicht abrufen wird, wenn sie gar nicht nötig ist. Beim Ladevorgang über Nacht zum Beispiel.
Grundsätzlich könnt ihr euch als Grundregel merken, euer Smartphone vielleicht nicht immer komplett auf 100 Prozent zu laden und auch nicht immer vollständig zu entladen. Wer das Schnellladen gar nicht für nötig erachtet, verwendet einfach Ladegeräte mit weniger Leistung. Bei den heutigen Akkus von 4000 mAh oder mehr kann das Laden mit älteren oder schwachen Ladegeräten allerdings schon sehr lange dauern.
Oppos neueste Technik im Video
https://youtu.be/Ii9s89DMbwg
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