Langsam aber sicher bricht das Zeitalter von Ultra HD und HDR an, weshalb wir jetzt den neuen Sky+ Pro Receiver getestet haben. Lohnt sich zum aktuellen Zeitpunkt der Umstieg auf Ultra HD? Eigentlich nur für Early Adopter, denn es gibt schlicht kaum Inhalte. Amazon sendet nur ein paar eigene Serien in 4K/HDR, bei Netflix ein recht ähnliches Angebot und beim deutlich teureren Pay TV gibt es satte fünf Filme (variiert je nach Woche) und zwei Sender im Angebot. Letzteres ist dennoch positiv zu werten, denn Sky geht in Deutschland voraus und schiebt Ultra HD-Fernsehen endlich an.
Irgendwer muss ja damit anfangen, den Markt zu öffnen und ihn auch voranzutreiben. Sky ist hier definitiv ein Vorreiter, was zumindest den ein oder anderen Fußballfan erfreuen wird. Natürlich stehen zum Anfang nur wenige Inhalte bereit, bei mir sind es derzeit bei Sky On Demand lediglich fünf bis acht Filme, davon auch nur zwei recht aktuelle, zudem werden mit Sky Sport UHD und Bundesliga UHD bislang nur zwei Sender in höherer Auflösung ausgestrahlt. Trotzdem wollte ich ausprobieren, wie genau der aktuelle Stand aussieht.
Sky+ Pro: Neuer Receiver mit alten Schwächen
Für Ultra HD braucht es natürlich neue Technik, im besten Fall einen TV mit entsprechender Auflösung, ein zukunftssicheres 100/120 Hz Panel und HDR10-Support. Ein solches Gerät* hatte ich mir mit Hilfe von René (mobiFlip) nun angeschafft. Ich bin zwar ohnehin Sky-Kunde, konnte mir aber aufgrund des Blogs für kurze Zeit den neuen Receiver zu Testzwecken quasi ausleihen. Natürlich hat das für mich privat den Vorteil, alles ohne Kosten vorher checken zu können und zudem kann ich den Blog mit interessanten Inhalten füllen.
Nun aber zum Receiver, der natürlich für UHD-Inhalte zwingend erforderlich ist. Sky verlangt bei mir als Privatkunde einen Preis von 99 Euro einmalig für die Hardware, was im ersten Vertragsjahr immerhin rechnerisch fast 9 Euro pro Monat an Mehrkosten wären. Bei Abopreisen von vielleicht 30 Euro je Monat (abhängig von euren Paketen), ist das natürlich schon nochmals eine ordentliche Portion obendrauf. Mit Blick aufs Datenblatt mag das aber halbwegs in Ordnung gehen.
Dennoch wünscht man sich als langjähriger Stammkunde vielleicht mehr Entgegenkommen. Gegen einen über zwei Jahre garantierten Preis und den Sky+ Pro Receiver (ohne Aufpreis) hätte ich nichts einzuwenden, dann bin ich auch gern direkt für weiterhin mindestens 24 Monate zahlender Kunde.
Datenblatt
Geboten wird ein Receiver (DVB-C in meinem Fall) mit max. 2160p bei 50/60 Hz (HDR mit PQ & HLG), 1 TB Festplatte für Aufnahmen, USB-Anschluss, WiFi ac, 1 Gbit/s Ethernet, neuer Fernbedienung und optischem Audioausgang. Überarbeitet hat man auch das Design des Gerätes, im Vergleich zu meinem vorherigen Humax-Receiver ist die Festplatte nun im Gehäuse verbaut, dadurch fällt das Gehäuse viel flacher und optisch ansprechender aus.
Grafische Oberfläche ohne Upgrade
Sky hatte im Zuge der Einführung von On Demand vor einiger Zeit die grafische Oberfläche der Receiver überarbeitet, ist an diesem Punkt dann aber auch zugleich stehen geblieben. In den letzten Jahren hat sich nichts getan, nicht mal die Auflösung der Grafiken wurde erhöht. Umso rückständiger wirken die Grafiken heute, hat man den Sky+ Pro an einem 4K Fernseher angeschlossen. Immerhin ist direkt ein deutlicher Geschwindigkeitszuwachs erkennbar, alle Funktionen reagieren sofort und für die heutige Zeit angemessen schnell. Bei den alten Receivern war das nicht so.
Trotzdem gibt es noch viele Parallelen zu meinem nun sechs Jahre alten Receiver. Nicht mal das sehr rudimentäre Favoriten-Menü hat man verändert, es bietet lediglich die ersten 99 Programmplätze und ist eher umständlich einzurichten. Die Einrichtung macht man zwar nur einmalig, zudem reichen mir persönlich die angebotenen Plätze locker aus, doch einigen anderen Nutzern könnte das eventuell nicht genügen.
Noch immer integriert ist die Aufnahme-Funktion, die recht leicht verständlich gestaltet wurde. Serienaufnahmen sind auf Wunsch auch möglich. Dafür hat Sky eine Festplatte integriert, die zwar Platz „ohne Ende“ bietet, mir allerdings hin und wieder den letzten Nerv raubte. Tatsächlich ist die verbaute Festplatte recht laut, springt zudem auch außerhalb des Betriebs ständig an und wieder aus, was in ruhigen Stunden (Buch lesen im gleichen Raum) richtig nerven kann.
Keine modernen Funktionen
Technisch ist der Sky+ Pro ja durchaus fortgeschritten, muss aber in seinem eigenen Ökosystem vor sich hin dümpeln. Man erhält das TV-Signal und Sky On Demand. Auf Netflix, Amazon, YouTube und Co muss man verzichten, obwohl Sky fremde Dienste zum Beispiel auf der für Sky Ticket* angebotenen Box im Angebot hat. Um zwischen den Diensten zu wechseln, muss ich also weiterhin auch zwischen den Geräten wechseln, denn Sky kann ich nur mit dem Sky-Receiver nutzen, YouTube und Co über den Amazon Fire TV, Chromecast oder direkt die TV-Apps. Zwar bin ich das gewohnt, hätte hier trotzdem mehr Fortschritt gern gesehen.
Nicht nur optisch hat sich die Software kaum verändert, auch Funktionen gibt es kaum neue. Bei Netflix und Co längst selbstverständliche Funktionen sind leider noch gar nicht integriert, wie etwa einen Verlauf meiner geschauten Inhalte. Auch wer eine Serie über On Demand guckt, muss sich die zuletzt geschaute Episode merken. Während uns Netflix und Co entsprechende Hilfestellungen geben, gibt es bei On Demand nichts davon. Selbst Autoplay für Serien gibt es bis heute nicht.
Immerhin gibt es schon seit längerer Zeit die Merkliste zum Speichern beliebter Inhalte, des Weiteren lassen sich Serien und Filme auch offline bereitstellen. Ebenso speichert sich der neue Receiver Sprungmarken, sodass ein frühzeitig abgebrochener Film bei erneuter Wiedergabe nicht einfach von vorn beginnt. Hat mir persönlich bei meinem alten Receiver sehr gefehlt. Praktisch ist zudem die Suche, die mit meinem alten Receiver mangels entsprechender Taste schlicht nicht nutzbar war.
CEC und USB
Leider fehlen noch mehr nützliche Funktionen, obwohl es die Hardware eigentlich zulassen würde. Bis heute lässt sich der Receiver nicht über die Fernbedienung meiner TV-Geräte steuern, das sogenannte CEC wollte schon mit meinem alten Humax-Receiver nicht funktionieren und tut es auch beim neuen Modell nicht. Wer sich keine komplett neue Fernbedienung kaufen will, muss weiterhin eine für den Fernseher und eine weitere gesondert für den Receiver nutzen. Blöd. Denn meine Anlage, der Chromecast und der Fire TV Stick lassen sich mittels TV-Fernbedienung nutzen.
Ähnlich enttäuschend sind die USB-Anschlüsse, die sich schlicht nicht nutzen lassen. Keine Urlaubsvideos, keine Fotos, keine anderweitigen Videos werden abgespielt, einfach weil USB-Sticks und andere Geräte gar nicht erst erkannt werden. Ganz offensichtlich sind die Anschlüsse tot bzw. nur für den Support gedacht, passende Menüeinträge vermisst man nämlich ebenso.
Starke Bildqualität
Zwar mögen die Grafiken der Menüs verwaschen wirken und eine viel zu niedrige Auflösung besitzen, so zeigt sich bei der Wiedergabe von Inhalten ein ganz anderes Bild. Nicht nur Ultra HD-Inhalte sehen richtig stark aus, auch HD-Inhalte werden sehr gut hochskaliert und wirken dadurch hochwertiger als bei meinem alten Receiver. Die Darstellungsqualität der Inhalte mag fast alle negativen Punkte vergessen machen oder zumindest über sie hinwegsehen lassen.
Es gibt zwar weitere Farbprofile in den Einstellungen des Receivers, er wird zudem explizit mit HDR auch im eigenen Forum beworben, doch aktuell setzt Sky wohl weiterhin noch nicht auf HDR. Es fehlt daher also ein letzter wichtiger Bestandteil für die bestmögliche Bildqualität. Vielleicht startet die Ausstrahlung mit HDR noch dieses Jahr.
Gute Fernbedienung
Die mitgelieferte Fernbedienung lässt eigentlich keine Wünsche übrig, gern hätte man aber endlich mal auf die glänzende Oberfläche verzichten können. Ansonsten liegt die beiliegende Fernbedienung gut in der Hand, hat nicht übermäßig viele Tasten und ist meines Erachtens relativ logisch aufgebaut. Nicht mehr verfügbar ist eine Archiv-Taste, dafür muss man jetzt über das Hauptmenü gehen. Dafür ist die Sendeleistung der Fernbedienung sehr gut.
Sky gab den UHD-Startschuss
Sky hat den Startschuss für die nächst höhere Bildqualität gegeben, zumindest auf dem deutschen Markt ist man Vorreiter in mehreren Bereichen. Zugleich ist das Angebot noch derart dünn, dass es ausschließlich für Early Adopter cool ist, meines Erachtens zum Zeitpunkt des Testberichtes aber keinen Aufpreis wert. Im Angebot sind derzeit zwei Sportkanäle in Ultra HD, wie auch nur sehr wenige On Demand-Inhalte.
Genauer gesagt gibt es ein Spiel der Bundesliga je Spieltag in Ultra HD und auf Sky Sport HD läuft in der Regel ein einziges Spiel eines Champions League-Spieltags in Ultra HD. Golf, Formel 1 oder andere Sportarten werden noch nicht in höchster Qualität übertragen. Zudem lohnt der Blick in die Ultra HD-Kategorie von On Demand nur bedingt, dort findet man nämlich in der Regel nur wenige Filme und Serien leider noch gar keine.
Kritisieren muss ich zudem die UHD-Übertragungen im Fußball, da hier die UHD-Kanäle einen eigenen Kommentator haben und dieser ganz offensichtlich nicht im Stadion sitzt. Das beeinträchtigt die Übertragung der Stadionatmosphäre, zudem sind die im Studio sitzenden Kommentatoren meist recht emotionlos. So ist das Bild dann zwar herausragend gut und krass scharf im Detail, dafür kommt tontechnisch nur wenig Feeling auf.
Fazit: Lohnt der Aufpreis für Sky Pro+?
Ich weiß gar nicht mehr, wie schnell oder langsam sich damals HD als neues TV-Format etabliert hat, doch bei Ultra HD kommt mir der Fortschritt sehr langsam vor. Selbst Netflix und Amazon können da derzeit nicht überzeugen, es gibt nur ein paar wenige eigens produzierte Serien in der neuen Bildqualität. Mir gefällt wiederum der Weg von Sky, man will in Deutschland Vorreiter sein und nimmt diese Rolle auch bedingt gut ein.
Bei der Hardware bleiben allerdings gemischte Gefühle übrig. Eine herausragende Bildqualität in allen Auflösungen gibt es ohne Zweifel, es fehlen aber einige für Videoplattformen sonst typische Funktionen in der On Demand-Oberfläche. Wenn hier endlich mal nachgerüstet wird, hätte ich am Ende auch ein positiveres Fazit. Und bitte öffnet euch den anderen Diensten, ich hätte gern Sky, YouTube, Amazon, Netflix und DAZN auf einem einzigen Gerät.
Ich werde also weiterhin damit hadern, dass Sky von mir fast 100 Euro für den neuen Receiver haben will, obwohl es meines Erachtens nur einen einzigen wirklich deutlich spürbaren Unterschied/Vorteil gibt.
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