PimEyes: Diese gruselige Rückwärtssuche findet jedes Gesicht im Internet

Selfie Face Recognition Gesichtserkennung Frontkamera Cristina Zaragoza Cmvrsfy8r3q Unsplash

Bild: Christina Zaragoza/Unsplash

Die Rückwärtssuche im Internet anhand eines Bildes sollte nichts Neues sein. Dafür gibt es ja genügend Optionen, zum Beispiel die Google-Bildersuche, TinEye oder Yandex. Sie alle nutzen unterschiedliche Algorithmen, um herauszufinden, auf welchen Webseiten ein bestimmtes Bild verwendet wurde. Das ist hilfreich um Fakes zu enttarnen oder besonders für mich als Fotografen, um mich darüber zu freuen, wo meine Werke zum Einsatz kommen.

Einen Schritt weiter geht das Tool PimEyes.com. Die Webseite startet nämlich auch eine Rückwärtssuche anhand eines Bildes, bündelt die Ergebnisse allerdings anhand des erkannten Gesichts. Mehr als 900 Millionen Bilder sollen dafür durchsucht und sogar mit TikTok-, Instagram- und anderen Social-Media-Accounts in Sekundenschnelle abgeglichen werden. Und nach mehreren Tests mit schnell aufgenommenen Selfies kann ich festhalten: Das Tool ist ganz schön mächtig. Erschreckend mächtig, sogar.

Ergebnis-URLs ab 30 Dollar im Monat aufrufbar

PimEyes ist grundsätzlich kostenlos. Entweder kann man ein zuvor geschossenes Foto nutzen oder direkt über die Webseite eins machen. Auf dem Smartphone wird man unkompliziert in die Kamera-App weitergeleitet. Doch sobald man eine verlinkte URL aufrufen möchte, auf der das Foto mit dem eigenen Gesicht hochgeladen wurde, bittet das Tool zur Kasse – und das nicht gerade wenig.

Pimeyes Pricing Screenshot
Quelle: pimeyes.com/en/premium

Im monatlichen Plan muss man mindestens 30 Dollar investieren, um auf die Links klicken zu können, bis zu 25 „Premium-Suchen“ am Tag und drei Alerts freizuschalten. PimEyes argumentiert so:

Sie wissen vielleicht, dass wenn ein Online-Dienst kostenlos ist, das dahinter stehende Unternehmen die Daten seiner Nutzer verkauft. Für uns hat jedoch die Anonymität unserer Nutzer oberste Priorität. Anstatt ihre Daten zu verkaufen, berechnen wir ihnen die Möglichkeit, die Ergebnisse mit ihren Gesichtern freizuschalten. Wir erlauben jedoch jedem, eine Suche durchzuführen und die Ergebnisse anzuzeigen, ohne dass er dafür bezahlen muss. Kostenlose Benutzer können die Ergebnisse nur nicht öffnen.

Firma mit Sitz auf den Seychellen

Die Technologie hinter PimEyes wurde 2017 von einem polnischen Startup entwickelt. Im Jahr 2020 wurde die Marke von den Investoren der Face Recognition Solutions Ltd. gekauft „und wird nun als ein fortschrittliches Werkzeug zur Selbstüberwachung, zum Selbstschutz und zur Verwaltung des Selbstbildes entwickelt“, heißt es in der „Über uns“-Sektion auf der Webseite.

Mit dem Besitzerwechsel wurde der Firmensitz übrigens auf die Seychellen verlegt, auch um dem zu entgehen, möglicherweise von Behörden zur Rechenschaft gezogen zu werden. Denn schon seit einiger Zeit diskutieren unter anderem EU-Parlament und Datenschützer heftig über den Service.

Paradies für Stalker? Nur für das eigene Gesicht

PimEyes zieht sich aus der Affäre, dass man vor jeder Nutzung die Nutzungsbedingungen akzeptieren muss. In denen steht ausdrücklich, das man nur ein Foto seiner eigenen Person hochladen darf – und nicht das einer anderen. „This facial recognition website can turn anyone into a cop — or a stalker“, titelte die Washington Post erst kürzlich über das Tool.

Als ich PimEyes mit einem eigenen Selfie ausprobiert habe, schienen zumindest die ersten paar Dutzend Ergebnisse ziemlich akkurat zu sein. Bei Menschen, die im Internet nicht so präsent sind, kann das aber anders aussehen. Im Zuge einer Recherche fand die britische DailyMail jüngst heraus:

Von den mehr als 25 Suchanfragen, die von DailyMail.com durchgeführt wurden, hatte das KI-gestützte System unterschiedlich große Probleme mit 70 Prozent der Fotos, einschließlich gedrehter oder leicht verschwommener Bilder. Journalisten und Berühmtheiten schienen ziemlich genau zu sein, aber nur 25 Prozent der Ergebnisse waren für die durchschnittliche Person völlig korrekt.

Was meint ihr: Gefährliches Werkzeug in den falschen Händen oder ein wichtiger Schritt zur Demokratisierung des Internets? 

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