Ich begeistere mich schon längere Zeit für Smartphones, die sich auf den Outdoor-Gebrauch spezialisiert haben. Hier im Blog habe ich zuletzt zum Beispiel über das CAT S42 oder das Land Rover Explore berichtet. Diese kommen allerdings nicht mit gerade berauschender Hardware daher. Umso mehr habe ich mich über das Angebot von Oukitel gefreut, deren neues Gerät WP13 („das weltweit erste Dual-5G-Rugged-Smartphone mit Infrarot-Thermometer“) mal unter die Lupe zu nehmen.
Besonders spannend ist es auch wegen des beeindruckenden Preispunktes um die 200 Euro, den der chinesische Hersteller aufruft. Ein Import ist aufgrund der zuletzt geänderten Regelungen zwar nicht mehr so attraktiv wie früher, dennoch lohnt sich zu beobachten, was in diesem Segment technisch derzeit so möglich ist.
Oukitel WP13: Display und Leistung
So ist das Oukitel WP13 mit einem 6,52-Zoll-Incell-LCD mit einer Auflösung von 1.600 x 720 Pixeln und einer maximalen Helligkeit von 380 Nits ausgestattet. Als Chip kommt ein MediaTek Dimensity 700 zum Einsatz, der im 7-nm-Verfahren gefertigt ist und mit seinen 2 x 2,2 GHz (Cortex-A76) und 6 x 2,0 GHz (Cortex-A55) eher in der mittleren Liga mitspielt. Er ist auch in Low-Budget-Geräten wie dem Xiaomi Redmi Note 10 zu finden, das regelmäßig in Deals besonders günstig zu ergattern ist.
Dafür wird mit 8 GB nicht an Arbeitsspeicher gespart und auch die 128 GB Flash-Speicher, die per microSD erweitert werden können, zeigen sich großzügig. Der Akku ist mit 5.280 mAh stattlich bemessen und verspricht Betriebszeiten von knapp 500 Stunden im Standby oder zum Beispiel 12 Stunden kontinuierlichen TikTok-Konsum. Das spiegelt sich allerdings auch im hohen Gewicht von rund 300 Gramm wider.
Oukitel WP13: Gehäuse und Verarbeitung
Das Gewicht rührt jedoch natürlich auch vom robusten Gehäuse her, das nach IP68, IP69K und MIL-STD 810G zertifiziert ist (obwohl nur ein „IP-68“-Schriftzug ins Gehäusedesign integriert wurde). Dementsprechend schwierig ist es durch äußere Einflüsse kaputtzubekommen, da es unter Wasser bis zu 30 Minuten sowie Stürze aus 1,5 Meter schadenslos übersteht. Hinzukommt, dass der Bildschirm von nicht näher benanntem Corning Gorilla Glass geschützt ist.
Das Gehäuse ist detailreich gestaltet und ist zum Beispiel mit Kunstlederstreifen auf der Rückseite versehen. Die Ecken sind extra gummiert und der vermutlich aus Kunststoff bestehende Rahmen in Metalloptik verschraubt. Auf der rechten Seite finden sich abgeflachte Knöpfe für Lautstärkewippe und Powerbutton. Letzterer beherbergt einen Fingerabdrucksensor, der in den meisten Fällen, aber nicht immer verlässlich reagiert.
Auf der anderen Seite ist ein erhabener Knopf mit geriffelter Oberfläche angebracht, der auf einfachen, doppelten oder längeren Knopfdruck verschiedene Aktionen ausführen oder Apps öffnen kann. Etwas fummelig sind die Abdeckungen von SIM-/microSD-Slot und USB-C-Anschluss zu öffnen – eine 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse für kabelgebundene Kopfhörer ist nicht an Bord. Übrigens: Über eine entsprechende Aussparung am Gehäuse lässt sich theoretisch eine Handschlaufe befestigen.
Oukitel WP13: Software
In Sachen Software ist das Oukitel WP13 recht aktuell unterwegs, denn es wird mit Android 11 samt Sicherheitspatch von Juni 2021 ausgeliefert. Allzu große Hoffnungen auf ein Update auf Android 12 hätte ich jedoch eher nicht.
Vorinstalliert sind der Launcher Quickstep und ein paar lieblos gestaltete Apps wie eine Todo-Liste, ein Schrittzähler oder ein Werkzeugkasten, der Zugriff auf Funktionen wie einen Kompass, eine Lupe, einen Geräuschmesser, eine Wasserwaage, einen Winkelmesser oder sogar einen Herzfrequenzsensor über die Hauptkamera bietet. Auch an Bord ist ein alternativer Launcher mit deutlich vergrößerten Schaltflächen und weniger Einstellungsmöglichkeiten – ein netter Zusatz.
Von letzterem sind allerdings nicht sonderlich genaue Daten zu erwarten, zudem ist die Bedienung eher hakelig. Positiv anzumerken ist der Verzicht auf Werbeapps, wie sie mittlerweile sogar bei teureren Smartphones alltäglich sind. Dafür strotzt die Oberfläche von nicht zueinanderpassenden Icons und einer insgesamt wenig durchdachten Gestaltung.
Oukitel WP13: Kamera
Bevor wir uns dem Alleinstellungsmerkmal des WP13, nämlich dem Infrarot-Thermometer, widmen, erst noch ein paar Worte zur Kamera. Oukitel verpasst dem Outdoorsmartphone ein Triple-Setup auf der Rückseite bestehend aus 48 MP Hauptsensor, 2 MP Makro und 0,3 MP für den Bokeh-Effekt bei Porträts. Tatsächlich nutzt der Hauptsensor kein Pixelbinning, wie man es aus vielen anderen Geräten kennt, sondern produziert Bilder mit effektiv 8.000 x 6.000 Pixeln. Mangels Sensor für optischen Zoom ist die digitale Vergrößerung daher überraschenderweise sogar zu gebrauchen – man darf sich allerdings nicht von der miserablen Qualität in der Vorschau irritieren lassen.
Insgesamt ist die angepasste Kamera-App eher funktional gehalten. Es gibt ein AI-Feature, das unterschiedliche Szenen erkennt und farblich nochmal ein wenig nachsteuert. Ein manuell aktivierbarer HDR-Modus ist an Bord, jedoch keine HDR-Automatik. Im ersten Bildschirm kann zwischen Normal- und Makrolinse gewechselt werden. Die Makrolinse kann mit ihren 2 MP zwar bei weitem nicht mithalten, die Fokusdistanz beträgt jedoch nur wenige Zentimeter. Entsprechend nah kann man Fotomotiven wie Blumen kommen.
Ebenfalls verfügbar sind die Modi Panorama, Schönheitseffekt, Pro und Bokeh. Letzterer baut auf den erwähnten zusätzlichen 0,3-MP-Sensor auf, lässt um Personen vor der Kamera jedoch das Bild jedoch einfach nur unschön verschwimmen. Die Frontkamera ist schließlich mit ihren 8 MP ebenfalls eher zu vernachlässigen, reicht für gelegentliche Videotelefonate jedoch gerade noch aus.
Oukitel WP13: Thermometer
Bis jetzt kann man das Oukitel WP13 als robustes Smartphone mit akzeptabler Hardware aus der unteren Mittelklasse bezeichnen, doch ich habe noch gar keine Worte über das eigentliche Herzstück verloren. Prominent beworben wird nämlich ein Infrarot-Thermometer, das in Zeiten einer Pandemie einen besonderen Zweck erfüllt.
Der entsprechende Sensor liegt mittig unten im Kameramodul, was eine wichtige Rolle dabei spielt, eine zumindest annähernd richtige Temperaturangabe zu erhalten. Nach Anweisungen der zugehörigen Thermometer-App muss man das Smartphone etwa einen bis drei Zentimeter von der Stirn entfernt halten, deren Temperatur man messen möchte.
Auf Knopfdruck wird die Messung durchgeführt und nach einem Augenblick wird die Temperatur auf dem Bildschirm ausgegeben, was wiederum mit einer leichten Vibration und einem Piepsen quittiert wird. So ist es aber auch einfach möglich, eine Messung an sich selbst durchzuführen.
Die Temperaturangaben haben zwar eine Zahl hinter dem Komma, hundertprozentig genau können sie aber nicht sein, da sie meist nach jeder Messung kurz hintereinander einen leicht anderen Wert haben. Ich habe die Ergebnisse mit denen eines industriellen Infrarot-Thermometers verglichen, die zumindest grob die des Smartphones bestätigten.
Neben der Möglichkeit, die Temperatur von Personen zu überprüfen, gibt es in der App auch noch den Reiter „Objects“, womit sich in der Theorie die Temperatur von Objekten messen lassen soll. In der Praxis stürzt die App allerdings jedes Mal ab, sobald ich den Vorgang starten möchte. Auch eine Rücksprache mit der Agentur und eine Zurücksetzung auf den Werkszustand hat das Problem bislang nicht behoben.
Fazit
Das Oukitel WP13 ist weder ein Smartphone für kleine Hände noch für kleine Hosentaschen und das hohe Gewicht ist definitiv nicht zu unterschätzen – längeres Halten in der Hand ist nach einer Zeit deutlich im Arm zu spüren.
Es ist mehr ein Werkzeug für Menschen, die sich nicht allzu viele Gedanken um eine sorgfältige Behandlung machen wollen oder sich auf einen beinahe unkaputtbaren Begleiter beim Wandern oder auf der Baustelle verlassen wollen. Die wenigsten werden es wegen der Kamera oder der Rechenleistung kaufen, beide sind bei dem veranschlagten Preis allerdings völlig akzeptabel.
Auch wenn die Software an manchen Stellen verbesserungswürdig ist, als nützlich stellen sich dedizierte Launcher-Apps für eine vereinfachte Bedienung bzw. einen Kindermodus heraus. In Kombination mit dem robusten Gehäuse des WP13 könnte sich das Smartphone gut für ältere und sehr junge Menschen eignen.
Das Infrarot-Thermometer verrichtet für seine Verhältnisse einen überraschend guten Job (abgesehen von den Abstürzen bei der Objektmessung), ist aber nicht mehr als ein nettes Gimmick zu verstehen. Für den medizinischen Einsatz ist das WP13 nicht gedacht, da sollte man sich lieber nach für diesen Gebrauch entwickelten Geräten umschauen.
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Ich habe mir das WP13 gekauft,
Alles wie von Dir beschrieben.
Meines hat aber ein Miserables Mikrofon, man ist kaum zu verstehen. Ist das normal oder ist das eine Fehlproduktion?