OnePlus 7 Pro Testbericht: Ein Sprung nach ganz oben

OnePlus 7 Pro Header

OnePlus hat mit dem diesjährigen Pro-Modell eine echte Überraschung liefern können, denn dieses Smartphone zeigt sich im Test als echtes Flaggschiff-Gerät und auf Augenhöhe mit den führenden Android-Smartphones der obersten Preisklasse. Obwohl es eigentlich nach ganz oben nach wie vor noch fehlt, zumindest wenn wir einen Blick auf den Preis werfen. Eine UVP von 709 Euro für das OnePlus 7 Pro ist nach wie vor etwas, woran sich die großen Namen der Branche die Zähne ausbeißen. Ob das nur für das Gesamtpaket gilt, kann euch vielleicht mein Testbericht verraten.

Letzter Streitpunkt: Kamera

Es gibt noch einen einzigen Grund, warum auch das OnePlus 7 Pro nicht auf den Thron kommt. Der in meinen Augen einzige hin und wieder ersichtliche Schwachpunkt ist die verbaute Kamera, die trotz viel Fortschritt gegen das System von Huawei P30 Pro oder Google Pixel 3 den Kürzeren zieht. Natürlich ist verbaute Kamera grundsätzlich gut, das verrät bereits das Datenblatt. In manchen Situationen liefert die Bildqualität trotzdem zu wenig. Besonders bei schwächerem Licht zeigen sich Defizite, da werden Details sehr stark verwaschen und gehen teilweise komplett im Pixelmatsch verloren.

OnePlus 7 Pro Nacht Kamera Sample

OnePlus 7 Pro Nacht Kamera Sample

Mal nur ein größerer Ausschnitt, in dem die Schwächen des Nachtmodus sehr deutlich werden:

Zum Vergleich der selbe Teil des Fotos aus dem Galaxy S10e:

Nicht immer konstant

Grundsätzlich sind die Fotos im Alltag allerdings gut, wenn auch in ihrer Qualität nicht immer sehr konstant. Dank Weitwinkel und 3-fach-Zoom bedient das OnePlus 7 Pro alle möglichen Bedürfnisse mit dedizierten Kameras, was den Freunden aufwendiger Kamerasysteme sicherlich gut schmeckt. Ich bin zudem ein großer Fan der simplen Kamera-Software, die frei von KI-Funktionen, AR-Emojis und anderen Kram ist. Ich würde einfach mal sagen, schaut selbst rein:

Nimmt man das selbe Motiv in den Ultra-Weitwinkel, dann gehen inbesondere die kräftigen Farben verloren. Im Vergleich wirkt das Foto mit Blick auf mehr Umgebung schon sehr blass.

Schwächen findet man in den Details

Wie bereits angesprochen schwächelt die Kamera bei den Details. Natürlich passiert das fast immer im Hintergrund oder abseits des fokussierten Objekts, doch bei hohem Qualitätsanspruch ist auch das ein wichtiger Faktor. Ich habe mal drei Beispiele erstellt, bei denen die Nachteile durchaus auffällig werden. Angetreten ist das OnePlus 7 Pro in diesem Fall gegen das Google Pixel 3, links sind die Fotos der 48 MP Kamera des OnePlus 7 Pro:

Wie ihr sehen konntet, fehlt es oft an Schärfe, bei Indoor-Fotografie wirken die Fotos fast immer viel zu blass, Text wird schwerer lesbar und Farben wirken allgemein nicht satt genug.

Frontkamera immer etwas unscharf

Eine Frontkamera existiert natürlich auch. Diese fährt bei Bedarf oben aus dem Gehäuse aus, sogar für Face-Unlock schnell genug. Irgendwie ist der Effekt cool. Trotzdem bleibt die Befürchtung, dass da etwas zu viel Staub oder ein Sandkorn schnell für Probleme sorgen kann. Die gemachten Aufnahmen sind durchaus von guter Qualität, könnten aber etwas mehr Schärfe vertragen. Letzteres würde ich fast immer bemängeln.

Hinweis: Ein Problem hat die Kamera aufgrund der Software, selbst die gar nicht optimierte Google Kamera (Portierung) kann mehr aus der Hardware holen. Natürlich spielt da auch das subjektive Empfinden eine wichtige Rolle, doch OnePlus könnte noch an der Software feilen und dadurch mehr rausholen. Noch vor diesem Test hatte man bereits weitere Kamera-Updates angekündigt.

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Konkurrenzlos: Display, Performance und Akku

Im Bezug auf die Systemleistung ließ OnePlus in den letzten Jahren nie Wünsche offen, die Geräte waren spätestens seit der 5er Serie stets rasend schnell unterwegs. Und trotzdem konnte das erneut getoppt werden, nämlich in Verbindung mit dem jetzt 90 Hz schnellen Display wirkt alles nochmals flüssiger und im Vergleich zu anderen Geräten fast wie vorgespult. Ein absoluter Augenschmaus, wie ich bereits in meinem Ersteindruck andeutete.

Aber das neue Display ist eben nicht nur schnell, die allgemeine Bildqualität ist auf einem extrem hohen Level. Das hatte man bei DisplayMate längst bestätigt und das sieht jeder mit dem bloßen Auge. Für mehr Schärfe sorgt die nun verfügbare QHD+ Auflösung, einfach weil FHD+ auf 6,67″ nicht mehr ausgereicht hätte. Letzteres steht aber als Option zur Verfügung. Man kann die Auflösung sogar adaptiv einstellen, das Display passt sich je nach dargestelltem Inhalt automatisch an.

OnePlus 7 Pro

Eine eigene Gewichtsklasse

Minimale Kritikpunkte sind rein subjektiv zu betrachten. Ich bin nun mal kein Fan der Edge-Screens, die wir heute aber in den Highend-Smartphones bei Samsung, Huawei, OnePlus, ZTE und anderen Marken vorfinden. Zudem ist mit der bereits erwähnten Bildschirmdiagonale von 6,67″ eine Grenze weit überschritten, die Einhandbedienung ist für mich damit definitiv Geschichte und in meinem Alltag ein tiefer Einschnitt in Sachen Komfort.

Leider profitiert von der Gerätegröße nicht der Akku, der mit 4000 mAh eher gemäßigt ausfällt. Huawei bietet im P30 Pro mehr, wie auch Samsung im Galaxy S10 5G. Trotzdem kann das OnePlus-Smartphone mit einer sehr guten Akkulaufzeit überzeugen, da sind bei meiner Nutzung zwei volle Tage mit 5 Stunden Scree-on-Time drin. Vielleicht hat das mit 206 g bereits sehr hohe Gewicht mehr Akku verhindert, dafür gibt es als Trostpflaster 30-Watt-Schnellladen über den USB-Anschluss.

OnePlus 7 Pro
Kann nur per Kabel und nicht drahtlos geladen werden.

Noch nebenbei: OnePlus verbaut endlich ein System mit zwei Lautsprechern, die für meine Ohren recht ausgewogen klingen. Ist nicht das Niveau der Pixel-Smartphones aber trotzdem ein sehr gut hörbarer Fortschritt im Vergleich zu den Geräten der Vorjahre. Ich schaue viel YouTube im Bett, in der Küche und das selten mit Kopfhörern, daher freue ich mich über gute Lautsprecher.

Durchdacht und einfach: Software

OnePlus hat in den letzten Jahren das OxygenOS weiter ausgebaut, die eigenen Funktionen sind mehr geworden. Trotzdem ist auch die 7er Serie frei von Bloatware, die wenigen Zusatzfunktionen wirken durchdacht. Du wirst nicht von irgendwas überlagert, stattdessen gibt es hier und da sinnvolle Ergänzungen. Nutzer profitieren von flotten Systemupdates, OnePlus nimmt am Beta-Programm für neue Android-Versionen teil und bietet eine eigene Test-Firmware für experimentierfreudige Nutzer an.

OnePlus bietet uns einen Gaming-Modus an, wir können Apps in doppelter Ausführung nutzen, das dunkle Theme hilft Akku zu sparen und eine optionale Gestensteuerung fehlt natürlich ebenfalls nicht. Ein ganz neuer Zen-Modus verhindert die Benutzung des Smartphones für einen bestimmten Zeitraum, was quasi als Erweiterung des „Digital Wellbeing“ verstanden werden kann.

Und sonst so: Gehäuse, Alter-Slider, aktueller Stand der Technik

OnePlus setzt für den aktuellen Stand der Technik nicht nur auf den schnellsten Prozessor am Markt, sondern bietet auch USB-C im 3.1-Standard. Weiter geht es mit dem Fingerabdrucksensor, der im Display sitzt und zum Vorgänger 6T überarbeitet wurde. Für mich ging der Sensor im Alltag klar, die Erkennungsrate ist vernünftig und entsperrt ist das Gerät  halbwegs flott. Zusätzlich nutze ich Face-Unlock, das Entsperren geht also immer superflott.

Einzigartig ist weiterhin der Alert-Slider, über den wir schnell zwischen Klingelton, Vibration und Stumm wechseln können. Ganz ähnlich dem Schalter, der am iPhone seit gefühlten 100 Jahren zu finden ist. Eine hochwertige Verarbeitung verhindert, dass der Slider mal aus Versehen verschoben wird. Womit ich abschließend noch zum Gehäuse komme, das kurz gesagt in Sachen Verarbeitung, Materialauswahl und Farbgestaltung allererste Sahne ist.

OnePlus 7 Pro Alter-Slider

OnePlus 7 Pro

Fazit: Jetzt hat OnePlus wirklich einen Flagship-Killer

Früher hatte OnePlus immer wieder damit geworben, dass man einen „Flagship-Killer“ bieten kann. Zwar gab es den neusten Prozessor und reichlich Arbeitsspeicher zum absoluten Sparkurs, doch es fehlte an vielen Ecken und Enden, um ein echtes Highend-Smartphone bieten zu können. Anders ist das in diesem Jahr, denn man hat viele Kleinigkeiten endlich entsprechend optimiert.

Wenn wir wirklich mit Google, Samsung, Huawei und Co vergleichen wollen, sind die Kompromisse auf ein Minimum geschrumpft. Man kann bei der Kamera den Abstand erheblich verkürzen, dafür muss auf Wireless-Charging weiterhin verzichtet werden und eine IP-Zertifizierung gibt es ebenfalls nicht. Stört euch das nicht, dann greift zum OnePlus 7 Pro für nur 709 Euro.

OnePlus 7 Pro

Ein Nachteil ist auf lange Sicht die Preisstrategie, da der Hersteller keinen günstigeren Straßenpreis zulässt. In wenigen Monaten ist das OnePlus 7 Pro dahingehend also nicht mehr sonderlich attraktiv, wenn die Geräte der anderen Hersteller bereits erheblich günstiger geworden sind. Vielleicht überdenkt OnePlus dieses bisherige Vorgehen, sonst wird es wenige Monate nach Marktstart schwer, weiterhin einen hohen Absatz zu realisieren.

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