In den letzten Tagen war das Nokia 8 bei uns für einen Testbericht zu Gast, das erste Flaggschiff des „neuen Nokia“ weiß allerdings (noch) nicht komplett zu überzeugen. Denn ich bin der Meinung, dass die meisten negativen Punkte mit Software-Updates aus der Welt geschafft werden könnten. Unser Test erfolgte noch recht kurz nach Marktstart, zum Zeitpunkt des Artikels hatten wir gerade das Firmware-Update mit dem Sicherheitspatch September 2017 erhalten. Noch bis Ende Oktober ist das Smartphone bei mir, Verbesserungen durch Updates können diesen Testbericht später noch ein wenig anders aussehen lassen.
Zur Verfügung gestellt wurde uns das Testgerät von Cyberport, dort kommt ihr das Nokia 8 in Blau und Stahl.
Display, Sound, Kamera
Anfangen können wir hier mit dem Display, denn das verbaute 5,3″ IPS Panel mit QHD Auflösung ist wirklich ein sehr gutes. Sehr gute Schwarzwerte, ein gestochen scharfes Bild, satte Farben und eine vernünftige Helligkeit sorgen für ein stets angenehmes Bild. Stabile Blickwinkel runden das Paket ab, auch wenn man in der Regel eh frontal auf das Display schaut. Was mir allerdings auch schnell aufgefallen ist: Es gibt keinen Nachtsichtmodus. Android ist so rudimentär belassen, sodass es hier und da an eigentlich etablierten Funktionen fehlt. Auch gibt es keine Einstellungen das Display auch nur irgendwie anzupassen, mal abgesehen von der Helligkeit.
Quasi mit zum Display gehören die beleuchteten Tasten an der Vorderseite. Ebenfalls fehlt es hier an Konfigurationsmöglichkeiten. Mir leuchten die Tasten zu hell, da gefallen mir die dezent leuchtenden Punkte des OnePlus 5 besser. Settings gibt es nur wenige, ihr könnt lediglich die Beleuchtungsdauer einstellen. Gern würde ich die Helligkeit regeln. Die Positionierung der Tasten ging für mich in Ordnung, könnten aber gern weiter oben sein.
Über „dicke“ Displayränder ist vermutlich schon genug gesagt, da macht auch das Nokia 8 keine Ausnahme. Aber am Ende ist das auch ein Grund dafür, warum die UVP bis zu 300 Euro unter der südkoreanischen Konkurrenz liegt. Kompromisse müssen dann erlaubt sein.
Sound ist Standard, Kamera fehlen echte Stärken
Für den Lautsprecher verbaut Nokia ein unfassbar lautes Modul an der Unterseite, das leider tiefe Töne vermissen lässt. Eigentlich der übliche Lautsprecher, den man heute in vielen Geräten an der Unterseite findet. Für die Kamera leider ein ähnliches Fazit. Ziemlich enttäuschend ist die Kamera-App, die in den ersten Tagen des Tests oft sehr langsam startete und gern viele Ruckler produzierte. Was mich letztlich so genervt hat, dass schnell eine andere Kamera-App zum Einsatz kam. Meine Lösung: Eine alternative Kamera-App, in diesem Fall die portierte Google Kamera mit HDR+.
Qualität der Kamera? Geht so. Irgendwie bin ich nicht überzeugt. Auch weil das Fotografieren nur bedingt Spaß macht, wenn ihr die originale Kamera-App verwendet und euch dann noch mit dem manchmal echt komisch arbeitenden Autofokus herumschlagen müsst. Vor allem schlechtes Umgebungslicht stellt die Kamera auf die Probe. Und Gegenlicht ist auch ein Problem. In der Regel erkennt die Kamera nicht richtig, welcher Bereich des Fotos wichtig ist. Selfies mit Gegenlicht „aus dem Handgelenk“ bedeuten dann oft einfach nur dunkle sowie übersättigte Gesichter (bezogen auf die Farben, nicht auf den Körperbau).
Dualkamera heißt auch, dass simuliertes Bokeh (Hintergrundunschärfe) möglich ist. Funktioniert sogar ganz vernünftig, wenngleich auch für meinen Geschmack an den Kanten zu hart (man sieht aus wie nachträglich ins Bild gesetzt). Ich glaube immer sehen zu können, dass dieses Bokeh eindeutig fake und nicht „echt“ ist. Insgesamt bleibt natürlich ein Fazit für die Kamera übrig: Farbwiedergabe ist oft vernünftig, Qualität hinkt anderen Flaggschiffen hinterher, im schlechten Licht nur durchschnitt. Positiv: Frontkamera verfügt über einen Autofokus. Aber Nokia, wo liegen eigentlich die Vorteile der ZEISS-Optik?
- Noch mehr Fotos findet ihr bei uns im Fotos-Ordner auf Google Fotos
Software, Performance, Akku
Bei der Kamera kann man sicherlich noch über die Software viel machen, besonders die Kamera-App braucht ein Update. Und nicht nur die, allgemein ist die schlanke Software noch nicht perfekt. Man merkt das im Alltag in der Performance hin und wieder, in dem das Gerät für einen Bruchteil einer Sekunde mal behäbig arbeitet. Bei einem Smartphone in dieser Preisklasse und mit Snapdragon 835 nicht optimal. Ansonsten ist das installierte Android 7.1 komplett original belassen, was insgesamt sehr positiv zu sehen ist.
Multitasking macht das Nokia 8 echt gut, der verfügbare Arbeitsspeicher wird ordentlich genutzt. Hat das System eine „gute Phase“, lässt sich das Gerät so schnell wie ein OnePlus 5 bedienen. Es braucht also lediglich ein paar Optimierungsarbeiten, damit das Nokia 8 wirklich immer flüssig läuft. Es ist ja nicht das erste Smartphone, das zum Marktstart noch ein paar Kinderkrankheiten mitbringt.
Beim Akku gibt es wiederum keine Besonderheiten zu vermelden. Solide Leistungen zeichnen sich in meinem Nutzungsszenario ab. Mein Akku hält ungefähr 24 h mit einer Ladung durch. In dieser Zeit war das Display meist ca. 4 h aktiv gewesen. Hauptsächlich kommen WhatsApp, Chrome, Facebook und Co zum Einsatz. Dank Qualcomms Quick Charge sind in 30 min über 40 % des Akkus geladen. Positiv ist noch der Verbrauch im Standby, der sich wahrlich in Grenzen hält.
Haptik, Fingerprint, Sonstiges
Kommen wir zum Gehäuse, das leider nur zwei Tage nach Erhalt des Testgerätes direkt einen schweren Sturz überstehen musste. Dafür ist es aber gut weggekommen, das Display hat einen kleinen Riss und die Frontseite hat an allen Ecken kleine Macken. Dumm gelaufen. Leider hängt das aber auch mit dem Design des Gerätes zusammen, welches durchaus „eckig“ daherkommt. Liegt leider nur beding gut in der Hand, obwohl ich die Haptik des Nokia 8 insgesamt ganz ansprechend finde. Kein Handschmeichler, Besitzer der eckigen Sony-Geräte können das nachvollziehen. Trotz fast selber Größe fühlt sich das Nokia 8 irgendwie kleiner als ein OnePlus 5 an, was sicher noch ein interessanter Fakt ist.
Wertig ist das Nokia 8 aber allemal, die Verarbeitung ist echt stark. Ich mag zudem das matte Blau, das einfach ganz dezent ein wenig Farbe ins Spiel bringt. Von vorn macht das Nokia 8 aber nicht so viel her, der Fingerabrucksensor gefällt mir optisch nicht. Und nicht nur das, der Sensor bietet leider eine mittelmäßige Erkennung des Fingerabdrucks und das Entsperren dauert insgesamt viel zu lange.
Folgend das schon nicht perfekte OnePlus 5 gegen das Nokia 8:
Was mich bei der Rückseite noch stört, ist der leicht hohle Rücken. Es scheint ein wenig Luft zwischen Rückseite und Akku vorhanden zu sein, was man durchaus spürt. Diese Tatsache sorgt für ein minimal weniger hochwertiges Gefühl in der Hand im Vergleich zu anderen Geräten.
Ich konnte beim Empfang über LTE und WiFi sowie der Telefonie keinerlei Mängel bzw. eine zufriedenstellende Leistung feststellen. Keine Auffälligkeiten. Zu guter Letzt kann man noch über Glance sagen, dass diese Funktion nur wenig sinnvoll ist. Leider werden auf dem Standby-Screen nur verpasste Anrufe, Mails und SMS angezeigt. WhatsApp und Co? Fehlanzeige.
Fazit
Nokia bietet ein sehr einfaches Flaggschiff-Smartphone, zumindest im Vergleich zu anderen Geräten. Wenige Features sind an Bord, die unbedingt hervorstechen wollen. Aber das ist okay, viele andere Geräte sind stattdessen überfüllt. Nokia hat leider trotzdem noch Kinderkrankheiten an Bord, besonders die Firmware benötigt hier und da noch eine Optimierung. Leider enttäuscht die Kamera bzw. ist nicht auf dem erhofften Niveau, was auch auf den viel genutzten Fingerabdrucksensor gilt.
Nun ist das Nokia 8 kein schlechtes Smartphone, ich würde allerdings auf einen niedrigeren Preis warten. Und ob Nokia mit seinen Android-Updates wirklich so schnell und zuverlässig ist, gilt aktuell auch noch abzuwarten. Entscheidend ist da natürlich der Release von Android 8 Oreo. Für das Weihnachtsgeschäft dürfte das Nokia 8 ein interessanter Kandidat werden.
Folge jetzt unserem Newsletter-Kanal bei WhatsApp. Info: *provisionierte Affiliate-Links.