Larry Page dürfte wohl einer der bekanntesten Namen der Neuzeit sein, auch wenn der Mitbegründer von Google eher im Hintergrund steht und Sergej Brin für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Larry Page hat sich in den letzten Jahren, vor allem nach der Übernahme des Chefpostens von Eric Schmidt verstärkt um Aufräumarbeiten gekümmert. Viele Dienste wurden in den letzten Monaten eingestellt, die aber auch kaum genutzt wurden und nur unnötig Ressourcen verschlangen. Gegenüber dem Wired-Magazin hat er sich jetzt auch zur aktuellen Situation und überhaupt zu den IT-Märkten geäußert, auf welchen sich die Hersteller teilweise gegenseitig behindern. Denn Page sieht das starke Konkurrenz-Denken weniger fördernd als viel mehr schädlich für neue Innovationen. Der Zerfall einiger Unternehmen liegt in seinen Augen daran, dass sie sich zu viele Gedanken um die Konkurrenz und deren Produkte machen, anstatt die Konzentration einzig und allein dem eigenen Konzern zu widmen.
Innovationen können nicht entstehen, wenn die Hersteller und Entwickler nur darum bemüht sind, auch das nächste Produkt wieder ein paar Prozent „besser“ als das der Konkurrenz zu machen. Auffallend stark orientiert sich Larry Page an Apple und Steve Jobs. Denn er meint auch, dass man alle paar Jahre an ganz neuen Produkten arbeiten sollte. Das muss mit Überzeugung getan werden und letztlich muss man diese Produkte auch an den Markt bringen. Früher oder später stellt sich dann auch Erfolg ein.
But periodically, every n years, you should work on something new that you think is really amazing. The trick is coming up with those products.
Warum erinnert das an Steve Jobs und Apple, fragt ihr euch? Die bringen alle paar Jahre ganz neue Produkte an den Markt, auch wenn diese sicherlich nicht vom Grunde auf eine Weltneuheit sind, so hat sie vorher keiner in dieser Art gebaut. Die besten Beispiele sind wohl der iPod, das iPhone, das iPad und das Macbook Air. Vier Geräte, die jeweils ihren Markt prägten, wenn nicht sogar teilweise revolutionierten und erst so richtig in Schwung brachten, eben weil Apple sie mit Überzeugung entwickelte und als besonders toll vorstellte bzw. verkaufen konnte, egal was die Konkurrenz sagte oder selber tat. Vielleicht könnt ihr euch noch ein Interview mit Microsoft-Chef Steve Ballmer erinnern, der damals lautstark über das iPhone lachte, heute rennt er mit seinem Konzern den Marktführern hinterher und hat locker 4 – 5 Jahre aufzuholen.
Und um ähnlich wie Apple oder noch besser vorgehen zu können, hat man vor einiger Zeit Google X eingeführt. Das sind quasi hauseigene Labore für neue innovative Produkte, an welchen völlig unabhängig entwickelt werden kann. Die jüngste Entwicklung aus Google X ist Project Glass bzw. Google Glass, die erste richtige smarte Brille.
I think we need to be doing breakthrough, non-incremental things across our whole business. But right now Google X does things that can be done more independently.
Zudem beschäftigen sich viele Konzerne mit zu vielen Märkten und Produkten, was sich oftmals negativ auswirkt. Auch diesmal nimmt er Apple als Beispiel, die unglaublich erfolgreich arbeiten, eben weil sie nur wenige Produkte anbieten und daher einen jeweils höheren Fokus darauf haben, als das etwa bei anderen Herstellern möglich wäre. Allerdings will Larry Page sich nicht nur auf wenige Produkte beschränken, denn es gibt in seinen Augen noch so viele verschiedene Möglichkeiten, um mit moderner Technologie das Leben für Menschen einfacher zu machen, weshalb man vor allem auch die Erforschung neuer Möglichkeiten fördern sollte. In seinen Augen erschließen alle Technologie-Konzerne bislang vielleicht 1% dieser Möglichkeiten, weshalb also noch 99% unberührtes Territorium übrig ist, das es zu erforschen gilt. Investoren sind in seinen Augen oft zu vorsichtig und haben Google nicht selten vorgehalten, dass man zu viel Zeit und Geld in „verrückte Dinge“ stecke. Doch genau diese verrückten Dinge sind die, die sie heute begeistern. Als Beispiele nennt er Chrome, YouTube und Android.
If you’re not doing some things that are crazy, then you’re doing the wrong things.
Das komplette Interview gibt es hier in Englisch bei WIRED. (via)
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