Emojis sind aus unserer digitalen Kommunikation nicht mehr wegzudenken. Doch was genau sagen die „modernen Hieroglyphen“ eigentlich aus? Eine neue Studie der Ruhr-Universität Bochum und der Charité Universitätsmedizin Berlin soll erstmals umfassende Erkenntnisse darüber liefern, wie Deutsche die 107 verfügbaren Gesichts-Emojis (von mehr als 3.700 insgesamt) interpretieren und verwenden.
In einer Online-Befragung ließen die Forschenden 153 Teilnehmende die Emojis nach Bekanntheit, Bedeutungsklarheit, visueller Komplexität sowie emotionalem Gehalt und Intensität bewerten. Zusätzlich wurden die Probanden gebeten, die Bedeutung jedes Emojis mit bis zu drei Begriffen zu beschreiben.
Um die tatsächliche Nutzungshäufigkeit zu ermitteln, analysierte das Team einerseits über 280 Millionen deutschsprachige Tweets aus dem Jahr 2022. Andererseits untersuchten sie einen Datensatz privater WhatsApp-Nachrichten. Das Ergebnis: Das mit Tränen lachende Gesicht 😂 führt die Beliebtheitsskala an, gefolgt vom sehr ähnlichen, aber auf die Seite gedrehten 🤣 und dem Zwinkerer 😉. Am seltensten wurden das entsetzte Gesicht 😦 sowie zwei erst 2021 eingeführte Emojis verwendet.
Die Studie zeigt: Je häufiger ein Emoji genutzt wird, desto bekannter ist es und desto klarer und positiver wird seine Bedeutung wahrgenommen. Negative Emojis stufen die Deutschen hingegen als emotional intensiver ein – möglicherweise, weil positive Emojis durch häufigeren Gebrauch an Aussagekraft verlieren, so die Forschenden.
Oftmals erhalten Emojis im Laufe der Zeit auch neue Bedeutungen oder Konnotationen (Beispiele hierfür sind das Phallussymbol 🍆 und das „leicht lächelnde“ Emoji 🙂, das insbesondere von jüngeren Nutzern als „Ich bin innerlich tot“ umgedeutet wurde).
Aus dem Paper (maschinell übersetzt)
Interessant ist, dass die praktische Interpretation oft stark von der offiziellen Unicode-Definition abweicht. Während manche Emojis wie das Tränen lachende Gesicht eine eindeutige Hauptbedeutung haben, sind andere wie das leicht lächelnde Gesicht ambivalent. Es kann sowohl als freundlich, aber auch als passiv-aggressiv aufgefasst werden.
Dieses Diagramm zeigt, wie nahe sich die verschiedenen Emojis in ihrer Interpretation sind:
Trotz der medialen Berichterstattung bin ich von der Studie ehrlicherweise nur mittelmäßig überzeugt, vor allem aufgrund der Quellen, wo die Daten herkommen. Ist Twitter für solche Aussagen wirklich belastbar? Reicht die analysierte WhatsApp-Datenbank mit gerade einmal 1.000 Chats aus und ist repräsentativ genug? Naja, besser als nichts.
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