Huawei kann mit der P9-Serie endgültig zu den großen Namen der Branche aufsteigen, wir konnten uns das Huawei P9 ausführlich anschauen und sind begeistert. Warum sollte ich mit meinem Fazit bis zum Ende hinterm Berg halten? Schon mit der Präsentation des P9 war klar, dass Huawei ein wirklich starkes Android-Smartphone an den Start bringen wird und die Nutzung im Alltag bestätigt diesen Eindruck nur jeden Tag noch viel mehr. Viele Stärken hat das P9, nur wenige Schwächen, steigen wir nun also gleich voll in den Test und meine Erfahrungen ein.
Hardware / Design
Huawei bleibt sich seiner Linie in mehreren Bereichen treu, man setzt auf ein Full Metal Body und unter der Haube kommt ein Prozessor aus dem eigenen Hause zum Einsatz. Kein Kunststoff, kein Glas (außer natürlich auf der Vorderseite) und vor allem kein Qualcomm. Das Gehäuse ist übrigens recht schlicht gehalten, die Form fällt nicht weiter aus dem Rahmen, lediglich auffällig aber dennoch dezent sind die äußeren Kanten des Gehäuses, die in diesem Fall hochglänzend und schon fast wie Chrome wirken. Was sofort auffällt: die Kanten hat Huawei enorm „weich“ gestalten können. Es schmeichelt der Hand, das Gehäuse fühlt sich dadurch sehr stimmig an, es fehlen scharfe und harte Kanten. Dennoch ist die Form ein kleines Problem des Smartphones, zumindest wenn man kleine Hände hat, da liegt ein insgesamt etwas „runderes“ HTC 10 besser in der Hand.
Es ist allerdings kein großer Nachteil, das P9 hat einfach ein überragend hochwertiges Gehäuse. Das Glas auf der Frontseite ist zu allen Seiten ganz leicht „abgerundet“ und sorgt für ein supertolles Gefühl immer dann, wenn man mit dem Finger drüber wischt. Ebenso sind die seitlichen Tasten optimal angebracht, haben einen guten Druckpunkt und sind ganz offensichtlich auch aus Metall gefertigt. Huawei kann schon seit Jahren gute Gehäuse bauen und führt diese glorreiche Tradition fort.
Bei der technischen Ausstattung liegt es auf Niveau der Konkurrenz, unter der Haube sind ein Kirin 955-Prozessor (64 Bit, Octa-Core mit bis zu 2,5 GHz) und 3 GB RAM Arbeitsspeicher zu finden, der Datenspeicher hat 32 GB, es gibt WLAN-ac, Bluetooth 4.2, einen 3000 mAh großen Akku, NFC und so weiter.
Kamera / Display
Eine Besonderheit ist die Kamera, die aus der Zusammenarbeit mit Leica entstand. Recht überraschend bringt Huawei die Dual-Kamera wieder zurück, in diesem Fall mit einem normalen und einem schwarz/weiß Sensor. Das bringt mehrere Funktionen mit, wie zum Beispiel für die Fokussierung und vor allem für die Lichtaufnahme. Die eine Seite hält diese Kamera für einen guten Marketinggag, die andere Seite ist von ihrer Qualität begeistert. Mir persönlich ist das im Prinzip alles völlig wumpe, die Kamera soll gute Fotos machen, egal ob sie dafür einen oder vier Sensoren braucht. Es gibt aber einen entscheidenden Nachteil, den man besonders im schlechten Umgebungslicht hin und wieder spüren könnte, da eine optische Bildstabilisierung fehlt und die Blende nur f/2.2 groß ist.
Natürlich bietet die mitgelieferte Kamera-App alles was das Herz begehrt, Huawei packt hier so ziemlich alle Möglichkeiten rein und behält dabei dennoch die Übersicht. Der Pro-Modus ist über eine Wischgeste erreichbar, der Modus für die Effekte mit der Tiefenschärfe über eine ebenso leicht erreichbare Taste. Ich bin aber eher einer der Leute, die einfach die Kamera starten und Fotos schießen wollen, ich will vorher keine Einstellungen vornehmen und schon gar nicht erst noch irgendwelche Effekte einstellen. Die Kamera des P9 eignet sich für beide Nutzungsarten. Zusätzlich gibt es natürlich noch andere Modi, wie HDR, RAW, Monochrom, Panorama, Zeitraffer, Zeitlupe, Lichtmalerei (lange Belichtungszeit) und so weiter.
Der Start der Kamera vom Lockscreen ist enorm schnell, dank Laser-Autofokus kann man schnell das richtige Objekt fokussieren und sofort ein paar hübsche Fotos machen. Gleiches gilt für die 8 MP Frontkamera, die über einen „Beauty Filter“ verfügt, der einfach nur die Haut der jeweiligen Person weicher zeichnet. Wers braucht. ;-) Wir haben noch ein paar Beispielaufnahmen gemacht, sodass ihr euch selbst ein Eindruck von der Kamera machen könnt. Meine Meinung? Die Schnappschüsse sind gut bis sehr gut, mehr aber nicht. Wird das Licht schlechter, nimmt auch die Bildqualität deutlich ab.
Huawei verbaut im P9 ein 5,2″ großes LCD Panel mit Full HD-Auflösung und hebt sich damit erneut von der Konkurrenz ab. Die „normale“ Auflösung tut sicher der Akkulaufzeit gut, die restlichen Faktoren des Displays sind meines Erachtens alle hervorragend. Scharf, gute Farben, hohe mögliche Blickwinkel, sehr hohe Helligkeit, nur die beim weißen Modell auffällig dicken schwarzen Displayränder zwischen Gehäuse und Display finde ich nicht so gut. Zudem habe ich die Farbtemperatur etwas nach oben gedreht, das wärme Bild wirkt auf mich deutlich angenehmer.
Performance / Akku
Holla die Waldfee! Während die Systemleistung der ersten Geräte der P-Serie noch ganz dunkel gegen die Konkurrenz aussah, die HiSilion-Prozessoren zudem enorm viel Strom zogen, hatte sich das bereits mit dem P8 und dem Mate 7 in eine andere Richtung bewegt. Nun kann das P9 mit seinem Kirin 955 der Entwicklung die Krone aufsetzen, denn trotz viel eigener Software rennt das Gerät in jeder Lebenslage auf höchstem Niveau und steht der Konkurrenz mit Snapdragon 820 in absolut nichts nach. Apps öffnen rasend schnell, tatsächlich irgendwie nochmals schneller als bei den Top-Geräten des vergangenen Jahres.
Gaming? Ihr wisst ja, bin kein Zocker, habe aber mal wieder Real Racing 3 ausgegraben. Und was soll ich sagen, das Spiel lädt fix und läuft in absolut allen ausprobierten Szenarien superflüssig. Das ist bei diesem Spiel nicht immer so, es ist nach wie vor ziemlich hungrig nach Ressourcen der Hardware.
Und nicht nur schnell sind die neuen Prozessoren, sie brauchen auch weniger Strom. Zudem gab es endlich ein Umdenken bei vielen Herstellern, sie haben nämlich die Akkukapazitäten nach oben geschraubt. Bei Huawei ist der Akku um über 300 mAh gewachsen und das merkt man durchaus. 5 h Display sind bei meiner Nutzung – Chrome, Twitter, Facebook, Snapchat und WhatsApp – locker drin und das bei einer gesamten Laufzeit von über 24 h. Wer jetzt noch mit den vorhandenen Stromsparmodi nachlegt, wird deutlich mehr rausholen können.
Mit nem Quick Charger von Tizi lade ich übrigens 1 % pro Minute, so richtig „quick“ ist das allerdings nicht wirklich, hab aber auch schon schlimmeres erlebt.
Software
Hier ähneln sich alle Hersteller aus China, sie bieten viele Funktionen zusätzlich zu denen von Stock-Android und passen das System auch optisch stark an. Aber auch hier gibt es Verbesserungen zu den vergangenen Jahren, Huawei hat die eigene Oberfläche von vielen Fehlern befreit, sinnvolle Funktionen integriert und überlädt den Nutzer nicht mehr wie früher. Gern darf in Zukunft aber eben doch mehr Stock-Android sein, zumindest nach meinem Geschmack. Huawei bietet einen erweiterten „nicht stören“-Modus, eine Einhandbedienung, diverse Gesten für die Bewegungssteuerung, die Navigationsleiste kann angepasst werden, Apps können im Datenverkehr beschränkt werden und noch vieles mehr.
Ich wechsel in der Regel sofort auf den Nova Launcher und damit hat sich ein großer Teil der Anpassungen der Hersteller bereits erledigt. Nur die Benachrichtigungsleiste ist dann noch ein häufig genutzter Teil, den auch Huawei anpasst und leider mit etwas sehr kleinen Icons versieht, dafür aber zum Beispiel bei Chats mit Profibildern der Nutzer und nicht Icons der Apps. Cool! Nicht so geil ist der veränderte „Share Intent“, der stark vom Original abweicht und daher auch nicht unterstützt, dass man zum Beispiel ein Bild direkt in einen WhatsApp-Chat weiterleiten kann. Mies!
Und so könnte das den ganzen Tag weitergehen, es gibt eben gute und schlechte Anpassungen. Alles in allem treibt mich aber kein Teil der Software an den Rand der Verzweiflung, das war vor Monaten oder Jahren deutlich schlimmer.
Sonstiges
Mit dem Fingerabdrucksensor setzt Huawei einen Benchmark, ich bin mir sicher eine Erkennungsrate von 100 % zu erreichen und kein anderes Gerät landet so schnell auf dem Homescreen. Ich dachte, das HTC 10 sei schnell, doch das P9 kann hier noch locker einen draufsetzen. Nur ist mir der Sensor an der Rückseite etwas zu weit oben positioniert, locker über 1 cm weiter oben als beim Nexus 5X und daher für meine kurzen Wurstfinger schwerer erreichbar.
An der Unterseite findet man den Lautsprecher, es gibt hier also keine zwei Lautsprecher, keine Frontlautsprecher und dennoch kaum Nachteile. Der Sound ist wirklich gut, er klingt satt und kann ordentlich laut wiedergeben. Nur nervt mich inzwischen hart, dass der Sound nur aus einer Richtung kommt, eben von links, rechts oder unten, je nachdem wie das Gerät gehalten wird. Ist beim Anschauen von YouTube-Videos halt nur semigeil.
Fazit
Wenn man überhaupt meckern könnte, dann wohl nur aufrund von Kleinigkeiten und die sind zum Teil auch noch recht subjektiv betrachtet. Mit Huawei P9 kauft man sich definitiv ein Flaggschiff-Smartphone, das einfach alle Feinheiten beherrscht und zumindest bei der UVP auch noch eine Ecke günstiger als die Konkurrenz ist. Ich hatte zeitgleich das HTC 10 zu Gast, mir hat der Kandidat aus China aber ein insgesamt besseres Gefühl gegeben. Huawei ist definitiv ganz oben angekommen!
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