Huawei hatte mit den lite-Modellen der P-Serie immer wieder den Nerv der Kunden treffen können, auch das neue Huawei P20 lite stellte sich im Test als attraktives Android-Smartphone heraus. Im Grunde ist es ein klassisches Android-Smartphone aus der Preisklasse 300 – 400 Euro, doch das P20 lite kann auch mit Besonderheiten auftrumpfen und damit an seinen direkten Vorgänger anknüpfen. Unnötige Schwächen hat es aber auch, insbesondere im Vergleich zu neuen Konkurrenten. In meinem Test will ich über Vor- und Nachteile aufklären, die das neuste lite-Smartphone mitbringt.
Neuer Name verspricht viel
Fangen wir doch damit an, was sich zum Vorgänger verbessert hat und was nicht. Immerhin verspricht der große Sprung von P8, P9, P10 auf P20 schon recht viel. Schade finde ich, dass Huawei beim Prozessor quasi keine Fortschritte macht (Kirin 658 vs 659). Natürlich mussten sie das nicht unbedingt tun, doch die Konkurrenz trumpft mit immer stärkeren Geräten auf – ich würde in diesem Punkt das Nokia 7 Plus sofort bevorzugen. Dafür gibt es beim P20 lite nun 4 Gigabyte RAM und 64 Gigabyte Datenspeicher, das ist reichlich.
Erfreulich ist die Beseitigung der Altlasten, endlich können wir Themen wie USB Typ C und 5 GHz WLAN abhaken. Warum hat das so lange gedauert? Fraglich, aber jetzt auch egal. Huawei ist allerdings auch etwas zu sehr nach vorn geprescht, denn das eigentlich hochwertige 5,8 Zoll Notch-Display ist im Tageslicht (Frühling, Sommer) draußen relativ schlecht abzulesen. Ich würde die fehlende Helligkeit gern gegen die Display-Notch eintauschen.
Ansonsten weiß das Display zu überzeugen, das längliche 19:9 Bildformat lässt das P20 lite zudem kompakt in der Hand liegen. Und das obwohl sich die Gehäusemaße kaum geändert haben (148,6 x 71,2 Millimeter). Das noch bessere Feeling wird durch das „rundere“ Gehäuse geschaffen, es sieht verdammt gut aus und liegt auch sehr angenehm in der Hand. Ich wiederhole mich: Huawei bietet Premium in der Mittelklasse!
Da nun immer wieder die Frage aufkommt, will ich sie kurz abwurzeln. Huawei hat durch sein 19:9 Bildformat dafür gesorgt, dass das Display links und rechts der Einkerbung nichts mit dem restlichen Display zu tun. Apps wie YouTube ziehen Inhalte auf maximal 18:9 auf, deshalb ragt die Notch nicht in Vollbild-Apps hinein. In einem spannenden Artikel hatte ich genau diesen Vorteil beschrieben.
Dualkamera: Vorteile werden vermisst
Weniger überzeugend ist für mich die Dualkamera an der Rückseite. Aber nicht aufgrund schlechter Fotoaufnahmen, sondern weil der zweite Kamerasensor fast keinen Vorteil mitbringt. Die ohnehin schwachen zwei Megapixel sind zwar ein netter Gag für das Marketing, von wegen Dualkamera in der Mittelklasse und so, im Alltag sieht man deshalb aber keinen Vorsprung. Fotos macht das P20 lite vernünftige, doch Bokeh, „verstellbare“ Blende und anderer Kram enttäuschen aufgrund fehlerhafter Berechnung mal mehr, mal weniger.
Tagsüber sind die Aufnahmen meines Erachtens gut, wirken lebendig und machen Spaß anzuschauen – wenn man nicht ins Detail zoomt. Im schlechten Licht sinkt die Qualität rapide ab, das ist in dieser Preisklasse aber keine echte Besonderheit. Eigentlich gilt das grundsätzlich auch für die Frontkamera, die mit einem fixen Fokus daherkommt. Insgesamt sind die Kameras okay, wie auch die relativ flott reagierende Kamera-App.
Über den USB Typ C hatten wir schon berichtet, endlich muss ich hier keine alten Kabel mehr rauskramen. Aber viel mehr lässt der Anschluss nicht zu, als das Smartphone zu laden oder über den PC mit Daten zu füttern. Bildausgabe über HDMI? Fehlanzeige. Aber das können selbst 900-Euro-Smartphones nicht. Huawei packt immerhin Fast Charge mit rein, in 15 Minuten landet der Akku von 14 Prozent wieder bei ca. 34 Prozent. Der vollgeladene Akku reicht bei mir für einen Tag, der Prozessor ist halt in Sachen Effizienz nicht 2018.
Noch drei Worte zur Software, denn die EMUI von Huawei ist immer eine Rede wert. Ich mag sie nicht, weiterhin ist mir das zu verspielt, überladen und optisch nicht in 2018 angekommen. Aber gut, irgendwie auch eine Frage des persönlichen Geschmacks. Praktische Features sind dafür mit an Bord, wie etwa die App-Sperre, der PrivateSpace (versteckter Arbeitsplatz), das App-Klonen für Facebook und Co, Face Unlock und noch vieles mehr. Features sollen bleiben, optische Spielereien dürfen gerne weg.
Fazit, Pro / Contra
Ist das Huawei P20 lite kaufbar? Das ist mal wieder keine ganz so leichte Frage. Huawei bekommt mit Nokia jetzt den Konkurrenten vor die Nase gesetzt, der Huawei die letzten Jahre für Samsung war. Es ist daher schwer ein Gerät zu empfehlen, wenn man gleichzeitig verdammt gute Alternativen auf dem Tisch liegen hat. Zumal wir Honor nicht vergessen wollen, dort gibt es Huawei-Hardware zu günstigeren Preisen.
Wer sich das Huawei P20 lite in den Kopf gesetzt hat, der kann es trotzdem ohne Zweifel kaufen. Aber wer auch offen für fortschrittlichere Alternativen ist, sollte sich nicht scheuen andere Hersteller näher anzuschauen. Folgend eine Pro/Contra Liste:
Pro
- Großes Display mit guter Bildqualität
- Viel RAM und Datenspeicher
- Premium-Gehäuse, tolle Farbe, kompakt
- WiFi 5 GHz/ac, Dual-SIM, microSD
- Vernünftige Kameras
- Flotter Fingerabdrucksensor
- Schnelles Aufladen des Akkus
- Notch ragt nicht in Vollbild-Apps
- Praktische Zusatz-Features
- Face Unlock vernünftig nutzbar
Contra
- Systemleistung nicht „State of the art“
- EMUI wirkt nach wie vor überladen
- Notch-Bereich scheint nicht fertig
- Fragwürdige Update-Politik
- Dualkamera ohne spürbare Vorteile
- Lautsprecher nur durchschnittlich
- Prozessor könnte moderner sein
- Display für Sommer viel zu dunkel
- Hintergrund-Apps arbeiten nicht immer korrekt
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