Huawei steht in den vergangenen Tagen stark in der Kritik, das neue Flaggschiff kommt leider ohne eine bestimmte Displaybeschichtung aus. Klingt erst mal nicht weiter schlimm, doch die besagte Beschichtung hält normalerweise bei Smartphones deren Displays weitestgehend sauber. Und sind sie doch mal verkeimt, dann reichen zwei Wischer über die Hose, um den alltäglichen Dreck der Finger vom Display rückstandslos zu entfernen.
Für internationale Kollegen ist das Fehlen dieser Beschichtung der Deal-Breaker für die Kaufentscheidung, auch deutsche Kollegen bestätigten mir vor Eingang unserer Testgeräte, dass ich die vorinstallierte Folie doch besser nicht entfernen sollte. Dennoch wollte ich die Umstände selbst prüfen. Alles übertrieben oder ist es wirklich so schlimm? Ich bin nach mehreren Stunden zu einem dann 50:50 Fazit gekommen.
Weniger schlimm als erwartet
Ich habe also die Folie von einem meiner Testgeräte entfernt, das Display gereinigt und das Smartphone dann mehrere Stunden genutzt. Gestern auf der Couch, im Bett, heute zum Kaffee und auch auf dem Balkon im Sonnenlicht. Spürbar und sichtbar sind Unterschiede auf jeden Fall. Optisch sehen die Verschmierungen durch Öle und anderen Dreck der Finger schon anders aus, sie werden ganz offensichtlich anders von der Oberfläche aufgenommen. Diese fühlt sich übrigens minimal rauer an, der Finger gleitet nicht so ganz weich über das Display.
Als übermäßig negativ empfinde ich diese Eigenschaften aber nicht. Das Display lässt sich mit Verschmierungen im Sonnenlicht, je nach Situation, genauso gut oder schlecht ablesen, wie es auch bei den Displays der Konkurrenz (mit entsprechender Beschichtung) der Fall ist. Unterschiede sind also spürbar und sichtbar, beeinträchtigen die Nutzung allerdings nur marginal und sind am Ende wohl einfach Gewöhnungssache.
Reinigung wird erschwert
Einen großen negativen Punkt gibt es aber dann doch und der kann durchaus nerven. Ich habe mir hier einfach mal vier Smartphones zum Vergleich hergenommen, darunter das Moto Z, Pixel XL, Alcatel Idol 4S und das Nexus 5X. Bei allen Geräten habe ich kräftig mit meinen Fingern über das Display geschmiert, sodass sie komplett „wäh“ waren. Nun der Härtest: Wie schnell und einfach lassen sich die Displays wieder reinigen?
(Fast) alle gut. Zwei, drei kreisende Bewegungen über meine Jogg… Arbeitshose, schon waren die Displays wieder rückstandslos gereinigt – abgesehen vom Display des Huawei P10. Hier bleibt tatsächlich ein dünner Film des Drecks auf dem kompletten Display bestehen. Auch mit Nachdruck, ich nehme das T-Shirt zur Reinigung, bekommt man das Display einfach nicht sauber. Hier macht sich also der wahre Nachteil bemerkbar, der Dreck haftet am Display wie das Vize an Bayer 04 Leverkusen. Immerhin ist die Reinigung bei Jeanshosen besser, konnte ich feststellen.
UPDATE: Huaweis Chef berichtet, dass Huawei eine Lösung für das Problem gefunden hat und erklärt den Umstand der zunächst fehlenden Beschichtung.
Fazit
Dem Huawei P10 fehlt tatsächlich ein Feature, welches sonst üblicherweise bei Geräten in dieser Preisklasse und auch bei günstigeren Smartphones vorhanden ist. Ist das nun besonders schlimm? In der Benutzung des Gerätes fühle ich mich nicht beeinträchtigt, doch der ästhetische Faktor ist für so ein Gerät natürlich auch nicht gerade unwichtig. Einfach weil das Smartphone uns den ganzen Tag bekleidet, den ganzen Tag in unseren Händen ist. Eine schnelle und einfache Reinigung durch die eigene Kleidung entfällt also, mit Glasreiniger oder Wasser das Smartphone zu reinigen ist zudem nicht sonderlich alltagstauglich.
Ich habe nach meinem kleinen Selbstversuch durchaus gemischte Gefühle. Wirklich ekelhaft dürfte es erst im Hochsommer werden, wenn man auch noch schwitzige Hände hat. Dann wird vermutlich eine Folie oder Panzerglas* unabdingbar sein.
UPDATE: Unser Testbericht zum Huawei P10 ist online.
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