Huawei hat jetzt auch das nova 2 nach Deutschland gebracht, doch die Daseinsberechtigung darf auch nach unserem Testbericht angezweifelt werden. Denn wenn wir uns im Huawei-Portfolio ganz kurz umschauen, dann ist das nova 2 eigentlich nur ein etwas anderes P10 lite. Unterschiede gibt es nur wenige, weshalb sich der Kauf des nova 2 vermutlich gar nicht lohnt. Ähnlicher Prozessor, ähnliche Displaygröße, ähnliche Kameraqualität, ähnlicher Akku und auch sonst ist das nova 2 kaum anders oder gar besser. Im Gegenteil, rückblickend konnte mich das P10 lite insgesamt mehr überzeugen. Wer mehr Geld ausgeben kann und will, darf dann auch das Honor 9 nicht vergessen.
Copy & Paste
In der Masse neuer Android-Smartphones verschwindet das nova 2 ziemlich fix. Optisch bietet es fast keine Besonderheiten, dafür ist die Verarbeitung wie gewohnt erster Güteklasse. So kennen wir das von Huawei in den letzten Jahren und man mag uns auch bei unter 500 Euro nicht enttäuschen. Huawei enttäuscht in dieser Kategorie eigentlich nicht mal bei 200 Euro Smartphones. Chapeau dafür, dass man eine gleichbleibend hohe Verarbeitungsqualität halten kann. Optisch abheben können sich nur der Rahmen, welcher glänzend statt matt ist und der Power-Button.
Einen Rüffel gibt es aber trotzdem für das insgesamt langweilige, ständig wiederkehrende Design. Haptisch gibt es nämlich auch keine Unterschiede zu so vielen anderen Geräten. Da das nova 2 ja doch irgendwie dem P10 ähnelt, auch aufgrund der Größe des Gehäuses, hätte ich mir auch gern den Fingerabrucksensor an der Vorderseite gewünscht. Ich mochte die damit verbundene Gestensteuerung des P10 anstelle der Navigation Bar sehr.
An dieser Stelle gilt es wiedermal eine der vielen Brücken zum P10 lite zu schlagen, welches eine meines Erachtens angenehmere Haptik bot und sich mit kleinen Merkmalen dann doch von der sonstigen Masse abheben konnte. Andererseits ist das nova 2 ein wenig kompakter als vergleichbare Geräte des Herstellers. 5″ Smartphones mit Leistung werden sowieso immer seltener.
Nutzung im Alltag
Wir können viele einzelne Punkte des Testberichts zusammenfassen, denn Huawei hat mit dem nova 2 eine insgesamt gute Arbeit abgeleistet, ohne dabei Besonderheiten unterzubringen. Man kann sich meinen Testbericht des P10 lite durchlesen und kommt beim nova 2 auf ein ähnliches Ergebnis. Grundsätzlich bin ich in vielen Punkten überzeugt. Einzig stört mich bei meinem Gerät der Blaustich des Displays, der mir selbst nach Wochen noch auffällt. Ansonsten liefert das Panel ab, es bietet eine hohe Schärfe, ganz gute Farben und eine ausreichend maximale Helligkeit auch für sonnige Tage im Freien.
Lautsprecher, Performance und Akku? Liegt alles in der gesunden Mittelklasse. Natürlich eignet sich der Kirin 659 auch für Gaming, der an der Unterseite verbaute Lautsprecher bietet einen recht vernünftigen Klang und der fast 3000 mAh große Akku bringt mich locker durch den Tag. Mehr aber auch nicht. Kritikpunkte gibt es auch, denn noch läuft die Nutzung im Alltag nicht immer richtig flüssig und flott, ein Update sollte helfen können.
Wovon man im Alltag sicherlich profitieren könnte, ist der größere Datenspeicher von 64 GB. Ansonsten gibt es nur bedingt Vorteile zu anderen Huawei-Geräten. Daher muss ich gar nicht erwähnen, dass etwa der verbaute Fingerabdrucksensor gute Arbeit leistet. Verwirrend ist allerdings, warum der Sensor nun auf der Rückseite ist. Huawei meinte nämlich vor gar nicht langer Zeit, dass der Sensor bei Geräten in dieser Größe an der Vorderseite sinnvoller ist. Warum hier anders?
Kamera: Selfie-Superstar?
„Selfie-Superstar“ und eine Dualkamera an der Rückseite. Huawei stellt auch beim nova 2 die Kamera in den Fokus für die Vermarktung. Aber was können die Kameras leisten? Huawei setzt rückseitig auf eine neue Kamera, der normale Hauptsensor wird in diesem Gerät nämlich von einem Teleobjektiv unterstützt. Damit kommt man OnePlus näher und auch Samsung verbaut im Galaxy Note8 eine ähnliche Kombination. Vorn verbaut Huawei ebenso eine Besonderheit, denn Frontkameras mit 20 MP findet man selten.
Viele Spielereien hat der Hersteller wieder an Bord, wie etwa simuliertes Bokeh oder auch Beauty-Filter. Funktioniert alles mehr oder weniger gut, da hebt sich in den Details meist kein Hersteller von den anderen ab. Bei Huawei erkennt man aber schnell, dass Selfies im Vordergrund stehen. Egal ob mit der Hauptkamera, die dafür eine simulierte Blende bietet oder die Frontkamera mit ebenfalls simuliertem Bokeh und Beauty-Filter.
- Hauptkamera: 12 MP (f/1.8) + 8 MP Teleobjektiv
- Frontkamera: 20 MP (Selfie-Superstar ohne Blitz)
Interessant und auch bei meinem OnePlus 5 immer wieder gern genutzt, ist der dank Teleobjektiv und digitaler Hilfestellung realisierte 2-fache Zoom der Hauptkamera. Kommt bei mir im Alltag doch tatsächlich immer mal wieder zum Einsatz. Wie bei der Konkurrenz ist dafür eine Taste direkt in der Kamera-App zu finden. Das Umschalten funktioniert schnell und mit einer nur kleinen Verzögerung. Anders der Autofokus, welcher nicht immer zufriedenstellend arbeitet. Qualitativ ist der Zoom aber maximal okay.
Unterm Strich liefert Huawei zwei relativ vernünftige Kameras ab. Von einem Superstar würde ich hier nicht unbedingt sprechen, dafür ist die Frontkamera unterm Strich nicht „besonders“ genug. Und trotz großer Blende von f/1.8 kann die rückseitige Kamera im schlechten Licht kaum überzeugen. Nur eine hohe Auflösung macht eben noch längst keinen „Selfie-Superstar“. Nun aber genug Blabla, im Google Fotos-Ordner findet ihr wie immer paar Beispiele. (Achtung, viele Selfies)
Weitere Eckpunkte
- Anzeigegröße: Google hat mit Android 7 eingeführt, dass Nutzer der Geräte die Anzeigegröße skalieren können. Huawei entfernt diese Einstellung bei einigen Geräten, so auch beim nova 2. Mir sind Icons, Text und Co aber insgesamt zu groß, ich sehe für meinen Geschmack zu wenig Inhalt auf dem Display.
- WiFi und Co funken gut, Bluetooth 4.2 ist mit aptX am Start. Weiterhin fehlt aber der Support für 5 GHz WiFi, was sich bei Huawei dann vielleicht doch irgendwann mal ändern sollte.
- EMUI: Huawei hatte die eigene Software schon abgespeckt, dennoch sind mir das insgesamt noch zu viele Anpassungen. Ich will den originalen Teilen-Dialog von Android, wie auch den originalen Style der Benachrichtigungen. Ich hoffe auf das Android 8-Update, das vielleicht EMUI 6 mitbringt.
- App-Twin und mehr: Huawei lässt auch auf dem nova 2 diverse Apps klonen, um etwa zwei WhatsApp-Konten gleichzeitig nutzen zu können. Zusätzliche Gesten für den Fingerabdrucksensor sind ebenso nützlich, wenngleich ich nicht die Navigation Bar dadurch ersetzen kann.
- USB Type C ist vorhanden, allerdings mit altem Standard. Quick Charge läuft mit dem beiliegenden Huawei-Netzteil ganz gut, lädt das nova 2 in 15 min zum Beispiel von 35 % auf 56 %.
- Im Lieferumfang ist ein In-Ear-Headset mit dabei, über eine klassische Klinke verfügt das Gerät auch noch.
Fazit: Auf der Suche nach seinem Platz
Ich will unbedingt kritischer sein und das nova 2 ist ein guter Zeitpunkt damit anzufangen. Sorry dafür, Huawei. Aber wo genau will man denn das nova 2 platzieren, nachdem erst vor wenigen Monaten ein P10 lite für einen besseren Preis im deutschen Markt platziert wurde? Ohne Zweifel ist das nova 2 ein gutes Android-Smartphone, müsste aber den gegebenen Umständen zufolge mindestens 50 Euro günstiger sein oder eben einfach besser. Besonderheiten oder Alleinstellungsmerkmale? Sind vielleicht für das Marketing, doch nicht für die alltägliche Nutzung vorhanden.
Gern darf man sich meiner Meinung nach ein Huawei-Smartphone in dieser Preisklasse kaufen, kann aber getrost zum derzeit ca. 100 Euro günstigeren Huawei P10 lite greifen – auch das hatten wir getestet. Alternativ gibt es auch die Honor-Marke von Huawei, die immer empfehlenswert und idR ein besseres Verhältnis aus Preis und Leistung bietet.
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