Das Huawei Mate 9 im Langzeittest

Etwas mehr als 4 Monate ist es nun her, dass wir das Mate 9 für einen ausführlichen Test erhalten haben und somit wird es nun Zeit für ein Fazit zum aktuellen Flaggschiff aus dem Hause Huawei. Dafür habe ich das Nexus 6p vorerst in Rente geschickt und das Mate 9 als Alltags-Smartphone intensiv auf Bewährungsprobe gestellt.

Die Mate Serie ist immer noch eine der wenigen, welche ich jedes Jahr mit Spannung erwarte, denn vor allem in Sachen Akkulaufzeit waren die Vorgänger immer für eine Überraschung gut. Auch das riesige Display im kompakten Gehäuse ist noch nach Jahren immer wieder aufs neue bewundernswert. Auch deshalb bin ich seit langem und trotz geringer Zeit nach München gereist um mir das Mate 9 genauer anzuschauen. Eine seltene Ausnahme also, wie ich finde. Ob sich das gelohnt hat lest ihr jetzt.

Hardware/Verarbeitung/Design

Ich war ja schon immer ein Fan des Designs von Huawei, minimalistisch, dennoch mit industriellen Zügen. Das ist beim Mate nicht anders. Die Verarbeitung ist ausgezeichnet, alles sitzt fest und Spaltmaße existieren im Grunde nicht. Auch der Druckpunkt der Tasten ist sehr angenehm. Alles in allem ist mein Eindruck absolut tadellos was Design und Verarbeitung des Mate 9 angeht.

Auch im Inneren beweist man sich selbst vieles, denn hier kommt so ziemlich das Beste zum Einsatz was der Markt aktuell zu bieten hat. Ein leistungsstarker Kirin 960-Prozessor, 4GB RAM, 64GB UFS Datenspeicher, eine 20 + 12 MP Hauptkamera, eine 8MP Frontkamera, ein großer 4000mAh Akku, Dual SIM, USB C mit SuperCharge (22,5 Watt max.), endlich mal wieder einen Infrarotsensor samt ausgezeichneter App und so weiter und sofort. Hört sich nach einem Traum für jeden Hardware Fanatiker an. Doch Hardware ist nicht alles. Ob die Software diese auch voll ausnutzt erfahren wir gleich.

Display


Im Mate 9 kommt wie immer ein Full HD LC Display zum Einsatz, was im Alltag immer noch durchaus ausreichend ist. Die Farbtreue ist recht gut, dennoch fehlt wie im ersten Eindruck bereits erwähnt ein gewisser „Wow“ Effekt. Der Kontrast und die Helligkeit sind hingegen sehr gut, das Display lässt sich auch in hellem Sonnenlicht mit Leichtigkeit ablesen. In den Einstellungen besteht zudem die Möglichkeit den Weißwert individuell wärmer oder kälter zu gestallten, standardmäßig hat Huawei aber einen recht guten Wert gefunden. Eine kleine Option für etwas mehr Sättigung wäre aber auch wünschenswert.

Für alle Nachteulen gibt es zudem eine Sehkomfort-Funktion, welche das Display auf Knopfdruck per Quick-Tile oder zeitgesteuert gelblicher wirken lässt und somit das für die Augen anstrengendere Blau herausfiltert. Als diese Option schon im Nexus 6P möglich war, hielt ich nicht viel davon, beim Mate 9 hingegen habe ich Sie irgendwie lieben gelernt.

Performance/ Akku


Im Mate 9 kommt der Kirin 960 zum Einsatz, welcher dieses Mal voll und ganz begeistert. Dieser besteht aus 4 2,4GHz Cortex A73 Kernen, sowie 4 1,8GHz A53 Kernen, welche von schnellem UFS 2.1 Datenspeicher sowie 4 GB RAM unterstützt werden. Dazu zieht mit der Mali-G71 MP8 endlich eine gute Grafikperformance in die hauseigenen Chips ein. Dazu kommt noch eine Fertigung im 16nm Verfahren, das F2FS Dateisystem sowie ein Algorithmus für maschinelles Lernen, welches das Arbeitstempo nicht nur erhöhen, sondern auch dauerhaft aufrecht erhalten soll.

Die Performance ist dadurch ausgezeichnet, es gibt weder Wartezeiten noch bemerkenswerte Ruckler, was auch an der guten Optimierung, dank interner Hard- und Softwarearbeit, liegen dürfte.

Das Highlight bei der Mate Serie war hingegen aber eigentlich immer nur eine Sache: Die Akkulaufzeit. Und diese ist beim Mate 9 einfach genial. Der 4000mAh Akku in Kombination mit dem sparsamen Prozessor und Display sorgt für großartige Werte. Seit dem Vorgänger hat es in der Zwischenzeit bei mir kein Smartphone geschafft von morgens 5/6 Uhr bis abends 22/23 Uhr durchzuhalten ohne, dass ich mir Gedanken machen musste, dass ich das Handy an die Steckdose packen muss. Nach einem normalen Tag sind teilweise noch über 50% übrig. An einem entspannten Wochenende zu Hause mit viel Musik, viel Surfen und Streamen geht es so gut wie nie unter 10%, obwohl das Mate 9 fast durchgehend benutzt wurde. Im Durchschnitt komme ich auf 8 – 12 Stunden aktive Nutzung, wenn ich den Akku wirklich bis auf den letzten Prozent aufbrauche. Wie immer kann sich das natürlich bei jedem Nutzer und dessen Verhalten unterscheiden, aber wie auch beim Mate 8 kann ich hier sagen, dass die wenigsten enttäuscht sein werden.

Falls es dann doch mal knapp wird mit dem Akku, ist dieser, dank SuperCharge, ziemlich schnell für den restlichen Tag geladen. In den niederen Prozentbereichen kann man die Anzeige alle paar Sekunden steigen sehen. Von 0 auf 100 braucht das Mate 9 trotz des großen Akkus somit auch nur knapp mehr als eine Stunde.

Kamera


Wie bei Huawei fast schon üblich kommen auch hier wieder zwei Kameras gemeinsam zum Einsatz, wie beim P9 auch mit dem Branding aus dem Hause Leica. Marken-Logos sind aber schon lange kein Garant mehr, den man ernst nehmen sollte. Was taugt die Kamera des Mate 9 also? Zuerst einmal zu den technischen Fakten. Es kommen zwei Sensoren zum Einsatz. Ein 20 MP Monochrome Sensor, sowie ein 12 MP Farbsensor, die beide so ziemlich jede technische Unterstützung in Form von Phase Detection-Autofokus, Laser-Autofokus, optischer Bildstabilisierung sowie viel Software um alles voll auszunutzen, besitzen.

Die Ergebnisse können sich durchaus sehen lassen, dennoch lagen die Erwartungen etwas höher, da die Ergebnisse vom Nexus 6P zum Beispiel einen ähnlich guten Eindruck hinterlassen, teilweise sogar bessere, vor allem in schlechten Lichtverhältnissen. Auch beim Fokus kommt es manchmal zu kleinen Problemen, die Fotos wirklich scharf zu bekommen. Ebenso etwas Kritik gibt es für die App, die zwar viel bietet, sich aber dennoch etwas überladen und nicht gerade intuitiv anfühlt. Einige Fans werden sich aber über die 20MP monochrome Leica Kamera freuen, welche selbst einigen faden Bildern einen halbwegs artistischen Hauch einflößen kann. Einige Beispiele der Kamera findet ihr hier.

Software


Zusammen mit dem Mate 9 hat Huawei auch seine hauseigene Oberfläche EmotionUI aufpoliert und bringt in der Version 5.0 einige Neuerungen mit sich. In Sachen Funktionen war ich immer ein Freund der EmotionUI, welche viele nützliche Extras mitbrachte, aber dennoch nicht vollkommen überladen ist. Kritik hingegen richtete sich meist gegen seltsame Designentscheidungen. Aber das ganze hat sich glücklicherweise geändert. Der Benachrichtigungsbereich ähnelt endlich dem von Stock Android mit sofortigem Zugriff auf Schnellzugriffe, der GMail-Betreffzeilen-Bug wurde nach Jahren endlich behoben und der Homescreen ist nun mit einem optionalem App Drawer ausgestattet.

Die Features sind wie bereits erwähnt durchaus hilfreich. So gibt es eine Vielzahl an praktischen Gestensteuerungen, eine nutzerfreundliche Akkuverwaltung und wenn es im Alltag mal doch zu viel wird mit den 6 Zoll, kann per Wischgeste über die Navigationsleiste das Display virtuell verkleinert werden. Für viele sicherlich auch ein Bonus: Dank Dual-Sim Slot und einer Software zum Klonen von Whatsapp und Facebook, kann man das Mate großartig gleichzeitig als Geschäfts- und Privatgerät nutzen.

An sich finde ich, dass man zur Emui eigentlich nichts großartig Negatives sagen, wenn man denn den Look außen vorlässt. Dieser ist in Version 5.0, wie bereits erwähnt, deutlich gereift und um einiges sauberer, besitzt aber immer noch einen minimalen „asiatischen“ Touch. Manche werden es mögen, manche nicht.

Als wir das Mate 9 damals bekommen haben war die Software noch nicht ganz fertig, dennoch war schon damals die Stabilität und Schnelligkeit durchaus gelungen. Keine Abstürze, keine Ruckler – einfach nichts. Zwei Updates später und mit dem nächsten in der Pipeline kann man in Sachen Qualität und Implementierung der Software beim Mate 9 nichts bemängeln. Es läuft einfach.

Sonstiges

 

  • Der Fingerabdrucksensor ist eine Wucht. Nicht nur schneller als so ziemlich alles andere was ich bisher gesehen habe, sondern auch sehr präzise, selbst mit nassen Händen. Auch die zusätzlichen Gesten wie zum Beispiel das Herunterziehen der Benachrichtigungsleiste sind vor allem bei der Größe des Mate 9 sehr angenehm.
  • Huawei verbaut im Mate 9 einen Infrarotsensor, welcher ja auch immer seltener wird. Dazu kommt eine ausgezeichnete programmierbare Fernbedienungssoftware.
  • Die Lautsprecher sind zwar nicht wie beim Nexus 6P komplett nach vorne gerichtet, haben aber eine halbwegs angenehme Lösung mit Kombination aus den Monolautsprechern der Hörmuschel und dem Hauptlautsprecher auf der Unterseite. Bei hoher Lautstärke wird es dann aber leider etwas blechernd. Über Kopfhörer hingegen hinterlässt das Mate mit eingeschaltetem DTS Modus einen guten Eindruck.

Fazit: Absolutes Arbeitstier

Mit dem Mate 9 hat Huawei ein fast perfektes Flaggschiff auf den Markt gebracht. Über Kleinigkeiten wie den Look der Software lässt sich streiten und auch das Display könnte ein wenig mehr bieten, aber die Standards beherrscht es in Perfektion wie kaum ein anderes Android-Smartphone. Beeindruckende Laufzeiten, sehr gute Performance und eine durchaus gute Kamera sind eigentlich so selbstverständlich, dennoch sehr selten in einem Paket zu bekommen. Wer ein echtes Arbeitstier gebrauchen kann und sich durch das etwas große Display nicht abschrecken lässt, kann also getrost zugreifen. Denn auch nach Monaten hält das Mate 9 noch alles was es verspricht.

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