Lenovo hat das Moto Z mit vier Moto Mods an den Start gebracht, ein Modul davon wurde in Zusammenarbeit mit Hasselblad entwickelt und auch dieses haben wir jetzt getestet. Wobei die Einleitung schon ein wenig falsch war, ich glaube Hasselblad hat an diesem Modul absolut gar keinen Anteil, mal abgesehen vom Geld der hoffentlich bezahlten Rechnung für die Verwendung der Wortmarke. Hasselblad ist eine echte Marke, eine Marke mit 75-jähriger Tradition, die hierfür dummerweise ihren guten Namen hergab.
Hasselblad? Das sind Kameras und Objektive, die gern vierstellig oder sogar fünfstellig kosten. Hasselblad bietet Qualität auf höchstem Niveau, das zeigten schon die ersten auf dem Mond geschossenen Fotos von Neil Armstrong und Buzz Aldrin. Damit hätten wir wieder die Brücke zur Tradition der Marke geschlagen. Also, wer diesen Namen googelt wird den Aufpreis des Moto Mods verstehen, nach unserem Test vermutlich nicht mehr.
Hardware, Design
Die Erwartungen an die Hardware sind selbstverständlich hoch, diese Erwartungen werden sogar bis zu einem gewissen Punkt auch erfüllt. Denn alles abseits der geschossenen Fotos kann sich sehen lassen. Wie jedes andere Moto Mod ist auch dieses Modul kinderleicht an die Rückseite des Moto Z angebracht, es hält dabei dank mehrerer Magneten bombenfest an der Rückseite fest. Überraschend ist das niedrige Gewicht, das Modul wirkt optisch schwer, ist aber mit 145 g relativ leicht.
Obwohl fast ausschließlich Kunststoff zum Einsatz kommt, macht das Modul keineswegs einen billigen Eindruck, verbunden mit dem Moto Z sieht es sogar verdammt cool aus. Hier wird tatsächlich das Smartphone zur Kamera gemacht, für einen Laien dürfte die Rückseite von einer handelsüblichen Digitalkamera kaum zu unterscheiden sein.
Das Handling ist ebenso gelungen, das sonst dünne Moto Z hält sich jetzt wie eine Kamera in der Hand, hinzukommen auch noch die dedizierten Kameratasten auf der Oberseite des Moduls. Bis hier hin wirkt alles durchdacht und sein Geld wert.
Kamerasensor
Interessant ist der verbaute Sensor, wobei „enttäuschend“ wohl eher zutrifft. Angegeben wird ein 1/2,3″ großer Sensor mit 1,55 um großen 12 Megapixel, welcher von einer optischen Bildstabilisierung unterstützt wird. Sodass wir hier wohl letztlich den Sensor haben, der zum Beispiel auch in Smartphones von HTC zu finden ist (IMX378). Oder mit anderen Worten: Das Hasselblad-Modul erweitert euer Smartphone um eine andere Smartphone-Kamera. Yeah.
Dieser Sensor leistet zwar zum Beispiel in den Google Pixel-Smartphones sehr gute Arbeit, doch hätte man diesen nicht gleich direkt ins Moto Z bauen können und in das Hasselblad-Mod irgendeinen echten Kamerasensor? Zumal die Qualität nicht an andere Geräte heranreicht, wie ihr sehen werdet.
Fotos mit dem Hasselblad True Zoom Mod
Ist der Name des Moduls noch recht kompliziert, lassen sich Fotos und Videos damit kinderleicht schießen. Das kurze Betätigen der Powertaste des Moduls startet sofort die Kamera-App und öffnet das Objektiv der Kamera. Dieser Vorgang braucht mir persönlich aber ne Ecke zu lang, zwischen drei bis vier Sekunden vergehen, ohne Mod braucht die Kamera-App des Moto Z nur knapp über eine Sekunde. Interessant ist hierbei aber, dass nicht das Objektiv so lange benötigt, sondern die Software. Da wäre also eventuell noch Raum für Optimierungen. Übertragbar wäre der letzte Satz auch auf die App, nicht mal mit Mod bietet sie einfache Dinge wie ein Raster (goldener Schnitt usw) an, das kann inzwischen selbst die einst schlecht ausgestattete Google Kamera.
Fotos lassen sich nun auf über die Auslösetaste am Modul schießen, über den Touchscreen nimmt man Einstellungen vor. Um diese herum ist zudem noch eine Art Wippe, über die man den Zoom verändern kann, denn das verbaute Objektiv bietet einen 10-fach optischen Zoom. Innerhalb der App gibt es noch ein paar Einstellungen, wie etwa die Auswahl des RAW-Modus für Fotos. Apropos Fotos, die werden in maximal 12 MP geschossen, Videos in maximal Full HD bei 30 FPS.
Das ist dann schon enttäuschend, ohne das Objektiv kann die Moto Z-Kamera nicht nur Full HD bei 60 FPS, sondern natürlich auch in Ultra HD aufzeichnen. Immerhin geht uns der manuelle Modus der Kamera nicht flöten, der lässt sich auch mit dem Hasselblad-Mod nutzen, HDR und Zeitlupe hingegen nicht.
Qualität der Aufnahmen
Und wie sehen die Fotos aus, die man mit diesem aktuell 250 Euro teuren Modul aufzeichnet? Nicht gut, echt gar nicht gut. Ich hatte in den Tagen vorher schon ein paar Beispiele auf Twitter gepostet, die schlichtweg nicht gut ankamen. Auch ich, der sonst keine übermäßig hohen Ansprüche hat, konnte nicht überzeugt werden. Die Qualität der Aufnahmen scheint sich nicht von der Moto Z-Kamera abzuheben, ist teilweise sogar sichtbar schlechter.
Ein paar Aufnahmen gibt es in diesem Drive-Ordner. Eigentlich wollte ich wesentlich mehr machen, nicht nur vor die Haustür gehen, doch die Qualität ist derart erschreckend enttäuschend, dass ich darauf nun schlicht keinen Bock habe und der Aufwand offensichtlich umsonst wäre. Nach den nächsten Absätzen seht ihr einen Vergleich zur Moto Z-Kamera, dann wirds noch deutlicher.
Nicht nur die allgemeine Qualität der Aufnahmen enttäuscht, der Fokus des Objektivs versagt auch regelmäßig und stellt nicht scharf. Ebenso hakt es es immer wieder bei der automatischen Belichtung und Farben werden auch zu häufig verfälscht. An einem hellen Tag mit leichter Raumbeleuchtung habe ich mal die Moto Z Kamera mit dem Mod verglichen, wobei mir dann fast die Augen ausgefallen sind und das Essen… lassen wir das, dazu keine Details.
Folgend seht ihr links die Moto Z Kamera und rechts das Hasselblad-Modul. Ich habe in die Bilder in die volle Auflösung reingezommt, gerade um die Unterschiede im Detail zu erkennen. Und was sehen wir da? Während die Moto Z-Kamera immerhin Text noch lesbar macht, Farben recht akkurat wiedergibt, verweigert das Moto Mod seine Arbeit nahezu komplett und versagt auf ganzer Linie.
Das Moto Z macht zugegebenermaßen schon nicht die beste Figur, ist aber trotzdem noch Meilenweit vom Hasselblad-Mod entfernt. Mit Videos fange ich erst gar nicht an, die machen auch kein Wunder möglich.
Was mir auch noch fehlt
Schon früher im Text erwähnte ich, dass unabhängig von der Qualität der Aufnahmen ein „besonderer“ Kamerasensor schon geiler gewesen wäre. Des Weiteren fehlt mir ein Akku in diesem Modul, der nicht nur das Smartphone mit Strom unterstützt, sondern vielleicht sogar die autarke Nutzung ermöglichen würde. So war es bei den Sony-Objektiven der QX-Serie möglich.
Apropos Sony, die hatten im QX1 tatsächlich einen APS-C-Sensor verbaut und nicht einfach nur einen klassischen, eigentlich für Smartphones* bestimmten Sensor. Warum nicht gute Ideen aufnehmen und weiterentwickeln?
Warum?
Tja, eigentlich sollte hier „Fazit“ stehen, doch das „Warum?“ trifft es wohl doch irgendwie besser. Warum hat Hasselblad seinen Namen für ein derartiges Produkt hergegeben? Warum konnte dieses Produkt überhaupt so auf den Markt kommen? Warum verlangt man 299 Euro (UVP) statt 2,99 Euro? Warum sollte ein Kunde die ohnehin nicht gerade beste Smartphone-Kamera noch verschlechtern wollen?
Ich bin enttäuscht. Nach viel anfänglicher Freude landete ich schnell auf dem Boden der Tatsachen. Lenovo sollte sich hinterfragen, ob man die eigentlich gute Idee mit den Moto Mods wirklich weiterhin so herzlos umsetzen sollte. Aktuell bin ich mir unsicher, ob ich mich auf die jüngste Ankündigung noch freuen kann. Alle vier ersten Moto Mods (Testbericht zu drei anderen) konnten nur teilweise oder gar nicht überzeugen.
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