Google leider auf den Spuren von Apple (Kommentar)

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Wir müssen uns nichts vormachen, um zu sehen, dass Apple in vielen Bereichen ein Vorreiter ist, der von der Konkurrenz zwangsläufig teilweise nachgeahmt oder zumindest als Vorbild genommen wird. Das muss aber natürlich nicht schlecht sein, denn wenn Apple ein tolles Gerät auf den Markt bringt und ein paar Konkurrenten orientieren sich daran, haben wir möglicherweise dann vier gute Geräte, die jeweils ihre eigenen Vorteile bieten. Man muss das Rad nicht immer neu erfinden, wie ebenfalls Apple seit Jahren beweist, denen dabei aber dennoch immer gelingt, das gewisse Etwas zu schaffen. Ich habe aber dummerweise aktuell so ein wenig das Gefühl, die Orientierung an den Produkten von Apple ist beispielsweise bei Google so stark, dass deshalb ein paar wichtige Faktoren mindestens genauso stark vernachlässigt werden.

Drei Beispiele für den Apple-Faktor bei Google

Apple macht seit Jahren vor, wie man ein neues Smartphone in den Handel bringen muss. Es wird vorgestellt und ist dann nur zwei bis vier Wochen später auf den wichtigsten Märkten zu einer recht großen Menge verfügbar. Andere Hersteller kommen dem Beispiel zwar so langsam nach, doch es will nicht so richtig funktionieren. Ein gutes Beispiel ist das Nexus 4, das nicht nur als Preisbrecher gilt, sondern ganz nach seinem Vorbild auch nur wenige Tage nach der Präsentation in den Verkauf ging. Allerdings konnte man dem Vorbild nicht folgen, denn der Verkauf lief schlecht. Der Andrang war so groß, dass der Einkauf über die offizielle Webseite kaum möglich war und zudem waren so niedrige Stückzahlen vorhanden, dass nach 5 Minuten keine weiteren Geräte mehr verkauft werden konnten. Gut, die erste Lieferung war halt schnell aufgebraucht, doch es folgte ein Durcheinander, das seinesgleichen sucht. Erst konnten nicht alle Bestellungen gedeckt werden, dann wieder doch, dann wieder nicht. Bis ausreichend neue Geräte verfügbar waren, vergingen nicht zwei, vier oder sechs Wochen, sondern fast drei Monate.

Ein weiteres in meinen Augen perfektes Beispiel für die Orientierung an Apple ist das Nexus 10 bzw. dessen Display. Auch hier legten die Jungs aus Cupertino vor und brachten relativ überraschend das dritte iPad mit einer Auflösung von 2048 × 1536 Pixel während andere Hersteller wenn überhaupt mit Full-HD zu kämpfen hatten bzw. vor allem mit der Performance der Tablets. Das konnten Samsung und Google nicht auf sich sitzen lassen, weshalb sie im November nachlegten und das besagte Nexus 10 mit einer Auflösung von 2550 x 1600 Pixel präsentierten. Doch auch hier machte sich schnell ein Unterschied bemerkbar, denn das Tablet bzw. dessen Einheiten für Prozessor und Grafik waren ab und zu mit der hohen Auflösung überfordert. Viel entscheidender sind dann aber noch die Unterschiede an anderen Stellen. Denn das Nexus 10 nutzen und gleichzeitig aufladen? Fehlanzeige, das Netzteil ist zu schwach, zudem bietet der integrierte Akku eine um 3 bis 4 Stunden kürzere Laufzeit als sein Gegenstück von Apple. Auch fehlen bis heute Apps und Spiele für eine solche Auflösung, bis heute hat Google keine passende Lösung parat, um die Entwickler mehr zu pushen. Alles zusammen lässt mich zu dem Entschluss kommen, dass Google zeigen wollte, man könnte das auch, was Apple kann, nur irgendwie dann doch nicht so richtig.

Und ich habe noch ein aktuelles Beispiel für euch, womit sich Google gern mit Apple messen möchte, denn gestern wurde ja das neue Chromebook Pixel vorgestellt. Das hat ein 12,85 Zoll Display mit einer Auflösung von 2550 x 1700 Pixel, womit man das MacBook Pro Retina sogar übertrifft, denn das bietet „nur“ eine Auflösung von 2560 x 1600 Pixel auf 13,3 Zoll. Die Pixeldichte ist also höher, zudem bietet man ein Display mit Touch an. Hmm, klingt ja gut, wenn man sich nicht optisch am MacBook orientiert hätte, was mich schon bei allen anderen Herstellern von Ultrabooks nervt. Fast niemand entwickelt ein eigenes Design, teilweise sehen die Geräte wie 1:1 Kopien aus, nur mit einem anderen Hersteller-Logo. Niemand kann hier verleugnen, dass Google abgeschaut hat, das ist mal Fakt.

Doch auch andere Dinge stören ein wenig, denn preislich liegt es auf nahezu auf einer Ebene mit dem Konkurrenten, der aber eine 128GB SSD, 8GB RAM Arbeitsspeicher und USB 3.0 bietet. Dinge, die mir persönlich fast egal sind, für viele Nutzer aber entscheidend. Und auch hier unterscheidet sich Googles MacBook-Kopie, denn die Akkulaufzeit hat schon laut Datenblatt zwei Stunden weniger als das Vorbild. Und laut den ersten Tests ist der Touchscreen auch eher nur ein Verkaufsargument auf dem Blatt, denn eine wirklich gute Reaktion auf Eingaben bietet er nicht, zumindest nicht auf dem Niveau hochwertiger Tablets und Smartphones. Eigentlich war ich begeistert vom Chromebook Pixel, bis ich dann länger darüber nachdachte. Übrigens ist es aber auch falsch einen Preis von 600 Dollar zu verlangen, es gibt keinen Grund für Google jedesmal den Preisbrecher zu spielen. Wenn es aber unbedingt Premium sein muss, dann bitte richtig.

Google, bitte aufhören damit

Ganz ehrlich, ich bin ein riesen Fan von Google, Android und Chrome OS, aber muss das wirklich sein? Ich hätte schon immer Bock auf ein MacBook gehabt aber war dafür einfach zu geizig, sollte ich mich aber aufgrund der Auflösung für ein solches Gerät doch irgendwann entscheiden, wird es wohl tatsächlich ein MacBook und kein Chromebook Pixel, da für mich eben auch die Akkulaufzeit eine wichtige Rolle spielt und ich das Gefühl habe, die Erfahrung von Apple bei diesen Geräten sich noch bei anderen Teilen des Gerätes bemerkbar macht. Ähnlich ist es bei Tablets, wofür ich eigentlich gar keine Verwendung habe. Würde ich aber ein Tablet richtig ausgiebig nutzen wollen, mit Spielen und allem was dazugehört, dann dürfte die Wahl aufs iPad fallen, wegen der besseren Auswahl und Anpassungen von Apps, der erstklassigen Performance und der entscheidend längeren Akkulaufzeit. Und beim nächsten Nexus-Smartphone bitte mit dem Verkauf zwei bis vier Wochen warten, dafür dann aber mit ausreichend vielen Geräten und einem funktionierenden Bezahlsystem, welches auch mal einen Ansturm aushält oder zumindest nur eine gewisse Anzahl an Käufer gleichzeitig zulässt. Man kann nicht binnen wenigen Monaten aufholen, was Apple seit Jahren voraushat. Das benötigt Zeit, die sich Google aber wohl nicht nehmen will.

Viel schlimmer ist aber, dass Google einige Dinge meiner Meinung nach vernachlässigt. Denn Updates für Android-Geräte anderer Hersteller sind nach wie vor nicht schneller unterwegs, obwohl man eigentlich eine Update-Allianz versprochen hatte und zusätzlich mit dem PDK seit der Einführung von Android Jelly Bean dem Problem entgegentreten wollte. Es tut sich aber nichts, im Gegenteil, Google selbst hängt mit der Verteilung von Updates mächtig hinterher. Ein gutes Beispiel ist der Bluetooth-Bug des Nexus 7, der über Monate hinweg bekannt war, getan hatte sich aber nichts. Oder der WiFi/3G-Bug des Nexus 4, mit dem ich mich drei Monate quälte, jetzt ist er mit Android 4.2.2 endlich behoben und damit ist auch bewiesen, dass das Problem definitiv bekannt war. Google scheint mir im Wahn Apple zeigen zu wollen, was man selbst alles drauf hat, die wirklich wichtigen Dinge zu vernachlässigen, zumindest ist das seit einigen Monaten bei Android mein Gefühl.

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