Schon seit einiger Zeit fordert Google von Apple die Unterstützung der RCS-Technologie auf iPhones. Der Nachfolger der SMS wäre ein geeigneter Messaging-Standard für alle Smartphones auf Basis der Rufnummer, doch Apple pusht natürlich lieber das eigene iMessage.
Für Apple ist es wichtig, dass sich Kunden an Facetime und iMessage binden, weil sie damit dem iPhone-Ökosystem treu sein müssen. Allgemeine Standards und Apps wie RCS oder WhatsApp machen den Nutzer unabhängig, er kann jederzeit den Smartphone-Hersteller wechseln.
Kampagne scheint wichtig, wenn man dafür riesige Bildschirme am Messestand einsetzt
Google ist das natürlich erst mal egal. Greift der Kunde zum Google Pixel, Samsung Galaxy oder Xiaomi-Handy, spielt eigentlich keine Rolle. Entscheidend ist die Nutzung der Google-Apps und Dienste. Dennoch hängt sich Google voll rein, dass RCS auch auf dem iPhone verfügbar ist.
In den USA auf der CES in Las Vegas, eine der größten Computer-Messen des Jahres, wirbt Google wieder sehr großflächig für RCS und greift Apple lautstark an. Man will bei den Nutzern mehr Aufmerksamkeit generieren, damit diese zugleich Druck auf Apple ausüben.
Die Kampagne ist nicht neu und wird seit einigen Monaten mit viel Geld und Aufwand betrieben.
Das steckt hinter RCS: Es handelt sich um den Nachfolger der SMS, der ähnlich simpel aufgebaut ist. Es braucht kein Benutzerkonto oder eine Extra-App, die Unterstützung ist über die Rufnummer unter Android per Google Messages-App vorinstalliert. RCS hat allerdings die moderne Funktionsvielfalt, die wir aus WhatsApp, Telegram und Co. kennen.
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Wo sind Googles Plakate gegen WhatsApp, Threema, Signal und Co.? Alle nutzen proprietäre Protokolle und Verschlüsselungen. Aber wenn man gegen Apple schießt, hat man halt immer mehr Presse.
Wieso sollte Apple sich von Google zu RCS zwingen lassen? In vielen Märkten, nicht zuletzt dem wichtigen Heimatmarkt beider Marken, hat Apple die Nase vorn, werden auf Apple-Geräten „Nachrichten“ und „FaceTime“ ganz selbstverständlich genutzt, während es kaum Nutzer gibt, die von sich aus auf Googles Alternativen zugreifen. Zuletzt erst hat Google „Duo“ eingestampft und es durch „Meet“ ersetzt. Warum? Funktional kann „Meet“ kein bisschen mehr, als sein Vorgänger, die Nutzer mussten sich aber an deutlich mehr als nur einen neuen Namen gewöhnen. Wobei die meisten Android-User wahrscheinlich eh alles mit „WhatsApp“ erschlagen.
In der Vergangenheit hat Google schon versucht, so viele Felder zu besetzen, und eigene Entwicklungen oft von heute auf morgen fallen lassen. Warum sollte Apple auf dieses Karussell aufsteigen? Wer mit Apples hauseigenen Kommunikations-Apps nicht zufrieden ist, greift auf deren Plattformen zu den gleichen Alternativen, wie die Android-Anwender. Doch wo sind Googles „Nachrichten“, „Meet“ und Co. für iOS, iPad OS oder den Mac? Stimmt: Entweder nicht verfügbar oder funktional stark eingeschränkt. Google bekommt es ja nicht einmal hin, eine vernünftige Integration von Android-Devices in Mac OS zu ermöglichen. Ihr sehr „basic“ gehaltenes „Android Filetransfer“ ist eine Schande für jeden daran beteiligten Programmierer. Stattdessen spielt man halt lieber den Liebling und Softwarelieferanten von Microsoft, die aber auf dem Desktop auch nicht allzu viel mit RCS am Hut haben…
Was hat Google davon? Würden dann alle RCS Daten über Google Server laufen?
Google hat davon den Vorteil, dass ihre User plötzlich mit der Google Nachrichten App, die sie ansonsten bestenfalls für’s veraltete SMS verwenden, Kontakt zu Apple-(i)Message-Nutzern haben, ohne dass sie dafür Apple-Hardware nutzen müssten.
Apple hat eher wenig davon, auf RCS zu setzen. (Zu) Offene Standards binden keine Kunden… ;-)
Ach ja: RCS läuft wie SMS nicht über Web-Protokolle, sondern separat. Somit sind zwar die Verbindungsinhalte nicht von den Providern einsehbar (RCS ist, anders als SMS, verschlüsselt), aber die Verbindungsteilnehmer können (theoretisch) protokolliert werden. Das geht mit Apples Nachrichtendienst nicht. Ich stelle mal in den Raum, dass es da noch ganz andere Interessen an den RCS Verbindungsdaten geben könnte. Das beginnt bei den Providern (RCS sollte ursprünglich kostenpflichtig sein) und hört bei Googles Kunden für deren umfangreiche Datenanalysen noch lange nicht auf.