Google ist sehr gut im Präsentieren neuer Produkte und Funktionen, nur an der endgültigen Bereitstellung hapert es gerne mal. Gerade in den letzten zwei Jahren sind einige Neuerungen aufgetaucht, die Google präsentierte und ankündigte, dann aber nicht oder erst sehr verspätet an die Nutzer bereitstellte. In meinen Augen gibt es da schon eine kleine aber berühmte Sammlung an Neuheiten, auf die ich mich bislang vergeblich freute. Obwohl Vorfreude doch die schönste Freude sein soll.
Google Fotos: Objekte entfernen und colorisieren
Zuletzt gab es im Oktober 2019 eine Meldung hierzu. Colorize in Google Fotos konnte damals von Kollegen in einer Testversion demonstriert werden. Google stellte Colorize erstmals im Frühjahr 2018 vor, hat die Funktion bis heute aber nicht in Google Fotos integriert. Man kann damit jederzeit Fotos aus der alten Zeit, die nur schwarz-weiß fotografiert sind, auf Knopfdruck in ein Farbfoto umwandeln. Das ist durchaus beeindruckend. Immerhin muss die Software selbst erkennen, was sie auf dem Foto sieht und dazu die richtigen Farben wählen.
Eine weitere Funktion, die Google sogar noch ein Jahr früher präsentierte, war die automatische Entfernung von störenden Objekten aus Fotos. Google Fotos war in der Demonstration in der Lage automatisch Teile aus Fotos herauszurechnen. Bei einem Foto durch einen Zaun den störenden Zaun, das wohl populärste Beispiel hierfür. Eine Absage für diese Funktion gab es 2018, daran hat sich bis heute leider nichts geändert. Wäre doch ein absolutes Killer-Feature im Vergleich zu anderen Galerie-Apps?
Google Assistant: Hier fehlen besonders viele Neuerungen
Für eine der Android-Apps, die Google besonders gerne bewirbt, fehlen zahlreiche Neuerungen aus den letzten beiden Jahren. Google hatte für Smartphones einen komplett neuen Assistant vorgestellt, der neben einem neuen Design noch andere Vorteile mitbringt. Die neue On-Device-Funktion ermöglicht die Ausführung von Sprachbefehlen direkt auf dem Gerät. Das sorgt für eine deutlich schnellere Verarbeitung der Befehle, die fast in Echtzeit abläuft und ohne Internet. Nur die Bereitstellung für deutsche Nutzer dauert mal wieder.
Diese On-Device-Verarbeitung ermöglicht dem Assistant die Steuerung von Apps fast so schnell wie per Touch. Oder sogar schneller, je nach Anwendungsszenario. Zugleich fehlt in der deutschen Sprache noch immer das kontinuierliche Zuhören, damit wir auf einen Befehl einen direkten Folgebefehl ansagen können. Bald ein Jahr warten wir auf diese Neuerungen und bislang gibt es keine konkrete Aussicht, wann der neue Google Assistant vollständig auf Geräten deutscher Nutzer ankommt.
Fahrmodus für Google Assistant
Ein weiterer Punkt ist der Fahrmodus, der Android Auto auf dem Smartphone-Bildschirm ersetzen soll. Im letzten Frühjahr angekündigt, bis heute weltweit nicht verfügbar. Google hatte sogar eine temporäre Zwischenlösung mit der Android Auto für Telefonbildschirme-App veröffentlichen müssen, weil das originale Android Auto nur noch direkt für die Verbindung mit Autos funktioniert und tiefer in das Android-Betriebssystem integriert wurde.
Der Hinweis „This Summer“, damit war übrigens der Sommer 2019 gemeint.
Call Screen und Duplex sind noch in weiter Ferne
Na, noch nicht genug? Eigentlich hat Google Assistant noch viel mehr drauf, jedenfalls in den USA für englischsprachige Anwender. Call Screen ist ein Tool, das automatisch Anrufe entgegennehmen und Informationen vom Gesprächspartner aufnehmen kann. Es dient etwa dazu, Spamanrufe vom Nutzer fernzuhalten. Ist der Anruf doch legitim, kann der Angerufene die weitere Vorgehensweise bestimmen, wie etwa den Anruf doch entgegennehmen.
https://youtu.be/O4jOdVTkqS4
Noch viel cooler ist Duplex, allerdings auch noch viel weiter von uns entfernt. Dieses neue System ermöglicht Google Assistant, selbst Anrufe zu tätigen, um beispielsweise Termine in Geschäften zu vereinbaren oder einen Tisch im Restaurant zu reservieren. Ihr sagt dem Assistant, was er tun soll, er erledigt seine Aufgabe von ganz alleine. Die Software macht den Anruf, vereinbart einen Termin auf Basis eurer Pläne und trägt ihn in den Kalender ein.
Aber schon bei der Präsentation war klar, dass die internationale und allgemeine Bereitstellung von Duplex noch viel Zeit braucht.
Chat: Wann startet Googles Messaging-Lösung in Deutschland?
Chat, so die Offensive von Google im Bereich Smartphone-Messaging, ist in den ersten Teilen der Erde nutzbar. Nur in Deutschland, einer der größten Märkte, bleibt die RCS-Lösung noch immer in weiter Ferne. Kurz reingeholt: Chat von Google, basierend auf RCS, ist ähnlich simpel wie die SMS. Funktioniert aber über das Internet, hat den Funktionsumfang anderer Messenger-Apps wie WhatsApp und steht später mal ab Werk im Grunde genommen auf allen Android-Geräten zur Verfügung.
Nicht zu verwechseln mit Google Chat, dem Business-Tool, sind die Chatfunktionen die moderne Erweiterung der SMS-App Messages. RCS ist der SMS-Nachfolger, den schon deutsche Mobilfunkanbieter etablieren wollten, damit aber kläglich scheiterten (Joyn und Co.). Google nahm das Heft irgendwann selbst in die Hand und will RCS sogar ohne Netzbetreiber umsetzen. Seither ist Geduld gefordert, RCS in Messages funktioniert in einigen aber noch wenigen Ländern.
RCS ist die Lösung, einfach jedem Telefonkontakt eine Nachricht über Internet schreiben zu können, ohne sich erst vorher auf einen bestimmten Messenger einigen zu müssen. Es braucht kein Benutzerkonto, nur die Telefonnummer. Verfügbar sind die Einstellungen für die Chatfunktionen in der Messages-App auch für deutsche Nutzer, aktuell nur ziemlich witzlos:
Bei diesem Thema könnte man noch viel tiefer ins Detail gehen. Es fehlen beispielsweise in Gmail noch immer Funktionen, die es damals bei Inbox gegeben hatte. Aber wir wollen an dieser Stelle nicht übertreiben.
Fehlen euch ganz bestimmte Funktionen, die Google angekündigt aber nicht umgesetzt oder ausgeliefert hat?