Das Erscheinungsbild von Social Media hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt und damit zwangsweise auch der Ansatz, wie Marken damit umgehen, um weiterhin erfolgreich zu sein. Man muss kein Experte sein, um zu wissen, dass sich heutzutage alles hauptsächlich um Bewegtbild im Hochformat dreht. Und diese Inhalte werden wiederum vorrangig über TikTok konsumiert.
TikTok braucht authentischen Content
TikTok lebt von der Authentizität seiner Creator. Nutzer wollen keine hochglanzpolierten Werbefilme, sondern mit dem Smartphone produzierte Clips, wie der Chef einer Firma die Lippen zum Text irgendeines Trend-Songs bewegt. Immer häufiger werden außerdem Videos beworben, die zumindest so aussehen, als würde der Creator wie zufällig ein bestimmtes Produkt erhalten und auspacken.
Während die Zahl der aufs Erreichen der berühmt-berüchtigten Gen Z spezialisierten Agenturen analog zum Erfolg von TikTok zugenommen hat, gibt es auch noch andere Wege für Unternehmen, für usergenerierten Content zu sorgen. Besonders prominentes Beispiel in diesem Kontext ist der Modekonzern Shein, der mit dem zugehörigen Hashtag Milliarden Aufrufe generiert hat. Ein empfehlenswertes Video dazu hat der YouTube-Kanal Simplicissimus produziert.
„Normale Nutzer wertvoller als Influencer“
Gerade viele kleinere TikToker, manchmal Nano- oder Mikro-Influencer genannt, bewerben ohnehin Produkte kostenlos als Empfehlungen, um für sich selbst Reichweite aufzubauen. Das Start-up Swaypay will dafür sorgen, dass sie sogar bezahlt werden. Auszahlungen pro Video können angeblich zwischen zwei und 100 Dollar betragen, im Schnitt lägen sie bei 15.
Myth: influencers > plebs. tbh brands prefer rewarding real shoppers for TikToking stuff they genuinely bought n love, regardless how many followers they have. It was just really complicated to do before Swaypay. Pretty much every brand we talk to wants in.
Swaypay erkennt automatisch, ob man etwas von einer der Partnerfirmen wie Nike, Champion oder McDonald’s gekauft hat und bietet anschließend ein Cashback, sobald man darüber ein TikTok gepostet hat. Wie hoch die Belohnung genau ist, hänge von verschiedenen Faktoren wie Art des Produkts und Performance des Videos ab. Manche TikToker könnten aber sogar 100 Prozent des Kaufpreises verdienen. Immerhin verspricht Swaypay schnelle Reaktion, innerhalb von 24 Stunden nach Stellen der Anfrage gäbe es die Möglichkeit zur Auszahlung.
Das Risiko tragen aber natürlich die Creator. Gerade der TikTok-Algorithmus gilt im Vergleich zu denen von Konkurrenten wie Instagram oder YouTube als praktisch unvorhersehbar. Mal floppen Videos grandios, mal gehen sie viral, ohne dass die Gründe genau auszumachen sind. Teilweise machen TikToks sogar erst beim zweiten Upload Millionen Aufrufe.
Zusätzlich virale Prämien möglich
Da hört das Modell von Swaypay aber noch nicht auf. Marken könnten „virale Prämien“ mit angeblich vierstelligen Summen anbieten, wenn ein Beitrag vollständig viral geht. Marken könnten auch bestimmte Videos lizenzieren, um sie für ihr eigenes Marketing zu verwenden, wodurch Creator ebenfalls Geld einnehmen könnten.
In einem Artikel von Mai 2022 gab Swaypay an, dass sich schon 10.000 Leute angemeldet und Videos erstellt hätten, die seit November 2021 mehr als 50 Millionen Mal angesehen worden wären. Einfach registrieren und loslegen kann man nicht, zunächst muss man einen Verifizierungsprozess überstehen und vorerst in den USA leben, auch wenn eine globale Expansion langfristig geplant ist. Welche Regeln außerdem zur Qualifizierung einzelner Posts bestehen, erklärt Swaypay in seinen FAQ.
- Es gibt keine Mindestanzahl an Followern, aber wir finden, dass Benutzer mit mindestens 2.000 Followern am meisten von Swaypay profitieren.
- Du musst mindestens 14 Jahre alt sein.
- Du musst ein aktiver TikToker mit hochwertigen Inhalten und solidem Engagement sein.
- Du musst ein Venmo oder PayPal Konto haben, um auszahlen zu können.
So begegnet Swaypay den Skeptikern
„Geld verdienen im Internet“ hat immer einen merkwürdigen Beigeschmack. Das haben zuletzt Telegram-Bots bewiesen, die unerlaubterweise mit TikTok-Influencern geworben und für Sprachaufnahmen oder vermeintliches „Crypto-Mining“ Auszahlungen versprochen hatten.
Dass das Konzept von Swaypay tatsächlich in manchen Ohren vielleicht zu gut klingt, um wahr zu sein, wird schon auf der Startseite deutlich. Hier verweist man direkt auf zahlreiche Erfahrungsberichte von Creatorn, die bereits Geld mit Swaypay verdient haben sollen. Natürlich inklusive Gen-Z-gerechter Sprache („Is this legit?“, „still feels sus“).
TikTok-Manager hat selbst investiert
Swaypay hat schon einige Investoren überzeugen können und 4,2 Millionen US-Dollar eingesammelt. Sogar TikToks eigener Partnerships-Chef Nikki Bogopolskaya hat investiert. Hinter dem Unternehmen steckt Kaeya Majmundar, die bereits 2014 im Alter von gerade einmal 19 Jahren ihren ersten Deal bei „Shark Tank“, dem US-Pendant zu „Der Höhle der Löwen“, abschloss. Ihr Produkt, eine faltbare Box zur Aufbewahrung von Zeug, wurde über Nacht zum viralen Hit. Das führte Gründerin Majmundar nach eigener Aussage vor Augen, welches soziales Kapital in den sogenannten „Plebs“ schlummere und brachte sie schließlich auf die Idee von Swaypay.
Auf der Launchplattform ProductHunt, auf der ich über Swaypay gestolpert bin, wird das Unternehmen bereits von der Community gefeiert. „Das macht Spaß – und ist ein klares Beispiel für die Heimarbeit von Monetarisierungs-Apps, die rund um TikTok entstehen – während Instagram darum kämpft, relevant zu bleiben“, schreibt etwa Produktentwickler Chris Messina. „Die wunderbare Idee, Gen Z, TikTok und eCommerce zu verbinden“, meint Natalie Karakina. Was denkt ihr?
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