Vor wenigen Monaten war Harry Potter Wizards Unite erschienen, das Spiel basiert wie Pokemon Go auf viel Bewegung durch die Nutzer. Dabei kommen natürlich reichlich Daten zusammen, die von eurem Smartphone bzw. durch die Android-App gesammelt werden. Nutzer sollten bei der Anwendung derartiger Spiele eben nicht vergessen, dass sie permanent ihren Standort mitteilen und unter anderem das Erstellen exakter Bewegungsprofile ermöglichen. Kotaku ging den beliebten Niantic-Spielen auf den Grund.
„Wenn Sie heute Wizards Unite oder Pokémon Go oder eine der anderen Apps von Niantic verwenden, wird jede Ihrer Bewegungen dokumentiert und gespeichert – bis zu 13-mal pro Minute, so das Ergebnis einer Kotaku-Untersuchung. Sogar Spieler, die wissen, dass die Apps ihre Standortdaten aufzeichnen, sind in der Regel erstaunt, wenn sie sehen, wie viel sie Niantic über ihr Leben in ihren Fußstapfen erzählt haben.“
Man hat mit aktiven Spielern zusammengearbeitet, um die gesammelten Daten der Spiele auswerten zu können. Daraus entstehen extrem spannende Bewegungsprofile, die über einen Nutzer viel verraten können. Letzten Endes kommt es nur auf die Auswertung der Informationen an.
„Die Dateien, die wir erhielten, enthielten detaillierte Informationen über das Leben dieser Spieler: die Anzahl der Kalorien, die sie während einer bestimmten Sitzung wahrscheinlich verbrannten, die zurückgelegte Strecke und die Werbeaktionen, mit denen sie sich befassten. Entscheidend ist, dass jede Anfrage auch eine große Datei mit zeitgestempelten Ortsdaten als Breiten- und Längengrade enthielt.“
Nutzerdaten: Gesammelt wird zu jeder Zeit
Kotaku prüfte einen recht großen Schatz an Daten und konnte dabei feststellen, wie oft der Standort der Nutzer gespeichert wurde. Das passiert nicht immer nur dann, wenn aktiv gespielt wird. Verantwortlich soll im Fall von Harry Potter Wizards Unite ein Bug in der Android-App gewesen sein. Niantic sammelt nach eigenen Angaben keine Daten, wenn das Spiel nicht tatsächlich auf dem Mobilgerät aktiv ist. Der Fehler wurde behoben. Eine schwache Ausrede, wenn ihr mich fragt. Zumal für den Nutzer nicht nachvollziehbar ist, was da im Hintergrund abgeht.
„Insgesamt analysierte Kotaku mehr als 25.000 Positionsdatensätze […]. Im Durchschnitt stellte sich heraus, dass Niantic beim Spielen von Wizards Unite ungefähr drei Ortsaufzeichnungen pro Minute geführt hat, fast doppelt so viele wie bei Pokémon Go. Für einen Spieler ließ Niantic zu fast jeder Stunde des Tages mindestens einen Ortsrekord aufzeichnen, was darauf hindeutete, dass das Spiel Daten sammelte und diese mit Niantic teilte, selbst wenn der Spieler nicht spielte.“
Am Ende kann auch mit weniger Standortdaten ein exaktes Bewegungsprofil erstellt werden, das sich auch durchaus später zu Geld machen lässt. Um die gesammelten Daten nachvollziehen zu können, hat Kotaku die Standortdaten der an der Recherche teilnehmenden Nutzer ziemlich genau ausgewertet:
„In fünf Spieltagen führte Niantic 2304 Ortsaufzeichnungen für einen Spieler. Anhand der Zeitstempel und der Häufigkeit, mit der dieser Benutzer in bestimmte Gebiete zurückkehrt, konnten wir seinen Arbeitgeber und seine Wohnadresse korrekt identifizieren. Indem wir diese Datenpunkte auf eine Karte zeichnen, können wir außerdem die Routen, die der Benutzer von der Arbeit nach Hause genommen hat, seinen täglichen Zeitplan und sogar seine Essgewohnheiten korrekt erkennen. Als wir sie nach ihrer Neigung fragten, Burger King zum Mittagessen zu essen, waren sie überrascht, dass wir das wussten, und sagten anschließend, dass sie „süchtig nach Fast Food“ seien.“
Die Spieler waren über die Menge sowie Genauigkeit der gesammelten Daten überrascht und wollten daraufhin ihr Nutzungsverhalten ändern. Das beschriebene „Problem“ ist aber kein exklusives, viele Apps und Dienste sammeln immens viele Daten von ihren Nutzern. Manchmal mehr als uns vielleicht lieb ist.
Gilles Lambert: Unsplash – https://unsplash.com/photos/pb_lF8VWaPU
Folge jetzt unserem WhatsApp-Kanal. Info: *provisionierte Affiliate-Links.