In vielen Branchen entstammen kaufbare Produkte nur zu einem Teil aus dem Unternehmen, das am Ende seinen Namen auf die Verpackung klebt. Nicht anders ist das bei Smartphones, das sogenannte Outsourcing drückt besonders die niedrigeren Preiskategorien immer weiter nach unten. In einem Smartphone von Xiaomi steckt einerseits zahlreiche Hardware diverser Zulieferer, außerdem stammt das gesamte Gerät oft gar nicht direkt von der beliebten Marke.
Sogenannte ODMs haben in der Smartphone-Welt die Überhand gewonnen.
„Als Original Design Manufacturer (ODM) wird ein Unternehmen bezeichnet, das für andere Unternehmen Auftragsfertigungen in großem Maß übernimmt.“ – Wikipedia
In der Regel baut ein Smartphone-Hersteller seine Geräte nicht mehr selbst, sondern lässt diese im Auftrag woanders fertigen. Apple sitzt in den USA, dort werden deren Smartphones aber schon lange nicht mehr zusammengebaut. Aber nicht nur die Endmontage ist heute oftmals ausgelagert. Auch die Entwicklung und Gestaltung vieler Smartphones übernehmen heute sehr oft beauftragte Fremdfirmen.
Smartphones wie Zwillinge: Kaum einer greift nicht auf ODMs zurück
Fast egal über welche Smartphone-Marke wir reden, nahezu alle lagern einen Teil ihrer Geräte in Aufträge an ODMs aus. Aber besonders chinesische Marken, die eine Vielzahl an neuen Modellen auf die Märkte werfen, machen hier nur noch einen geringen Teil der Arbeit selbst. Anders könnten Xiaomi und Co. die Preise nicht so niedrig ansetzen, wie sie es heute sehr häufig tun. Es ist aus diesen Gründen daher kein Zufall, warum sich so viele Geräte ähnlich sind.
Egal welche Marke, in gewissen Preisklassen sind die angebotenen Smartphones kaum zu unterscheiden:
Die Massenfertigung und ausgelagerte Entwicklung spart Geld, deshalb greifen auch Premium-Marken wie Samsung immer häufiger darauf zurück. Schon seit vier Jahren gehört Wingtech zu den Lieferanten von Samsung, die für die südkoreanische Smartphone-Marke neue Geräte der unteren Preisklassen designen und bauen. Was für Samsung lange Zeit weniger selbstverständlich war, gehört bei anderen Marken untrennbar zum Geschäft dazu.
„Die Zusammenarbeit zwischen Xiaomi und ODMs existiert in erster Linie für die Redmi-Serie, die hauptsächlich das IDH-Modell (2) übernimmt. ODMs sind verantwortlich für F&E und Design. Xiaomi kontrolliert direkt die Beschaffung der Materialien, während Drittanbieter EMS (2) die Produktion und Montage übernehmen.“
(1) IDH = Independent Design Houses
(2) EMS = Electronics Manufacturing Services
Immer mehr Modelle mit immer weniger eigener Identität
Weitere Firmen für dieses Outsourcing sind Longcheer und Huaqin, die wie Wingtech von nahezu allen Android-Marken beauftragt werden. Xiaomi soll deutlich über 70 % seiner Geräte von ODMs beziehen. Lenovo und Nokia setzen auf diese Methode sogar für rund 90 % der eigenen Portfolios. Es ist allerdings unterschiedlich, wie sehr ODMs einbezogen sind. Häufig beginnt das aber schon bei Forschung und Entwicklung, auch die Beschaffung von Materialien und Bauteilen gehört dazu.
Zuletzt kündigte LG an, Design und Entwicklung der günstigen Android-Smartphones komplett auszulagern. Wirklich viel LG steckt in diesen Geräten dann nicht mehr. In der Regel haben die meisten Hersteller in den vergangenen Jahren die Verträge für ODM/IDH aufgestockt. Deshalb bieten oftmals nur noch die teuersten Smartphones eine eigene Handschrift der jeweiligen Smartphone-Marke.
Danke für den tollen Bericht.
Ich hatte schon länger das Gefühl, dass viele Smartphones gleich aussehen. Freunde und Verwandte haben mir ihr neuestes Smartphone gezeigt und ich dachte mir: Oh, das sieht aber genauso aus wie das Smartphone von … oder … !
Mein Bauchgefühl wurde somit bestätigt. Danke