Lokaler Einzelhandel: Das Internet macht alles kaputt… oder so

Default Featured Image

Auf Facebook ist mir in den vergangenen Tagen eine Liste als Grafik über den Weg gelaufen, die offensichtlich das Internet verteufeln möchte. Hier wird recht einfach versucht nur das Internet dafür verantwortlich zu machen, warum es lokale Geschäfte schwerer haben werden und aussterben. Da ich in meiner Familie sehr gut beide Seiten kenne, wir also in Person von mir Geld im Internet erwirtschaften und in Form anderer Familienmitglieder im klassischen Einzelhandel tätig sind, habe ich das Bedürfnis ein wenig aufzuklären. Die besagte Grafik wurde nach aktuellem Stand über 700 Mal geteilt, sodass sie noch ein vielfaches mehr von Nutzern gesehen wurde. Fatal, denn gern wird jeder Quatsch auf Facebook schnell für bare Münze genommen. Folgend findet ihr den angesprochenen Beitrag von Facebook und darunter etwas Meinung und Antworten von mir.

2015-08-31 12_00_08

  1. Auch im echten Leben muss man in der Regel selbst nach Jobs suchen.
  2. Unternehmen schließen, Unternehmen eröffnen. Das war auch schon ohne Internet so. Vielleicht findet man sogar einen Arbeitsplatz bei einem Online-Unternehmen.
  3. Es gibt genügend Ausbildungen, die ebenso für die Arbeit im Internet vorbereiten (auch kaufmännische Berufe etc).
  4. Als würde jedes lokale Unternehmen pausenlos mit Spenden um sich werfen. Und wenn, dann zahlt nicht das Internet eine Spende, sondern die dort wirtschaften Unternehmen.
  5. Die im Internet agierenden Unternehmen sind genauso in ihrer Gemeinde (Firmensitz, es gibt keinen Planeten Internet) steuerpflichtig wie jedes andere lokale Unternehmen.
  6. Beratung geht auch online. Sicherlich ist das aber je nach Branche mal besser und mal weniger besser möglich.
  7. Online-Unternehmen bietet ebenso Service nach und vor dem Kauf an.
  8. Auch Online-Unternehmen können nicht alles selbst herbeizaubern und beauftragen andere Unternehmen. Sei es für Design, Lager, Marketing oder andere Dinge.
  9. Wahrscheinlich trostlos.
  10. Die im Internet agierenden Unternehmen sind genauso in ihrer Gemeinde (Firmensitz, es gibt keinen Planeten Internet) steuerpflichtig wie jedes andere lokale Unternehmen.

Wer jetzt die steuerlichen Fragen mit Google, Facebook und Amazon beantworten will, da diese Unternehmen in der Regel nicht in jedem Land ihre steuern zahlen, dann sollte man auch hier zweimal nachdenken. Das Problem liegt meist nämlich nicht zwangsläufig bei den Unternehmen oder beim Internet, sondern bei den gesetzlichen Regelungen.

Und wenn überhaupt irgendwo eine Schuld zu suchen ist, warum lokale Unternehmen immer seltener vorgezogen werden, dann liegt diese meines Erachtens vor allem auch beim Kunden. Denn der Kunde entscheidet, woher er seine Informationen und Produkte bezieht. Wenn einem persönlicher Service und eine direkte Beratung wichtig sind, sollte der Kunde eben auch mehr Geld für Produkte ausgeben und damit den lokalen Handel vorziehen.

Es tut mir auch leid um jedes lokale Unternehmen, das schließen muss und leere Innenstädte hinterlässt. Doch dafür ist nicht nur der Online-Handel verantwortlich. Wie große Ketten kleinen Läden keine Chancen lassen, ist ein sehr wenig diskutiertes Thema aber deshalb ein nicht weniger großes Problem.

(via Facebook)

Kommentar verfassen

Bleibt bitte nett zueinander!