Was für eine Sisyphus-Arbeit. Als jemand, der selbst einen E-Sport-Club an seiner Hochschule gegründet hat, weiß ich, wie anstrengend die Überzeugungsarbeit ist. Doch Hessens CDU-Innenminister fängt nochmal ganz bei Null an und sagt: „E-Sport hat mit Sport nichts zu tun.“ Na danke auch. Erst kürzlich flammte die Diskussion wieder auf, als sich der E-Sport-Bund Deutschland (ESBD) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) öffentlich einen kleinen Schlagabtausch geliefert haben. „Im DOSB positioniert man sich mit diesem Sonderweg komplett an der gesellschaftlichen Realität vorbei. Diesen Versuch der Spaltung wird die Generation eSport nicht mitmachen“, stellte Präsident Hans Jagnow in einem Statement fest.
"E-Sport hat mit Sport nichts zu tun. Wir müssen diesen Begriff ausradieren." – Diese unangemessene Wortwahl von @peterbeuth hat mit einer sachlichen Debatte nicht mehr zu tun. Diese Rethorik treibt einen Keil in den Dialog mit dem Sport. Unfassbar! https://t.co/em07WcTPsd
— Hans Jagnow (@hagnow) November 27, 2018
Setzen, sechs
Der DOSB hat bei der Anerkennung von E-Sportlern eine zentrale Rolle und könnte zum Beispiel ermöglichen, dass diese auch zur Beantragung von Sportvisa für Auslandsturniere befugt sind. Stattdessen wirft man in den Raum, doch lieber zwischen E-Sport im Sinne von sportlichen Simulationen und „eGaming“ (WTF?) zu differenzieren.
Jetzt aber zum hessischen Innenminister Peter Beuth (CDU). Auf einer Pressekonferenz Ende November in Darmstadt sagte er laut des Echos:
Mir ist noch nicht klar, wie Bewegen aus Daumen und Zeigefinger Sport sein soll, auch wenn sich auf Bildschirm was bewegt. Wenn uns die Frage der Bewegung beschäftigt, dann passt das nicht. […] E-Sport hat mit Sport nichts zu tun. Wir müssen diesen Begriff ausradieren.
Dass es beim E-Sport um durchaus sportliche Werte wie Teamplay und Wettbewerb geht sowie ein hohes Maß an Fähigkeiten wie Konzentration und Reaktion gefordert ist, blendet er leider aus. Er sehe es weiterhin „katastrophal“, dass die GroKo E-Sport-Clubs als Verein unterstützen will.
Beim Schach kommt ja auch keiner ins Schwitzen
Den häufig gezogenen Vergleich zum Schach, das olympischen Status hat, jedoch auch nicht viel Bewegung erfordere, tut auch Präsident des Hessischen Turn Verbandes Norbert Kartmann ab. Heutzutage würde er die Aufnahme dessen ebenfalls infrage stellen.
Hoffnung gibt es bei den Worten von Ralf-Rainer Klatt. „Man muss E-Sport als Teil des Digitalisierungsprozesses unserer Gesellschaft betrachten, der eben auch im Sport angekommen ist“, so der Vizepräsident des Landessportbundes.
Was ich zu der ganzen Geschichte denke, ist wahrscheinlich klar geworden. Aber jetzt interessiert mich: Wie steht ihr dazu? Sollte E-Sport als Sport anerkannt werden? Schreibt’s in die Kommentare! [via]
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