Beyerdynamic Aventho Wireless im Test

Beyerdynamic hat mir die Aventho Wireless auf unbestimmte Zeit zur Verfügung gestellt und ich habe sie jetzt seit ein paar Monaten im Einsatz. Ob ihr wirklich 450 Euro für diese Kopfhörer ausgeben solltet, erfahrt ihr vielleicht in diesem Testbericht. Die Beyerdynamic Aventho Wireless sind die kleinere On-Ear-Variante zu den 700 Euro teuren Amiron Wireless und die unverkabelte Version der 329 Euro schweren Aventho Wired.

Gleichzeitig müssen sie sich mit Modellen wie den Sony WH-1000XM2 oder den Bose QC 35 II messen, die für noch weniger Geld ohrumschließende Muscheln und aktives Noise Cancelling bieten. Die Bose QC 35 II habe ich auch seit rund einem halben Jahr im Gebrauch und bin mit ihnen mehr als zufrieden. Die Aventho werden in einer schicken Stoffhülle und mit einem 3,5-Millimeter-Kabel geliefert, das in einem separaten Fach im Inneren Platz findet. Das macht alles einen hochwertig verarbeiteten Eindruck und passt zum Retro-Look.

Umstieg mit Hindernissen

Der Umstieg auf die Aventho Wireless war für mich persönlich aber nicht ganz so leicht. Erst einmal muss man sich mit der veränderten Passform anfreunden. Anstatt mit weichem Polster die Ohren zu umschmeicheln, liegen die Muscheln jetzt recht hart am Kopf. Mit 238 Gramm haben sie im Gewicht zwar nur wenig Differenz, das Material ist mit Metall jedoch deutlich hochwertiger. Das Plastik der Bose wirkt dagegen regelrecht billig verarbeitet.

Das On-Ear-Format hat jedoch auch einen entscheidenden Vorteil: Man fühlt sich nicht so sehr von der Außenwelt abgeschnitten. Das mangelnde Noise Cancelling vermisst man kaum, stattdessen fühlt man sich mehr integriert in der Umwelt, ohne auf ein bisschen Musik im Ohr zu verzichten. Abgesehen von dem insgesamt sehr dezenten Auftreten sind sie unwidersprochen schick. In meiner braunen Variante kommt das Silber der Akzente gut zur Geltung.

Nichts für Dickköpfe

Zu bemängeln ist allerdings die Anpassung an die Kopfgröße. Dafür sind auf beiden Seiten kurz über der Muschel Perforationen im Bügel. Der Schieber lässt sich jedoch nur mit Mühe exakt bewegen, sodass die Anpassung gerne mal ein paar Momente in Anspruch nimmt. Die hervorstehenden Kabel machen bis jetzt einen guten Eindruck, wenngleich ich da in Zukunft potentielle Bruchgefahren sehe. Zusammenklappen lassen sich die Aventho Wireless nicht. Dafür sind die Muscheln um 180 Grad drehbar.

Äußerlich scheinen die Aventho Wireless nur wenig Navigationsmöglichkeiten bieten. An der unteren Seite der rechten Muschel findet sich ein USB-C-Anschluss (die Konkurrenz kann sich gerne ein Beispiel daran nehmen) und der Powerknopf. Der hebt sich nur wenig von der Oberfläche ab und weist innerhalb weniger Monate schon Abnutzungserscheinungen auf. Eine LED daneben informiert über den Power- und Ladestatus.

Lieder und Lautstärke kann man aber natürlich trotzdem steuern. Die rechte Muschel hat eine kapazitive Fläche. Mit Wischgesten nach oben und unten regelst du die Lautstärke, rechts und links wechselt durch die Songs. Mit Doppeltippen hältst du den Song an, kannst ihn wieder abspielen und Telefonate annehmen und beenden. Das funktioniert in der Praxis so mittelprächtig, erfordert auf jeden Fall etwas an Training. Irgendwann klappt’s zwar, ich verlasse mich im Alltag aber nicht darauf.

Sound, wie er sein soll

Was die Aventho Wireless rechtfertigen soll, ist nicht nur das zeitlose Design und die alles in allem hochqualitative Verarbeitung, sondern vor allem der Sound. Ich bin jetzt nicht so der audiophile Typ, der Sound liefert aber klare Höhen und kräftige Bässe. Ist die Lautstärke hoch genug, wirkt das schon wie Noise Cancelling – viel von außen kommt innen nämlich nicht mehr an. Nachbarn werden davon aber auch nicht gestört.

Grund für den von Kritikern hochgelobten Klangs ist unter anderem der Qualcomm-Codec aptX HD. Wird das von eurem Smartphone unterstützt, kündigt sich der Codec jedes Mal beim Verbinden vor dem Abspielen des ersten Songs an. Kurz ertönt also die Ansage, der Song startet im Hintergrund. Nervt auf Dauer ein bisschen und wie man das abstellen kann, habe ich bislang nicht herausfinden können.

Mit einer Ladung von 1.050 mAh ist der Akku der Aventho Wireless überdurchschnittlich groß und versorgt sie laut Datenblatt mit rund 20 Stunden Laufzeit, was in meinem Alltag gut hinkommt. Bei jedem Anschalten wird man per Ansage kurz an den Akkustand erinnert, sodass ihnen nie überraschenderweise der Saft ausgeht.

MI-What?

Auf die hauseigene MIY-App („Make It Yours“) ist Beyerdynamic mächtig stolz, das merkt man schon direkt an der Beilage in der Verpackung. Doch leider funktioniert das nicht ganz so, wie es angepriesen wird. Dabei ist die Idee ja eigentlich ziemlich cool: Über die App kannst du dein eigenes Soundprofil erstellen, das die Wiedergabe auf dein Hörvermögen zuschneidet, ein personalisierter Equalizer.

Selbst mit verschiedenen Smartphones habe in der App keine stabile Verbindung herstellen und alle notwendigen Tests durchführen können. Diverse Kollegen, mit denen ich mich über die Aventho unterhalten habe, sind aber ganz angetan vom Feature. Im Play Store verzeichnet MIY glatte 2,0 Sterne – das spricht wohl für sich.

Des Weiteren will sie auch die Lautstärkebelastung eurer Ohren überwachen und warnt bei einem täglichen Limit. Auch das ist wieder ein bisschen kurz gedacht: Die Anzeige mag dann zwar noch im grünen Bereich sein, äußere Einflüsse, die aber nicht zwingend über die Kopfhörer in deinen Gehörgang drangen, werden nicht mit einberechnet.

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Telefonqualität durchschnittlich

Wenn mal wieder ein längeres Telefonat mit den geschätzten Eltern ansteht, greife ich in letzter Zeit immer häufiger zu Bluetooth-Kopfhörern, bevor mir die Hände abfallen. Die Aventho Wireless sind mit Mikrofonen bestückt, deren Aufnahmequalität bei meinen Gegenübern aber unerwartet negativ ankam. Auf meiner Seite der Leitung ist der Ton aber so gut, wie er eben durch Festnetztelefone übertragen wird.

Fazit: Durchwachsen

Abschließend kann ich sagen: Ja, die Aventho Wireless liefern tollen Sound und machen daher ihren Job als Kopfhörer gut. Dass ich die viel beworbene und gelobte Personalisierung nicht nutzen konnte, ist schade und lässt die Aventho nicht ihre ganze Kraft auskosten.

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Ob sie ihr Geld wert sind, muss jeder für sich entscheiden. Genauso persönlich wie die Vorlieben zu Over- oder On-Ear-Kopfhörern ist die Erfahrung des individualisierten Klangerlebnisses. Wer gute Kopfhörer für den Alltagsgebrauch sucht und Wert auf Noise Cancelling und einen bequemen Sitz legt, greift eben zu den Sony WH-1000XM2 oder XM3 oder den Bose QC 35 II.

Vielen Dank an Beyerdynamic für die Leihgabe und meinen Mitbewohner Fynn fürs spontane Modeln. 

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