Bei uns spielt ASUS bislang keine große Rolle, der Smartphone-Hersteller konnte aber mit dem ROG Phone auch unsere Aufmerksamkeit wecken. Jetzt haben wir das Gaming-Smartphone im Alltag getestet. Schon seit vielen Jahren ist ASUS dabei, doch so richtig erfolgreiche Smartphones konnte der Hersteller hierzulande nie an den Start bringen. Unter der Gaming-Marke „Republic of Gamers“ geht ASUS jetzt den unkonventionellen Weg, das ROG Phone passt perfekt in den neuen Trend der Gaming-Smartphones. Aber es ist mehr als das, wie ich in den letzten Wochen herausfinden konnte.
In Zusammenarbeit haben uns ASUS und 1&1 das neue Android-Smartphone zur Verfügung gestellt. Zugleich arbeiten die Unternehmen für den Verkauf zusammen, das ROG Phone startete zunächst exklusiv im Sortiment des Service-Providers. Bei 799 Euro liegt die UVP des Herstellers, damit kratzt das ROG Phone an der bekannten Oberklasse. Einige Premium-Smartphones anderer Hersteller liegen ebenfalls auf diesem Level, zum Teil noch höher. ASUS legt die Latte also selbst sehr hoch, das sollten wir uns auf jeden Fall im Hinterkopf behalten.
- 6″ FHD+ 90 Hz AMOLED Display
- 8 GB RAM, Snapdragon 845
- 128 GB Speicher, 100 GB Google One
- 12 + 8 MP OIS Dualkamera, 8 MP Frontkamera
- Duallautsprecher, Virtual 7.1
- 4000 mAh Akku, „Hyper Charge“
- Dual-SIM, USB-C 3.1, NFC
- Android 8.1, 899 Euro (UVP)
Es geht kaum auffälliger
ASUS stattet das ROG Phone mit einem ganz besonderen Look aus, die Rückseite ist ein Mix aus Metall und Glas mit einigen optischen Besonderheiten. Dazu gehört sogar eine auffällige Position der Fingerabdrucksensors, der absichtlich nicht zentriert sitzt – was im Alltag übrigens nicht stört. Ebenso finden wir an der rechten Seite zwei Gitter, darunter soll sich die bessere Kühlung befinden. ASUS ging es um die Optik, das ist für die Hersteller von Gaming-Produkten ganz normal. Deshalb ist das ROG Phone genau das nicht, nämlich normal oder wie sonst übliche Smartphones gestaltet.
Über Design können wir streiten, doch ich mag den Style des ROG Phone. Zumal die Verarbeitung passt, die Rückseite mit Materialmix fühlt sich gut an, der dicke Metallrahmen (Frame) sorgt für eine sehr solide Haptik in der Hand. Aber dieses Smartphone liegt auch schwer in den Fingern, die zu beiden Seiten gebogene Rückseite verhindert nur bedingt das klobige Gefühl. Kein Scherz: Das ROG-Logo leuchtet auf Wunsch und das sogar dauerhaft. Oder für Benachrichtigungen, wie ihr wollt.
ASUS bietet eine gute Verarbeitung, die trotzdem noch Luft nach oben hat. Besonders die Spaltmaße zwischen Metallrahmen und Glasrückseite sind zu groß, darin sammelt sich Staub. In den feinmaschigen Lautsprechergittern an der Vorderseite ist allerdings kein Platz für Staub, hierbei ist ASUS ein attraktives Detail gelungen. Alles in allem können die Frontlautsprecher überzeugen, der Klang ist laut, deutlich und satt.
Highend-Performance und flottes Display
ASUS bietet ab Werk ein verdammt schnelles Smartphone, die Systemleistung ist in jedem Moment tadellos. Hinzukommt ein sehr seltenes 6″ OLED-Display, das mit einer Bildfrequenz von 90 Hertz überzeugen kann. Es lässt sich schwer beschreiben, doch durch die 90 Hertz können Software-Animationen noch flüssiger wahrgenommen werden. Zu anderen flüssig funktionierenden Android-Smartphones sind Unterschiede erkennbar, die man einfach selbst gesehen haben muss.
Voreingestellt wirkt das OLED-Display etwas leblos, das farbenfrohe Preset wirkt hingegen viel zu satt. Es braucht also eine manuelle Feinjustierung, um eine zufriedenstellende Farbdarstellung erreichen zu können. Ein leichter Rotstich, sichtbar bei höherem Blickwinkel, trübt den sonst vernünftigen Eindruck etwas. Zwar ist die Schärfe der Darstellung ausreichend gut (FHD+), nur nicht auf Niveau anderer Displays mit höherer Auflösung oder weniger Bildschirmfläche.
Ein integrierter 4000 mAh Akku will auf dem Blatt eine lange Laufzeit versprechen, im Alltag sind die subjektiven Eindrücke allerdings nicht so erstklassig. Ich empfinde die Screen-On-Time von ca. 5 Stunden zu schwach, mehr konnte ich im Alltag leider nicht herausholen. Genutzt habe ich das Gerät im Mix, aber hauptsächlich im WLAN. Gezockt habe ich nur wenig, bei ausgiebigen Sessions wird das USB-C-Kabel schneller fällig.
Kamera nur Beiwerk
Mit ein paar individuellen Einstellungen lässt sich beim Akku bestimmt noch etwas gewinnen. Ob das auch bei der Kamera möglich ist, kann ich mangels Profi-Know-How nicht sagen. Für mich muss die Smartphone-Kamera mit ihrer Automatik überzeugen können, das klappt beim ROG Phone aber nur bedingt. Die Hardware (Sony IMX363, f/1.8) verspricht zwar viel, in der Praxis fehlt es aber an Qualität.
Man merkt diesem Gerät an, dass die Kamera nur Beiwerk ist. Mit einem höheren Fokus auf die Software wäre meines Erachtens sicherlich mehr an Bildqualität drin gewesen. Beweisen andere Hersteller mit ähnlichen Specs. Tagsüber sind die Aufnahmen okay, bei schlechtem Licht schon deutlich weniger gut. Der zweite Kamerasensor ist übrigens für den Weitwinkel zuständig, dabei geht allerdings sichtlich Qualität verloren.
Lüfter, Game-Center und X-Modus
Für den Hardcore-Gamer gibt es dann noch eine Besonderheit, die unserem Gerät beilag. Ein Lüfter für die Rückseite, der die Temperatur der Innereien niedrig hält und lange Zocker-Sessions bei höchster Performance zulässt. Zugleich bietet dieser Lüfter die Möglichkeit Klinke sowie USB-C im Querformat an der unteren Seite zu nutzen. Praktisch!
Zugleich bietet ASUS ein „Game Center“ an, worüber auch der X-Modus zu finden ist. Wir können hiermit das Smartphone für Gaming optimieren, den Lüfter kontrollieren und auch auch die rückseitige Aura-Beleuchtung. Ist jedenfalls praktisch, die wichtigsten Gaming-Einstellungen an einem Ort zu haben.
Eine weniger sichtbare Besonderheit nennt sich „Air Triggers“, von HTC als „Edge Sense“ bekannt. ASUS macht den Gehäuserahmen auf Wunsch druckempfindlich, worüber Apps und Funktionen jederzeit schneller gestartet werden können. War ich nie ein Fan von, auch diesmal nicht. Warum? Für mich sind die Gesten schwer ausführbar, einfach nicht natürlich und das System von ASUS erkennt den ausgeführten Druck nicht gut.
Dafür haben die Air Triggers den Vorteil, dass sie auch innerhalb von Apps für diverse Funktionen festgelegt werden können. In Spielen lässt sich der druckempfindliche Rahmen dann wie die Schultertasten normaler Controller nutzen. Das ist einzigartig.
Software hat Luft nach oben
Im Testzeitraum hatte ich zahlreiche Systemupdates erhalten, das ROG Phone wird nach seiner Markteinführung also durchaus gepflegt. Trotzdem hat die Software noch etwas Luft nach oben, gerade was optische Gestaltung anbelangt und die Übersetzung der Menüs. Ansonsten bin ich klargekommen, ASUS baut die Menüstrukturen nicht wirklich um, sondern packt sie einfach mit mehr Einstellungen voll.
Voll, also wirklich voll. Egal ob Twin-Apps, Speicherbereinigung, Sound-Assistent, ZenMotion (Gesten), Game Genie, Page Maker, ZeniMoji, KI-Funktionen oder der X-Modus – es gibt einfach verdammt viele Zusatzeinstellungen und Anwendungen. Manche sind sinnvoll, manche weniger. Kommt auf den jeweiligen Nutzer an. Immerhin kann man dank Theme-Funktion die Optik der Software an die eigenen Wünsche anpassen, das originale Theme von ASUS ist mir zu dunkel und zu orange.
Fazit: ASUS hat Potenzial (verspielt)
Dieses Smartphone ist nicht nur für Gamer geeignet, qualitativ liegt es allerdings hinter der Konkurrenz in einigen Bereichen zurück. Sei es nun die Bildqualität der Kamera oder auch das Display, es fehlt hier und da zur Oberklasse der in Europa bekannteren Marken. Nichtsdestotrotz zeigt mir das ROG Phone, wie viel Potenzial in ASUS noch steckt. Aber eigentlich hätte man dieses Potenzial besser ausreizen können.
Zur UVP wäre das ROG Phone vielleicht nicht meine erste Wahl, da müsste am Preis schon noch etwas geschraubt werden. Da dürfte sich allerdings nichts tun, das Gaming-Smartphone wird zum Zeitpunkt des Artikels exklusiv bei 1&1 verkauft. Dort allerdings mit dem vielleicht für euch passenden Tarif und sogar Austausch-Service inklusive!