Google würde mit dem Android-Ökosystem seine Marktmacht ausnutzen, auf diese Vorwürfe der EU hat der Konzern nun mit einer großen Kampagne reagiert. Google würde die Hersteller von Android-Geräten regelrecht dazu zwingen, dass deren Geräte auch unbedingt mit den Google-Diensten ausgeliefert werden, so die gängigen Vorwürfe der EU, auf die Google nun einen Monat später mit einem interessanten Statement und auch Vergleich zur Konkurrenz, reagierte.
Googles Marktmacht würde den Markt einschränken, doch man sieht das in Mountain View natürlich ganz anders. Android bietet nämlich eine Vielfalt, bei der sich eher die Konkurrenz verstecken muss. Über 24.000 Geräte von 1.300 unterschiedlichen Marken sind im Umlauf, die auf Android setzen. Eine Vielfalt von der Entwickler, Hersteller und Kunden gleichermaßen profitieren.
Vereinbarungen mit den Herstellern
Entscheidend wird es ab dem Punkt, wo auch die EU-Kommission ansetzt. Man wirft Google vor, sie würden die Hersteller locken und zu Vereinbarungen verleiten, nur damit Google auf allen Geräten aller Hersteller seine Google-Apps ausliefern kann. Google selbst sieht das anders, man stellt eher die Vorteile in den Vordergrund, denn diese Vereinbarungen sorgen auch dafür, dass unterschiedlichste Android-Geräte dennoch einen gemeinsamen Standard einhalten.
Google verpflichtet Hersteller nicht zur Unterzeichnung einer Vereinbarung gegen Fragmentierung. Hierbei handelt es sich vielmehr um eine freiwillige Maßnahme, die von Geräteherstellern zur Vermeidung von Kompatibilitätsproblemen ergriffen werden kann. Derlei Probleme lassen Entwicklungskosten in die Höhe schnellen und beeinträchtigen die Nutzererfahrung.
Dieser Standard hat zur Folge, dass ein Entwickler im Prinzip nur ein eine einzige Version seiner Android-App entwerfen muss, die dann lauffähig auf zig tausenden unterschiedlichen Android-Geräten ist. Diese Basis sorgt aber nicht dafür, dass alle Geräte und Hersteller gleich sind, denn eine bunte Vielfalt ist trotzdem möglich und auch gegeben. Zudem wird die vielmals kritisierte Fragmentierung dadurch zumindest etwas eingeschränkt.
Die meisten Hersteller von Android-Geräten entscheiden sich dafür, das Erscheinungsbild und die Bedienung ihrer Smartphones anzupassen, um ihren Geräten eine einzigartige Note zu verleihen.
Es geht aber auch anders, wie Amazon zeigt.
Das Fire-Tablet von Amazon zum Beispiel ist mit einem Betriebssystem ausgestattet, das auf Grundlage von Android entwickelt wurde, es wird jedoch ohne vorinstallierte Apps von Google verkauft.
Vorinstallierte Google-Apps, freie Auswahl
Wie schon erwähnt, ist die Installation zahlreicher Google-Apps quasi einhergehend mit den Vereinbarungen zwischen Google und den Herstellern, was gern als Wettbewerbsverzerrung gesehen wird. Nach wie vor gilt aber: Kein Hersteller ist zu Vereinbarungen mit Google gezwungen. Zudem scheint die Konkurrenz viel schlimmer zu sein. Google führt an, dass nur 11 von 38 vorinstallierten Apps auf einem Galaxy S7 von Google stammen, hingegen alle vorinstallierten Apps auf einem iPhone von Apple stammen und ein Lumia 550 mit 39 vorinstallierten Microsoft-Apps daherkommt.
Inzwischen macht sich sogar die Konkurrenz auf Android breit.
Microsoft hat sich mit 74 Android-Herstellern aus 25 Ländern zusammengetan, um seine bekannten Produktivitäts-Apps und -Dienste auf vielen Android-Tablets und -Smartphones vorinstallieren zu lassen, etwa auf dem Galaxy S6 von Samsung, dem Xperia Z4 von Sony und dem G Pad 2 von LG.
Zudem ermöglicht Google allen Herstellern die freie Installation anderer Apps. Samsung beispielsweise hat neben dem Play Store einen eigenen App Store vorinstalliert, welcher daher in direkter Konkurrenz mit der Google-App steht. Vorwürfe der EU scheinen spätestens ab diesem Punkt haltlos.
Unter Android bestehen mehr Vertriebsmöglichkeiten als auf anderen Mobilplattformen. Zusätzlich zum Play Store gibt es Dutzende weitere App-Stores für Android, etwa GetJar, Yandex, Smart World von LG und den Galaxy Apps von Samsung.
Während Nutzer anderer Plattformen keine alternativen App-Stores verwenden können, ohne einen sogenannten Jailbreak auf ihren Smartphones vorzunehmen, schränkt Google unter Android die Nutzung anderer Stores grundsätzlich nicht ein, wodurch Android das einzige große Betriebssystem für Mobilgeräte ist, das die Nutzung mehrerer App-Stores ermöglicht.
Ebenso ist es dem Nutzer komplett offen, ob er die Google-Suche benutzt, seine Mails mit Gmail abruft oder Videos über YouTube konsumiert, er kann nämlich alle Apps und Dienste durch andere ersetzen und hat daher die freie Auswahl. Google geht sogar soweit, Hangouts an den Pranger zu stellen, denn der vorinstallierte Messenger hat bei Weitem nicht den Erfolg der Konkurrenz.
Dass eine App vorinstalliert ist, führt nicht dazu, dass ähnliche oder konkurrierende Apps weniger erfolgreich sind. Hangouts zum Beispiel gehört zu den Standard-Apps von Google, aber WhatsApp, eine weitere App zum Versenden und Empfangen von Nachrichten, hat mehr als eine Milliarde Nutzer, von denen 75 % Android nutzen, und auch Facebook Messenger hat eine Milliarde aktive Nutzer pro Monat.
Gleichgewicht
Android ist Open Source, allerdings nur mit einer engen Zusammenarbeit mit den Herstellern auf dem höchsten Niveau haltbar. Es wird ein Gleichgewicht aus Kontrolle und Offenheit gehalten. Zudem bringen vorinstallierte Google-Dienste wie die Google-Suche mit, dass man die Preise niedrig halten kann. So funktioniert für Google nämlich die Gegenfinanzierung für die Entwicklung für Android. Müsste man stattdessen für Android Lizenzgebühren verlangen, wäre die Preisstruktur der angebotenen Geräte womöglich eine andere.
Android ist eine Open Source-Plattform, und der Quellcode des Betriebssystems kann damit von allen eingesehen, heruntergeladen, geändert, verbessert und weitergegeben werden, ohne dass Gebühren, Abgaben oder andere Kosten fällig werden. Android ist damit das Gegenteil einer Closed Source-/proprietären Software, bei der der Quellcode der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung gestellt wird und jegliche Änderungen verboten sind.
Nicht nur Lizenzen können eingespart werden, auch die Entwicklung eines eigenen Betriebssystems entfällt für die Hersteller und senkt unterm Strich die Kosten. Hier schließt sich der Kreis zur angesprochenen Vielfalt, denn dadurch kann der Nutzer zu einer Vielzahl von Android-Geräten greifen und hat trotzdem immer die gewohnte Umgebung mit den gewohnten Services parat.
Bei den Google Mobile-Diensten handelt es sich um eine Sammlung von elf Google-eigenen Apps für Nutzer und mehrere Hintergrund-Apps, einschließlich der Suche, Chrome, Play Store, Play Musik, Play Filme, Drive, Fotos, Maps, Gmail, Hangouts und YouTube. Gerätehersteller können diese kostenlose App-Sammlung nutzen, um ihre Smartphones von Anfang an mit allen wichtigen Funktionen auszustatten.
Android ist für alle da
Google antwortet nicht nur einfach der EU-Kommission, sondern startet zugleich die Kampagne „Android ist für alle da“. Auf einer Webseite erfährt der Nutzer noch ausführlicher alle Fakten zu Android.
https://www.youtube.com/watch?v=mkPbSchORnU
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