Google hat seit einigen Jahren einen umfangreichen Plan, das Android-Betriebssystem für die Pflege der Software deutlich zu vereinfachen. Für den Nutzer ist das auf den ersten Blick nicht ersichtlich, denn die meisten Veränderungen finden im Hintergrund statt. Google hat das Android-Betriebssystem in einzelne Bereiche und Module aufgeteilt, die heute deutlich einfacher gepflegt werden können. Aber noch immer gibt es ein besonders tief sitzendes Problem, denn der sogenannte Kernel ist über viele Jahre ziemlich vernachlässigt worden.
Aktuell ist es so: Es gibt einen Linux-Kernel für das Betriebssystem, der durch Hersteller der Prozessoren und Smartphones mehrmals bearbeitet und angepasst wird. Vom Original kommt am Ende nicht viel beim Nutzer an, nahezu jedes Modell besitzt einen eigenen und mehrfach angepassten Kernel. Aber genau an dieser Stelle ist es fast unmöglich, diesen so wichtigen Kern von Android zu pflegen, geschweige denn über einen längeren Zeitraum. Deshalb will Google einen generischen Kernel in Android integrieren, der etwas losgelöster vom System ist, mit allen Geräten kompatibel und so einfach wie Apps aktualisiert werden kann.
Generischer Kernel funktioniert auf allen Android-Geräten
Das generische Kernel-Image (GKI) soll mit Android 12 eingeführt werden, bestätigt Google im Interview mit Arstechnica. Schon heute hat Google vorgesorgt, das neue Android 11 unterstützt bereits mehrere Kernel-Versionen. Noch flexibler wird das System aber erst mit dem nächsten „Letter-Upgrade“ im kommenden Jahr von Android R auf S. Der generische Kernel hat keine Veränderungen der Hersteller direkt integriert. Stattdessen gibt es Schnittstellen, um individuelle Treiber und Module dem neuen GKI „von außen“ bereitzustellen.
„In der nächsten Android-Version möchten wir, dass Geräte tatsächlich mit diesen generischen Kernel-Images ausgeliefert werden. Wir können es über das OTA-Subsystem aktualisieren, über das OEMs (Hersteller) verfügen, aber wir möchten auch eine Vorreiterrolle einnehmen, indem GKI in unseren eigenen Pixel-Geräten als Mainline-Modul behandelt wird.“
Mainline-Module können per Google Play Store aktualisiert werden, sind also nicht mehr an größere Systemupdates gebunden. Google und die Android-OEMs können daher viel schneller und individueller auf Anforderungen reagieren. Das wäre ein großer Sprung, denn der Kernel wird bei Bestandsgeräten kaum aktualisiert. Oftmals war es so, dass der ausgelieferte Kernel selbst bei Neugeräten bereits veraltet war, worunter letztlich auch die Update-Politik der Hersteller leiden musste.
„Das andere, was hier wirklich interessant ist, ist, dass sich ungefähr 40 Prozent der gemeldeten Sicherheitslücken im Kernel befinden. Die Möglichkeit, einen aktualisierbaren Kernel zu haben, hätte enorme Auswirkungen auf die Sicherheit und auch die Wartungskosten für Gerätehersteller. Sie würden ihre Kosten erheblich vereinfachen und senken.“
Hersteller müssen mitmachen
Google legt den Support für das GKI in seinen Verträgen mit den Herstellern fest. Wer die Google-Dienste bieten will, muss sich an entsprechende Vorschriften halten. Bis dato wäre bei uns nur Huawei nicht mehr an diese Vorgaben gebunden, alle anderen Hersteller schon. Bereits vor Monaten tauchten die aktualisierten Dokumente auf, in denen die beschriebenen Details mit Blick auf die Zukunft festgelegt werden.
„For ARM64 devices launching with Android 11 or higher and running Linux kernel versions 5.4.42 and higher, the device MUST boot and pass VTS and CTS-on-GSI with a GSI and GKI installed – with no changes to vendor, vendor_boot, or odm partitions.“
Ich forderte in einem anderen Beitrag von Google, für die Pixel-Smartphones eine fünfjährige Update-Garantie anzubieten. Könnte damit endlich umsetzbar sein, auch für andere Hersteller. Die müssen doch endlich mal auf mich hören?
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