Vor einigen Tagen hatte ich meinen seit Jahren ersten richtigen Urlaub wieder beendet und damit zugleich auch meinen ersten Aufenthalt in den Vereinigten Staaten von Amerika. Um den Urlaub soll es hier natürlich aber nicht gehen, sondern um das Tablet was ich mir von dort mitgebracht habe, das Amazon Kindle Fire. Dieses Gerät ist bei uns ja bekannterweise nicht erhältlich, was echt schade ist, da es wirklich ein starkes Tablet für verdammt wenig Geld ist.
Bezahlt habe ich umgerechnet knapp über 160 Euro, dieser Preis entsteht aus 199 Dollar Gerätepreis + US-Steuer. Jetzt könnt ihr ja mal ein 7 Zoll Tablet mit Dual-Core-Prozessor für diesen Preis suchen und vor allem auch finden, richtig, ihr werdet nur Billig-Tablets finden, welche ihrer Bezeichnung alle Ehre machen. So, nachdem ich mir das Teil dann also bei BestBuy gekauft habe wurde es natürlich sofort ausgepackt und hier kam die erste „Enttäuschung“, da bis auf das Tablet und ein Netzgerät sich nichts Weiteres im Karton befindet, dieser ist übrigens echt unglaublich schick geworden.
Die Hardware
Aber eigentlich benötigen wir ja auch nicht mehr und daher ist die Enttäuschung wiederum auch nicht so groß, ein einzelnes USB-Kabel hätte ich mir allerdings vielleicht noch gewünscht. Beim ersten Anfassen kann das Kindle Fire absolut überzeugen, es hat eine klare Designlinie und ist nicht mit irgendwelchem Schnickschnack versehen. Die komplette Rückseite ist gummiert und daher liegt das Tablet gut in der Hand, auch wenn diese Oberfläche sehr stark für Fingertapser anfällig ist und daher immer etwas schmuddelig ausschaut. In die Rückseite ist der Schriftzug „kindle“ eingestanzt und das war es auch schon an Besonderheiten, die Frontseite hat ein Display zu bieten und einen fast komplett gleichmäßig breiten Rahmen rundum dieses.
An der linken bzw. oberen Seite befinden sich zwei Lautsprecher, an der rechten bzw. unteren Seite ist der Power-Button, microUSB-Anschluss und die 3,5 Millimeter Klinke. Den Power-Button an dieser Seite anzubringen war eine selten dämliche Entscheidung, auch wenn es mir nicht oft passiert, kommt es durchaus vor, dass dieser beim Nutzen im Hochkantformat mal aus Versehen gedrückt wird.
Die Haptik ist sonst wirklich gut, wie erwähnt ist die Rückseite sehr griffig und das Tablet liegt durch die 7 Zoll perfekt in der Hand. Eigentlich fehlt hier für die komplette Mobilität noch ein UMTS-Modul, in den USA ist dies aber überflüssig weil es fast überall Free Wifi gibt. Das Gewicht des Kindle Fire könnte etwas niedriger sein, ist aber noch im akzeptablen Bereich und nicht zu schwer um das Tablet länger in einer Hand zu halten. Insgesamt ein einfaches aber gutes Gesamtpaket.
Die Software
So, jetzt aber mal anschalten das Teil und warten bis es hochgefahren ist. Geht recht fix und schon überrascht uns nach der Einrichtung die Kindle-Oberfläche, absolut keine Spur von Android zu sehen. Ist aber auch nicht schlimm, denn das Menü ist gut strukturiert und bietet immer an der gleichen Stelle die Hauptpunkte „Newsstand“, „Books“, „Music“, „Video“, „Docs“, „Apps“ und „Web“. Die Startseite bietet uns eine Art Galerie der letzten installierten und ausgeführten Anwendungen, darunter ist unser Regal mit den von uns favorisierten Anwendungen für den Schnellzugriff.
Die einzelnen Bereiche wie Apps, Music und so weiter sind immer in Cloud und Device eingeteilt, dazu bieten sie immer einen Schnellzugriff auf den Store. Auch ein Appstore ist an Bord, allerdings hier der eigene von Amazon und kein originaler Android Market, auch Google Mail und andere Apps von Google werden vermisst, wobei natürlich dennoch ein gut funktionierender eMail-Client mit an Bord ist. Die Kindle-Oberfläche macht Spaß in der Bedienung und läuft immer fix, dass das Gerät ordentlich Leistung bietet verrät auch das Spiel „Shadowgun“, das läuft nämlich auf dem Kindle Fire richtig geschmeidig.
Die Frage ob ich den Market und andere Android-Funktionen vermisse ist schwierig zu beantworten, es kommt immerhin schwer darauf an was mit dem Gerät machen möchte. Da ich ein Tablet lediglich ein wenig zum Surfen im Web nutze, ein paar eMails bearbeite und meine Feeds durchgehe, vermisse ich hier in keinster Weise das originale Android und seine Funktionen. Das liegt auch einfach der gelungenen Oberfläche von Amazon. Diese bringt unter anderem auch einen Schnellzugriff auf die wichtigsten Einstelllungen mit, rechts oben kann man auf das kleine Zahnrad drücken und schon kommt ein kleines Popup-Menü mit den Schnellzugriffen auf WLAN, Sync oder etwa auch Display-Helligkeit, Lautstärke und so weiter.
Der integrierte Silk-Browser soll ja für höhere Geschwindigkeiten sorgen, unter anderem weil Webseiten in der Cloud vorgerendert werden, allerdings ist der nicht schneller als andere Browser auch. Hier bin ich selbst wieder zurück zu meinem Dolphin-Browser, dieser kann einfach von keinem anderen derzeit getoppt werden.
Wer sonst einige Software vermisst und gern auch Dinge wie den Android Market installiert haben möchte, für den gibt es bereits entsprechende Lösungen bei den Kollegen von den XDA Developers.
Das Fazit
Das Kindle Fire wird und ist kein iPad-Killer. Die Geräte sind im Grunde völlig verschieden aber bieten den gleichen Mehrwert, genau dieser hat eben bei bisherigen Android-Tablets komplett gefehlt. Die nahtlose Integration der jeweiligen Stores und des Cloudspeichers in die einzelnen Menüs für Musik, Videos und so weiter ist gelungen. So muss meiner Meinung nach eine Oberfläche aussehen und wenn man das so wie Amazon hin bekommt, dann vermisst man auch nicht die eigentliche Android-Oberfläche.
Über die Akkulaufzeit kann ich leider noch nicht viel sagen, das Gerät ist seit letzten Donnerstag nicht am Strom gewesen. In dieser Zeit habe ich im Flieger nach Deutschland etwas gezockt, danach im Auto von Frankfurt nach Zwickau ebenfalls und seither immer wieder sporadisch mit den obigen Funktionen benutzt, Akku steht jetzt noch bei 39 Prozent. Ich habe also eher das Gefühl dass dieser mit guter Laufzeit überzeugt, andere Geräte wären jetzt schon alle.
Für den Hardcore-Nerd ist das Kindle Fire im originalen Zustand nichts, dafür gibt es aber bereits Umwege für die Installation von Google Apps und so weiter. Nutzen kann man den Appstore von Amazon beispielsweise auch nur mit amerikanischer Adresse und amerikanischer Kreditkarte, dafür gibt es bereits einige Umwege im Netz, so kann man immerhin kostenlose Apps herunterladen und immer die Free App of the Day abstauben. Ansonsten würde ich mich sehr freuen das Gerät so ähnlich auch in Deutschland irgendwann zu sehen, leider wird dies aber wohl nicht so schnell passieren.