Google bringt mit Allo einen eigenen Messenger an den Start, der in vielen Dingen der Konkurrenz nachhängt und trotzdem ein „Killer-Feature“ bietet. Allo ist zumindest für den englischsprachigen Markt gestartet, lässt sich aber auch von deutschen Nutzern problemlos schon benutzen, nur der integrierte Assistent weicht manchen deutschen Anfragen noch gekonnt aus. Apropos Assistent, es ist die größte und meines Erachtens sogar einzige Stärke von Allo.
Allo ist sonst nämlich schwach aufgestellt, muss sich sogar deutlich hinter den Marktführern platzieren. Bietet WhatsApp immerhin sogar WhatsApp Web an, ist Allo auf das eine eigene Smartphone des Nutzers beschränkt. Übrigens tatsächlich nur auf ein einziges Gerät, denn Allo hängt sich an euren Google-Account, an eure Telefonnummer und damit auch an euer Gerät. SIM wechseln und ein anderes Gerät nutzen? Nachrichten weg. Smartphone kaputt? Gleiches Spiel.
Backup, SMS
Ebenso unmodern wirkt Allo bei der Backup-Funktion, die einfach nicht vorhanden scheint. Ein kleiner Versuch brachte die Enttäuschung hervor, nach der Neuinstallation von Allo tauchten lediglich drei SMS-Nachrichten auf, die mir Daniel über Allo an meine Telefonnummer schrieb, noch bevor die App bei mir installiert war. Alle anderen Nachrichten sind weg. Nicht nur das, selbst Einstellungen der App werden nicht gesichert, obwohl Google dafür Möglichkeiten bietet. Schon komisch, Google bietet selbst alle Voraussetzungen und nutzt sie nicht.
SMS? Ja, die gibt es, mehr oder weniger. Es ist eine Funktion integriert, die euch über Allo erlaubt an andere Telefonnummern eine SMS zu schreiben. Beim Empfänger wird natürlich direkt damit geworben, Allo zu installieren, doch eine Antwortfunktion gibt es auch. Zur SMS-App lässt sich Allo aber nicht machen. SMS werden hier also im Grunde genommen nur angeboten, um Einladungen für Allo an Kontakte aus dem Telefonbuch zu senden.
Sicherheit
Viele fragen sich natürlich auch, ob denn Google überhaupt eine Verschlüsselung der Chats bietet. Jain. Nach eigenen offiziellen Angaben sind lediglich die Inkognito-Chats Ende-zu-Ende verschlüsselt, daher nicht die normalen Chats. Der Grund hierfür ist aber ganz logisch. Wären alle Chats verschlüsselt, könnte der von den Google-Servern gestützte Assistent nicht funktionieren, da dieser ja eure Nachrichten lesen und verarbeiten muss. Bedeutet im Umkehrschluss auch, dass Assistent in Inkognito-Chats nicht verfügbar ist.
Assistent, was ist das eigentlich?
Noch ist der Google Assistant für viele die größte Unbekannte, zumindest wenn man Google nicht so sehr wie wir hier verfolgt. Erstmals präsentiert wurde Assistent auf der I/O im Frühjahr. Assistent ist das digitale Pendant der Sekretärin des Chefs, die alle Dinge nebenbei erledigt. In diesem Fall soll diese App eure Chats unterstützen, euch weiterführende Infos liefern, ohne dass dafür der Chat verlassen und eine andere App geöffnet werden muss. Es ist das besagte „Killer-Feature“, welches aber noch in den Kinderschuhen steckt.
Das klassischste Beispiel ist die Frage nach einem Restaurant, während man in einem Chat gerade den nächsten Stammtisch abklärt. Folgend frage ich nach Restaurants in der Stadt, daraufhin will Daniel mehr Infos zu einem dieser Restaurants erfahren. Und so kann man in einem Chat gemeinsam die Power von Google nutzen. Selbst die Reservierung über OpenTable und andere Systeme sollte zumindest im englischsprachigen Raum möglich sein.
Zudem gibt es einen einzelnen Chat mit Assistent, über den ich ebenso diverse Dinge erledigen kann, wie etwa schnell einen Termin erstellen. Bis auf die Probleme der bislang nur mittelmäßigen Unterstützung der deutschen Sprache ist wiedermal der Vorteil schnell erkannt, denn ich muss die Chat-App nicht verlassen.
Folgendes Event wurde erstellt, allerdings für den heutigen Tag um 5 Uhr mit dem Titel „Oktober 2016“. Hier müsste Google das Schleifpapier nochmals ansetzen und eben die deutsche Sprache voll unterstützen.
Hin und wieder sorgt der Assistent auch für einen Lacher, wenn er uns falsch versteht, weil wir uns eventuell zu menschlich ausgedrückt haben und der Bot die Sprache nicht checkt.
Die klassischen „zeige mir“ und „sage mir“ Anfragen gibt es selbstverständlich auch, folgend mal wieder ein ganz typisches aber gut funktionierendes Beispiel. Wobei das Video von einem anderen 5:1 gegen Wolfsburg stammt und nicht vom aktuellen Spiel. Sehen wir über diesen kleinen Fehler mal hinweg.
Und sonst so?
Allo bietet natürlich diverse Spielereien an, wie etwa die Möglichkeit Chat-Nachrichten unterschiedlich groß schreiben zu können, es gibt unzählige lustige Sticker-Packs, eigene Fotos können bemalt werden und so weiter. Alles nett, allerdings natürlich nicht unbedingt Funktionen, die mir in anderen Chat-Apps gefehlt haben. Apropos andere Chat-Apps, insgesamt erinnert Allo sehr an WhatsApp und Co, neue Nutzer finden sich also schnell zurecht.
Fazit
Wie auch schon einige andere im Netz geschrieben haben, scheint Allo zu Beginn eher einer Testumgebung für den Google Assistant zu sein. Viele Nutzer probieren Allo samt Assistent aus, dadurch kann Google ohne Ende neue Daten sammeln, um die eigenen Bots noch besser zu machen und damit besser auf die menschlichen Bedürfnisse reagieren zu können.
Joa, ansonsten ist Allo eine recht bunt wirkende Chat-App, die in einigen Punkten leider recht rudimentär ausgestattet ist. Nehmen wir den Assistent mal raus, bietet Allo keinerlei Mehrwert gegenüber WhatsApp und Co, sogar das Gegenteil ist der Fall. Schlecht muss das nicht sein, neue Nutzer finden sich sofort zurecht. Nur warum sollte man dann zu Allo wechseln?
Wer Allo probieren will, findet hier die APK und den Download auch bald im Play Store.
Lasst gern mal eure Meinung zu Allo da!
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