Eigentlich gilt der Apple App Store alleine schon aufgrund seiner höheren Kosten für Entwickler, auf der Plattform ihre Software zu veröffentlichen, als insgesamt sauberere Anlaufstelle als der Google Play Store. Doch wie ein aktuelles Beispiel, von Marktbeobachter Kosta Eleftheriou verbreitet, zeigt, kommen auch im App Store ziemlich zwielichtige Kandidaten durch – und verdienen dann auch noch Millionenbeträge. 13 Millionen US-Dollar habe etwa die App „AmpMe – Speaker & Music Sync“ umgesetzt. Eleftheriou nennt die Schritte, die die skrupellosen Macher gehen, um zu ihrem Vermögen zu kommen.
Zunächst sei es wichtig, ein oft gesuchtes Keyword zu besetzen, beispielsweise „volume booster“. Hier wird schon klar, dass sich die Schrott-Apps vor allem an technisch eher wenig informierte Menschen richten, denn es hat auch durchaus Gründe, dass die Lautstärke softwareseitig begrenzt wird. Der Programmieraufwand für die App beschränkt sich auf ein Minimum, man will ja das Maximum herausholen.
1. Make a basic app people might be searching for, eg “Volume Booster”: pic.twitter.com/HOKECbFX2l
— Kosta Eleftheriou (@keleftheriou) January 10, 2022
Wichtig: Der Download der App an sich ist völlig kostenlos, schließlich will man in den Charts der Free-Apps landen. Wie wird also das Geld verdient? Natürlich über In-App-Käufe, beziehungsweise ein völlig überteuertes „VIP-Abonnement“ für 9,99 Dollar die Woche, das sich automatisch erneuert. Die kostenlose Trial gibt’s nur für freche drei Tage.
2. Charge an absurd $10/week (~$520/year) auto-renewing subscription that’s easy to sign up for, but much harder to cancel: pic.twitter.com/XxBiLTlNZ3
— Kosta Eleftheriou (@keleftheriou) January 10, 2022
Bei wem vielleicht Zweifel an dem Nutzen der App aufkommen, der lässt sich höchstwahrscheinlich von den zahlreichen Fünf-Sterne-Bewertungen überzeugen. Wenn so viele Menschen begeistert von der Anwendung sind – dann muss sie doch auch gut sein? Doch wer genauer hinschaut, erkennt schnell, dass es sich ausschließlich um gekaufte Fake-Bewertungen handelt. Ein Indiz: die Art, wie sich die Nachnamen zusammensetzen. Diese bestehen nämlich aus einem real klingenden Stamm, hinten sind random Buchstaben angefügt.
3. Buy lots of fake reviews on a daily basis (notice the pattern of all these non-sensical reviewer “names”): pic.twitter.com/VtabR80QkP
— Kosta Eleftheriou (@keleftheriou) January 10, 2022
Und das Konzept funktioniert. Mehr als 13 Millionen Dollar sind seit 2018 durch AmpMe zusammengekommen und bringt es damit auf Platz 135 in der Liste der Apps, die am meisten im App Store umsetzen. „AmpMe“ gibt es übrigens auch im Play Store und zieht dort die gleiche Masche durch, ich verzichte an dieser Stelle aber lieber mal auf einen Link.
4. Profit!
Your app becomes the #135 highest-grossing app on the App Store, bringing in over $13 million since 2018: pic.twitter.com/s3QNhKm32L
— Kosta Eleftheriou (@keleftheriou) January 10, 2022
Es ist nicht so, dass niemandem der Betrug aufgefallen wäre. Doch durch die Flut an Fake-Reviews gehen die echten Bewertungen einfach unter.
By accumulating 10,000s of fake reviews over the years, you successfully drown out the real ones: pic.twitter.com/0UI3dgk1c7
— Kosta Eleftheriou (@keleftheriou) January 10, 2022
Also: Passt genau auf, was ihr im App Store herunterladet. Seid ihr skeptisch, wenn zur Kasse gebeten wird, informiert euch am besten nicht nur im Bewertungsbereich des App Stores, sondern führt vielleicht auch eine einfache Google-Suche durch.
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