Timekettle X1: Dieser KI-Übersetzer kostet 700 Euro

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Timekettle – der Name hat mir ehrlicherweise auch nichts gesagt, bis mir das Unternehmen freundlicherweise angeboten hat, eines ihrer Produkte auszuprobieren. Das Portfolio des chinesischen Herstellers dreht sich rund um Übersetzer und teilt sich vor allem in Kopfhörer und Handgeräte auf. Für eine Mischung aus beidem habe ich mich mit dem Timekettle X1 entschieden, einem „KI-Dolmetscher-Hub“ für schlappe 700 Euro.

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Was kann das Teil, was ein Smartphone nicht kann? Zumal generative KI-Chatbots mit Spracheingabe mehrsprachige Konversationen noch einfacher gemacht haben? Das wollte ich mir mal selber anschauen.

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Gleich vorweg: Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit seid ihr gar nicht in der Zielgruppe für den Timekettle X1. Das hochpreisige Gadget richtet sich explizit an Businesskunden. Nach eigenen Angaben sind sie in dieser Nische aber offenbar ziemlich erfolgreich: Rund 400.000 Nutzer befinden sich laut Pressemitteilung in der Datenbank.

Haptik & Bedienung

Mit rund 12,8 x 4,5 x 3 Zentimetern ist der X1 ein ganzes Stück kürzer als und etwa halb so breit wie mein iPhone 13 Pro Max, aber dafür ca. drei mal so dick. In die Hosentasche passt der KI-Übersetzer, ist dort aber auf jeden Fall spürbar und nicht sonderlich bequem.

Geladen wird der X1 über modernes USB-C, der Anschluss ist jedoch genau dort angebracht, wo auch durch Druck die Schublade für die mitgelieferten Kopfhörer geöffnet wird. Zusammen mit dem kantigen Gehäusedesign und der dadurch mangelhaften Ergonomie würde ich mir bei einem möglichen Timekettle X2 auf jeden Fall etwas mehr Handschmeichelei und Liebe zum Detail wünschen.

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Das Gehäuse ist zwar aus Plastik, insgesamt macht das Gerät aber einen solide verarbeiteten Eindruck. Die Buttons für Power und Lautstärke an der rechten (oder oberen Seite) haben einen okayen Druckpunkt, nicht ganz erschließt sich mir aber, warum der große Home- bzw. Aktionsbutton kapazitiv sein musste. Jeden Druck quittiert er mit einer starken Vibration, allerdings einen ganzen Augenblick nach der Betätigung. Dinge wie diese kombiniert mit recht langen Bildschirmanimationen und Startdauer lassen das Gerät insgesamt etwas behäbig wirken.

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Abgesehen davon zeigt sich die Oberfläche intuitiv bedienbar und gut auf das kleine, helle Display angepasst. Der Bildschirm reagiert schnell auf Berührungen, das System ebenfalls. Mit der Rechenleistung eines heutigen Mittelklasse-Smartphones lässt sich ein spezialisiertes Gerät wie der X1 nicht vergleichen.

Der Timekettle X1 begrüßt mit einem aufgeräumten Menü aus sechs großen Icons für die fünf verschiedenen Funktionen (dazu weiter unten mehr) und die Einstellungen. Das sieht einigermaßen schön aus und lässt sich grundsätzlich gut bedienen. Dass die Schaltflächen jedoch in einer horizontalen Scrollleiste untergebracht sind, lässt sich nicht wirklich nachvollziehen.

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Funktionen

Startet ihr den Timekettle X1, habt ihr die Wahl zwischen fünf verschiedenen Funktionen:

Eins-zu-Eins: Mit Eins-zu-Eins verspricht Timekettle Simultanübersetzungen über die zuvor erwähnten Kopfhörer. Die beiden Gesprächsteilnehmer stecken sich jeweils einen der beiden Hörer ins Ohr, dann muss man nur noch die Sprachen festlegen, schon kann’s losgehen. Damit man sich kein fremdes Ohrenschmalz in die Gehörgänge schmieren muss, liegen immerhin drei Paare sehr filigraner Überzüge im Lieferumfang bei.

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Nach Start der Funktion könnt ihr mit eurem Partner drauflosquatschen und die Gespräche werden fast simultan in ziemlich blecherner Computerstimme übersetzt. Einem flüssigen Gespräch kommt das natürlich nicht gleich – aber schon ziemlich nah. Während des Gesprächs könnt ihr auf dem Bildschirm ein Livetranskript verfolgen.

Hören & Abspielen: Dieser Modus ist nützlich, wenn nur in eine Richtung übersetzt werden soll. Das Hauptgerät dient als Mikrofon, übersetzt wird in die beiden Kopfhörer. Wieder könnt ihr vorher die jeweiligen Sprachen festlegen.

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Fragen & Los: Fragen & Los ist vermutlich die im Alltag und vor allem auf Reisen die praktischste Funktion. Wie bei einem Diktiergerät haltet ihr den X1 vor den Mund und haltet den runden Aktionsknopf gedrückt, um die Aufnahme zu starten.

Zuvor bestimmt ihr noch die beiden Sprachen zwischen denen übersetzt werden soll. Das System erkennt dann automatisch, welche gerade gesprochen wird. Das Display zeigt dabei mit kleinem zeitlichen Versatz das Transkript.

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Sprachanruf: Während die anderen Funktionen für vielreisende Normalverbraucher vielleicht noch spannend sein könnten, bewegen wir uns spätestens mit dem Sprachanruf in Terrain, das lediglich im professionellen Kontext relevant sein dürfte.

Das setzt nämlich auch voraus, dass ihr nicht nur einen, sondern gleich zwei Timekettle X1 im Einsatz habt. Das Gerät müsst ihr zuvor mit dem WLAN verbinden, anschließend könnt ihr über Sprachanruf und deren sechsstellige Nummer andere X1-Nutzer anrufen, wobei das Gespräch übersetzt wird.

Multi-Persona: Auch Multi-Persona ist eher für Konferenzen und andere berufliche Umgebungen gedacht. Bis zu 20 Personen in fünf Sprachen können an einem Gespräch teilnehmen, setzt aber eine entsprechende Zahl von Geräten voraus. Was ich mir für internationale Events tatsächlich ganz cool vorstelle, ist die Möglichkeit, ein „schnelles Meeting“ zu erstellen. Hier müsst ihr dann nur zwei Mal auf den Powerbutton drücken, um den X1 in den Paarungsmodus zu versetzen.

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Fazit

Insgesamt hinterlässt der Timekettle X1 bei mir gemischte Gefühle. Die Funktionen scheinen sorgfältig implementiert, das Gehäuse stabil verarbeitet, die Kombination mit den Kopfhörern ist clever – der hohe Preis ist aber nur schwierig zu rechtfertigen.

Dafür sind Smartphones heutzutage zu weit und kostenlose Übersetzungsapps zu zahlreich. Allein mit Google Translate und dem darin enthaltenen Konversationsmodus könnt ihr die nützlichste Funktionalität vollständig ersetzen und das mit einer in meinen Augen (oder eher Ohren) ähnlich hohen Qualität.

Und das wahrscheinlich größte Manko: Offline funktioniert nur die Eins-zu-Eins-Übersetzung in bestimmten Sprachkombinationen, vom Deutschen nur zu Englisch und Chinesisch. Unterwegs müsstet ihr den X1 also am ehesten per Hotspot mit eurem Smartphone ins Internet bringen. Ansonsten unterstützt der X1 40 Sprachen und 93 Akzente.

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700 Euro für den X1 sollte nur jemand zahlen, für den Geld keine Rolle spielt und wer unbedingt die Kopfhörer benötigt. Bequem und soundtechnisch wirklich überzeugend sind sie zwar nicht, das spielt im Businesskontext aber vermutlich auch keine große Rolle.

Falls ihr aber trotzdem auf der Suche nach einem dedizierten Gerät für Übersetzungen auf Reisen seid und euch z.B. nicht darauf verlassen wollt, dass euer Smartphone-Akku noch ausreicht: Timekettle verkauft mit dem Fluentalk T1 ein mehr Consumer-orientiertes Produkt. Wie ein Smartphone hat das sogar eine Kamera und eignet sich so etwa, um eine fremde Speisekarte oder den Busfahrplan zu übersetzen.

Den Timekettle X1 und diverse andere Produkte könnt ihr hier bestellen.

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1 Kommentar zu „Timekettle X1: Dieser KI-Übersetzer kostet 700 Euro“

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