Um 12:21 Uhr erhielt ich wie Millionen andere Telegram-Nutzer in Deutschland eine Benachrichtigung, die ich so noch nie bekommen habe. Der Messengerdienst führt aktuell nämlich eine Benutzerumfrage durch, um herauszufinden, ob oder unter welchen Bedingungen Daten an Behörden weitergegeben werden sollen.
Telegram eigentlich nicht sonderlich gut zu erreichen
Telegram gerät immer wieder in den Fokus von Strafverfolgern. Der kostenlose Kurznachrichtendienst hat sich einen etwas zwielichtigeren Ruf als Konkurrent WhatsApp eingehandelt, auch, weil er gerade in der Szene von Verschwörungserzählern beliebt ist.
Gleichzeitig zeigten sich die Betreiber mit Sitz in Dubai allerdings in der Vergangenheit nicht sonderlich kooperativ, Briefe des Innenministeriums etwa blieben unbeantwortet. Sogar eine völlige Abschaltung war im Gespräch. Daher ist dieses Vorgehen durchaus überraschend.
Wir, das Telegram Team, bitten dich uns deine Meinung mitzuteilen, wie die Daten der deutschen Telegram-Nutzer mit den deutschen Behörden, einschließlich der deutschen Polizei (BKA), geteilt werden können (oder nicht).
Telegram gibt niemals Informationen über deine Chats oder Kontakte an Dritte weiter, auch nicht an staatliche Einrichtungen.
Um trotzdem den Missbrauch unserer Plattform durch terroristische Gruppen zu verhindern, erlaubt uns unsere aktuelle Datenschutzerklärung seit 2018, IP-Adressen und Telefonnummern von Terrorverdächtigen auf Anfrage der Regierung, die durch einen Gerichtsbeschluss gestützt wird, offenzulegen.
Wir führen diese Abstimmung durch, um herauszufinden, ob unsere deutschen Nutzer unsere aktuelle Datenschutzerklärung unterstützen oder ob sie die Zahl der Fälle, in denen Telegram potenziell Daten an Behörden weitergeben kann, verringern oder erhöhen möchten. Wir stellen drei Optionen zur Wahl.
Fast eine Million Stimmen in unter einer Stunde
Was mich vor allem fasziniert: In welcher Geschwindigkeit schon Hunderttausende Nutzer eine Stimme abgegeben haben. Rund eine Stunde später sind es schon mehr als eine 850.000, wodurch sich sehr schnell ein repräsentatives Bild ergibt.
Mehr als 40 Prozent der Befragten sind demnach dafür, dass Telegram IP-Adressen und Telefonnummern von Terroverdächtigten mit Gerichtsbeschluss herausgeben soll. Mehr als 20 Prozent sind dafür, dass auch ohne Gerichtsbeschluss diese Daten bei Verdacht auf eine schwere Straftat offenbart werden sollen. Rund ein Drittel der Befragten ist jedoch völlig dagegen: Keine Daten sollen herausgegeben werden, auch nicht mit einem Gerichtsbeschluss.
Bis zum 5. September, 12 Uhr habt ihr noch Zeit, eure Stimme abzugeben – dann werden wir final wissen, wie die Telegram-Community zum Thema steht. Inwiefern dieses Stimmungsbild die Entscheidung von Telegram beeinflussen wird, bleibt abzuwarten. Was ist eure Meinung dazu?
Nur Nutzer, die mit deutschen Telefonnummern registriert sind, können an der Umfrage unten teilnehmen. Wir haben alle Telegram-Nutzer in Deutschland über diese Umfrage informiert. Die Umfrage bleibt bis zum 5. September, 12:00 Uhr deutscher Zeit (UTC+2), geöffnet.
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