In den letzten Jahren hat sich nicht nur in „unserer Branche“ viel getan, neue Geräte tauchen weit vor ihrer Präsentation in verschiedensten Varianten auf. Gerade Google hat hier ein Problem, da sind Prototypen schon mehrere Monate vor dem Marktstart vom Laster gefallen. Doch auch andere Hersteller kämpfen mit ähnlichen Sorgen. Andererseits sind diese „Leaks“ durchaus gerne gesehen, denn neue Geräte sind laaaange vor der Präsentation bereits permanent in den Medien präsent. Die Hintergründe dafür sind heute vielfältiger.
Überraschen können die meisten Hersteller nach zahlreichen Leaks nur noch mit neuer Software, was einigen recht unkreativen Herstellern natürlich etwas wehtut. Wiederum andere Hersteller, die im Rhythmus von sechs Monaten kaum Neues bieten können, verwenden eine andere Strategie für mehr Aufmerksamkeit. Sie „leaken“ selbst. Mal eher im Hintergrund, mal direkt in „exklusiven“ Interviews oder mit der Freigabe von Informationen über sämtliche verfügbaren Kanäle.
Dabei fällt es den Herstellern leicht, uns für ihre Zwecke zu missbrauchen. Wir sind die Medien, die darüber berichten. Ohne unsere Bühne gäbe es für viele keine Bühne, jedenfalls nicht für neues Publikum. OnePlus ist eine dieser Marken, die das übliche Prozedere ziemlich stark ausreizen. Ihre wenig inspirierenden, aber ohne Zweifel guten Smartphones, enthüllt der Hersteller schon vor der Präsentation nach und nach. Jede Woche etwas mehr.
Sind das noch Inhalte oder schon Werbung?
Und so macht der junge Hersteller die internationalen Medien zu seinen Werbeplakaten. Hier ein „exklusives“ Interview, dort mal ein „versehentlicher Leak“, da mal ein Bild. Und auch nach Jahren dieser Strategie machen nahezu fast alle mit. Da kommt auch durchaus zustande, dass einige eine Neuheit als solche exklusiv enthüllt haben wollen, dabei hat der Hersteller hierzu schon zwei Wochen vorher eigene Videos veröffentlicht und um eine Neuheit handelt es sich mit Blick auf den Mutterkonzern auch nicht.
Natürlich hat der Kollege da im Video ständig „Werbung“ links oben eingeblendet, doch müsste eine Werbeanzeige als solche eigentlich schon vorher erkenntlich machen. Aber darum soll es hier gar nicht gehen.
Gerade bei OnePlus, sorry an die deutsche PR, wird gerne ziemlich viel und laut geredet. Man sei unabhängig und natürlich super innovativ. Aber nein, am Ende gibt es bei OnePlus auch nur das, was es bei Oppo und Vivo gibt, zuletzt nur manchmal etwas später. Was mich eigentlich nervt, sind die verschwimmenden Grenzen. Inzwischen auch bei uns, was in der Welt der Influencer und YouTuber längst alltäglicher Standard ist. Wir wollen über neue Produkte berichten, doch dabei natürlich keine Werbebande für die Hersteller sein.
Die Gier nach neuen Informationen lässt Grenzen verschwinden
Bringt nun aber ein Hersteller im Wochentakt neue Infos über seine kommenden Geräte ans Tageslicht und wir berichten darüber fleißig im selben Takt, sind wir weit weg von einer „neutralen“ oder hinterfragenden Berichterstattung, sondern eigentlich nur noch kostenlose Werbebande für die jeweilige Marke. Davon nehme ich uns natürlich nicht aus, auch wir müssen uns dahingehend verbessern und häufiger selbst reflektieren.
Keine Pointe, ich musste das nur mal irgendwie loswerden.
Immerhin hast Du das Problem erkannt und gut analysiert. Bleibt zu hoffen, dass auch andere erkennen, wie plump sie teilweise vor die Karren der Hersteller gespannt werden. Tech-Blogs sind auch meiner Meinung nach in den letzten Jahren immer mehr zu unreflektierten Werbeschleudern verkommen. Völlig austauschbar, völlig belanglos. Freut mich wirklich, dass sich vielleicht doch langsam zumindest innerer Widerstand formiert.
Hey Denny,
Danke für den Denkanstoß. Was du schreibst, sehe ich genauso. Habe mir über das gleiche Thema Gedanken gemacht, und das bei mir im Blog mal aufgeschrieben.