Harte Kritik gibt es gerade für zwei Jungs aus dem deutschen Fernsehen, die die Show-Landschaft in den letzten Jahren ordentlich aufgeräumt haben. Sie gelten teilweise als Erben von Stefan Raab, jedenfalls wäre ProSieben ohne Joko und Klaas heute sicherlich deutlich schlechter aufgestellt. Jetzt kommt aber ans Tageslicht, dass einige Produktionen leider doch mehr scripted und wenig reality sind. Für diverse Teile ihrer Shows setzten die Entertainer auf Schauspieler oder haben dem Zuschauer schlicht eine Situation verfälscht dargestellt. STRG F hat hierzu recherchiert und konnte nicht nur Ungereimtheiten, sondern vielleicht wirklich klare Fälschungen und Täuschungen aufdecken.
Der nicht enden wollende TV-Güllestrom namens scripted reality: Ganze Generationen gaslighten und sich dann wundern, warum keiner mehr mit Medien umgehen kann. https://t.co/CEvmyfTUGl
— Hendrik Wieduwilt (@hwieduwilt) March 3, 2020
Schauspieler statt normale Personen
„Im Falle eines angeblichen Fahrraddiebstahls („Late Night Berlin“, ProSieben), bei dem ein Unbekannter auf frischer Tat ertappt worden sein soll, handelt es sich bei dem gezeigten Dieb um einen Laiendarsteller. Die Szene wurde mindestens zwei Mal gedreht, wie Zeugenaussagen und privates Videomaterial der Szene ergeben. Klaas Heufer-Umlauf ordnet dennoch das Geschehen im Film mit den Worten „Ich möchte Fahrraddiebe auf frischer Tat ertappen“ ein. Auch die Verpixelung des Täters – üblicher Schutz bei Beschuldigten, die im Fernsehen abgebildet werden – soll offenbar Authentizität suggerieren. Die angeblichen Ereignisse sind offenbar so überzeugend dargestellt, dass die Polizei Berlin ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf schweren Diebstahl eines Fahrrads eingeleitet hat.“
Es ist nicht immer so, wie es scheint
„In einem weiteren Fall gibt die Sendung „Duell um die Welt“ (ProSieben) vor, dass der Schauspieler Edin Hasanovic einen Heißluftballon ganz alleine fliegt und landet. Seine Begleiter waren zuvor abgesprungen und haben ihn angeblich alleine im Ballon hinterlassen. Das Schweizer Bundesamt für Zivilluftfahrt gibt an, dass der Schauspieler zu keiner Zeit alleine im Ballon gewesen sei. Ein Pilot sei immer anwesend gewesen, dies sei auch die gesetzliche Vorgabe. Der Pilot habe dies gegenüber der Behörde auch bestätigt. „Es war Fake“, so Urs Holderegger von der Behörde.“
Ja, das ist Fernsehen. Dennoch finde ich es schon ein starkes Stück, wenn man entsprechende Formate so dreht, dass der Zuschauer eben gar nicht mehr Fake von Wahrheit unterscheiden kann. Ein generelles Problem unserer Gesellschaft und tatsächlich auch langfristig mit Auswirkungen darauf, wie Leute in Zukunft mit Medien umgehen. Wenn man nicht einmal mehr dem eigenen „Idol“ trauen kann, wem dann?
„Die Moderatoren Winterscheidt und Heufer-Umlauf wollten sich wie ProSieben nicht selbst zu den Vorwürfen äußern. Auch die betroffenen Protagonisten wollten keine Stellung nehmen. Die zuständige Produktionsfirma Florida TV räumt die Vorwürfe im Kern ein. Im Falle des Fahrraddiebstahls verweist sie darauf, dass „der komödiantische Aspekt womöglich deutlicher gemacht hätte werden müssen“. Hinsichtlich des Heißluftballons erklärt sie, dass „keiner unserer Protagonisten bei der Erfüllung seiner Aufgabe in Lebensgefahr gerät.“ Im Falle des Tinderdates erklärt Florida TV lediglich, dass die junge Frau „offenbar ähnlich viel Spaß daran hatte wie wir und die Zuschauer.“ Im Beispiel von Sophia Thomalla heißt es, dass man die Zuschauer nicht langweilen wolle.“
Es gibt noch weitere Beispiele, außerdem soll bei STRG F auf dem YouTube-Kanal gegen 17 Uhr am 3. März das entsprechende Videomaterial zur Verfügung stehen.
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