Mitarbeiter bei Amazon hören sich Spracheingaben der Nutzer an und werten diese intern aus. Was erst mal nach einem Horrorszenario klingt, ist nachvollziehbar und logisch, trotzdem nicht jedem Echo-Käufer bewusst. „Bloomberg“ berichtet darüber, wie intern bei Amazon weltweit ein paar tausend Mitarbeiter die Sprachbefehle der Alexa-Nutzer auswerten. Allerdings nur zur Analyse und Verbesserung der Produkte, damit die Computer die Nutzer noch besser verstehen können.
Amazon macht aus diesem Vorgehen kein Geheimnis, ein Skandal lässt sich daraus schon gar nicht stricken. Nur ist es spannend zu wissen, dass euch vielleicht schon ein Amazon-Mitarbeiter hat unter der Dusche singen hören. Selbst kriminelle Vorgehen sollen Amazon-Mitarbeiter schon gehört haben, allerdings bleiben alle gehörten Informationen ausschließlich intern und unter Verschluss.
Gelegentlich greifen die Zuhörer Dinge auf, die Echo-Besitzer lieber privat halten würden: eine Frau, die schlecht in der Dusche singt, zum Beispiel, oder ein Kind, das um Hilfe schreit. Die Teams nutzen interne Chatrooms, um Dateien gemeinsam zu nutzen, wenn sie Hilfe beim Parsen eines durcheinandergewürfelten Wortes benötigen – oder auf eine amüsante Aufnahme stoßen.
Zwischen richtig und falsch
Spannend ist der Umgang mit möglichen Straftaten, denn auch diese werden von Amazon nicht an Behörden weitergeleitet. Alles bleibt vertraulich und wird maximal intern unter den entsprechenden Teams diskutiert sowie psychisch verarbeitet. Eine Gratwanderung zu entscheiden, was in solchen Fällen richtig oder falsch ist.
Zwei der Arbeiter sagten, sie hätten etwas gefunden, von dem sie glauben, dass es sich um einen sexuellen Übergriff handelt. Wenn so etwas passiert, können sie die Erfahrung im internen Chatroom teilen, um Stress abzubauen. Amazon gibt an, dass es Verfahren gibt, an die sich die Beschäftigten halten können, wenn sie etwas Bedrängendes hören. Zwei in Rumänien ansässige Mitarbeiter sagten jedoch, dass sie, nachdem sie um Rat in solchen Fällen gebeten hatten, gesagt wurden, es sei nicht die Aufgabe von Amazon, sich einzumischen.
Wie anonym ist die Arbeit?
Amazon verwendet nur ganz kleine Schnipsel, um die Spracheingabe zu trainieren und zu verbessern. Die Privatsphäre der Benutzer sei dabei das höchste Gebot.
„Wir kommentieren nur eine äußerst kleine Auswahl von Alexa-Sprachaufnahmen, um das Kundenerlebnis zu verbessern. Diese Informationen helfen uns beispielsweise, unsere Spracherkennungs- und Sprachverständnissysteme zu trainieren, damit Alexa Ihre Anforderungen besser verstehen und sicherstellen kann, dass der Dienst für alle gut funktioniert.“
Für die Mitarbeiter soll es unmöglich sein Nutzer zu identifizieren bzw. Spracheingaben einem Alexa-Nutzer zuzuordnen. Somit ist die Arbeit laut Amazon anonymisiert, auch wenn das auf den ersten Blick anders wirken mag. Obwohl ich geneigt bin das zu glauben und mich sicher fühle, bleibt ein mulmiges Gefühl übrig. Vielleicht auch weil die Autoren der Kollegen behaupten, dass die Anonymität doch nicht vollständig gewährleistet ist.
Ein von Bloomberg überprüfter Screenshot zeigt, dass die an die Alexa-Auditoren gesendeten Aufzeichnungen nicht den vollständigen Namen und die vollständige Adresse eines Benutzers enthalten, sondern einer Kontonummer, dem Vornamen des Benutzers und der Seriennummer des Geräts zugeordnet sind.
Ihr könnt bei Amazon unter „Meine Geräte & Inhalte“ -> „Alexa-Datenschutz“ ausschalten, dass eure Daten zur Verbesserung der Dienste verwendet werden soll. Vielleicht beruhigt euch das ein wenig? Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass alle Anbieter solcher Systeme ähnlich arbeiten, um die Systeme immer weiter zu verbessern. Wer sich Cloud-Geräte mit Mikrofonen in die eigenen vier Wände stellt, sollte sich dessen auch immer bewusst sein.
[sd_box title=“Amazon veröffentlicht Statement“ style=“default“ box_color=“#f92020″ title_color=“#FFFFFF“ radius=“3″]„Wir nehmen die Sicherheit und den Schutz der personenbezogenen Daten unserer Kunden ernst. Wir versehen nur eine extrem geringe Anzahl von Interaktionen einer zufälligen Gruppe von Kunden mit Anmerkungen, um die Nutzererfahrung zu verbessern. Zum Beispiel helfen uns diese Informationen, unsere Systeme zur Spracherkennung und zum Verständnis natürlicher Sprache zu trainieren. So kann Alexa Anfragen besser verstehen und sicherstellen, dass der Dienst für alle gut funktioniert. Bei uns gelten strenge technische und betriebliche Sicherheitsvorkehrungen und wir verfolgen eine Null-Toleranz-Politik, was den Missbrauch unseres Systems betrifft. Im Rahmen dieses Workflows haben Mitarbeiter keinen direkten Zugriff auf Informationen, die die Person oder das Konto identifizieren können. Wir behandeln Informationen mit hoher Vertraulichkeit, setzen auf eine Multi-Faktor-Authentifizierung zur Zugriffsbeschränkung, eine Verschlüsselung des Dienstes sowie Audits unserer Kontrollumgebung zum Schutz der Daten. Darüber hinaus können unsere Kunden ihre Sprachaufzeichnungen jederzeit löschen.“[/sd_box]