Android: Die Update-Lüge

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Für viele Nutzer sind Systemupdates überhaupt nicht interessant, für viele andere Nutzer ist eine gute Update-Politik hingegen essentiell für den Kauf eines neuen Android-Smartphones. Ich selbst lege inzwischen viel Wert darauf, dass ein Android-Smartphone von einer guten Update-Politik des Herstellers zehren kann und über eine „saubere“ Software verfügt. Nicht mal unbedingt für mich selbst, da ich meine Geräte relativ häufig wechsel, sondern insbesondere für die Empfehlung neuer Geräte für andere Nutzer. Es ist inzwischen ein verdammt großer Dschungel, den selbst erfahrene Nutzer kaum mehr durchblicken können.

Langfristige Android-Updates können wichtig sein

Da gibt es allein die schiere Anzahl an interessanten Smartphones. Man siehe sich allein den Output an neuen Geräten bei Huawei und Honor an, da wird selbst erfahrenen Nutzern schwindelig. Noch recht neue Marken wie HMD Global (Nokia) sparen gerade ebenso nicht an Neuvorstellungen. Und dann gibt es da noch die Außenseiter, wie zum Beispiel BQ, Essential oder OnePlus. Einen Überblick über neue Geräte zu haben ist eine Sache, einen Durchblick bei der Update-Politik eine andere.

Ich kenne viele Smartphone-Nutzer, die ein gekauftes Gerät sogar deutlich länger als zwei Jahre nutzen. Oder stets die Altgeräte der Freunde und Familie abgreifen. Letzteres kann zum Nachteil werden, wenn ein Hersteller eine schlechte Update-Politik an den Tag legt. Einem älteren Android fehlen nicht nur ein paar praktische Features, auch die Sicherheit kann darunter leiden. Das ist zum Beispiel für Banking-Apps entscheidend. So zufrieden der ein oder andere Nutzer mit seinem Smartphone mit Android 4.4 noch ist, diverse App verwehren die Unterstützung alter Betriebssysteme.

Nur eines der Beispiele, die mir zuletzt häufiger über den Weg gelaufen sind.

Ist das alles Absicht der Hersteller?

Inzwischen ist die Nachfrage nach Systemupdates gestiegen, auch weil Google vor Jahren schon für die eigenen Smartphones eine Update-Garantie einführte. Inzwischen sogar für drei Jahre, wenn man sich ein Google Pixel 2 oder neuere Geräte kauft. Andere Hersteller ziehen nur langsam nach. Nokia ist aktuell ein Vorbild und beliefert fast das ganze Smartphone-Portfolio mit neuen Android-Versionen. Aber es gibt auch viele leere Versprechungen. Manch einer hat sich Schlupflöcher gebaut oder ist gerade dabei das zu tun.

Motorola ist derzeit ein gutes oder besser gesagt schlechtes Beispiel. Man hatte für das Moto G4 Plus diverse Update-Versprechungen (zwei „Major-Updates“) zum Marktstart des Gerätes gemacht und wollte diese dann nicht einhalten. Nach viel Kritik knickte Motorola zwar ein, doch auch ein ganzes Jahr nach dem „Update-Skandal“ hat das Moto G4 Plus Android 8 Oreo nicht erhalten. Gleiches gilt für das Moto G5, das ebenfalls seit einem Jahr wartet.

Einst war Motorola für schnelle Updates und seine reine Android-Software gefeiert worden, doch diese Zeiten scheinen längst vorbei.

Fiese Masche? Neue Geräte mit altem Android

Ähnliches bei neueren Geräten. Ein Motorola One schickt der Hersteller mit Android One ins Rennen, das bei den Nutzern eigentlich für seine zweijährige Update-Garantie und stets aktuelle Software bekannt ist. Nun, die Lenovo-Tochter bringt das One trotz Pie-Verfügbarkeit mit dem ein Jahr alten Android 8 Oreo an den Start und wandelt zudem das Update-Versprechen etwas ab. Statt über zwei Jahre stets aktuelle Android-Software liefern zu wollen, redet Motorola nur von zwei Android-Updates (P und Q). Das widerspricht nicht nur dem Android One-Programm, sondern wirkt auf mich schon fast arglistig.

Zusatz: Motorola hat uns auf Nachfrage mitgeteilt, dass man von einer zweijährigen Update-Garantie unter Android One nichts wisse. Es herrscht deshalb durchaus Verwirrung bei diesem Thema, denn Google hat die entsprechende Passage auf der Android One-Webseite im Mai 2018 entfernt. Es soll die Garantie über zwei Jahre aber weiterhin für Android One gelten, teilte man den Kollegen mit. Ein Dialog zwischen Google und den Herstellern findet wohl auch nicht statt.

Update vom 6. September 2018: Inzwischen hat sich geklärt, dass die Update-Garantie von 24 Monaten bei Android One weiterhin besteht. /Update

Statt das Motorola One bis Oktober 2020 zu versorgen, kann die Lenovo-Tochter so schon ab Oktober 2019 die Entwicklung für weitere Android-Updates einstellen. Das spart Ressourcen und Geld. Ähnlich läuft das bei Huawei, die jetzt für einen Teil der eigenen Geräte zwei Android-Updates versprechen. Beim neuen Mate 20 lite müssen deshalb aber nicht bis September 2020 Android-Updates (Q und R) entwickelt werden, da das Gerät noch mit Android 8 Oreo in den Verkauf geht. Somit ist eines der versprochenen Updates bereits für Android 9 Pie vorgesehen, obwohl das Gerät meines Erachtens damit schon ab Werk ausgestattet sein müsste.

Das letzteres durchaus möglich ist, zeigt uns Sony. Jener Hersteller hat schon im vergangenen Jahr neue Geräte im September vorgestellt, die direkt mit der neuen und damit aktuellsten Android-Version ausgestattet waren. In 2018 gelingt das erneut, das zur IFA präsentierte Xperia XZ3 hat Android 9 Pie an Bord. In diesem Jahr hatte Google das neue Android sogar noch früher veröffentlicht (Anfang statt Ende August), was den Herstellern also etwas mehr Zeit für die Entwicklung einräumte.

LG, Motorola und Huawei haben aus jetziger Sicht versagt, die Betriebssystem-Software der neuen Spätsommer-Smartphones (September, Oktober) ist bereits zum Marktstart veraltet.

Upgrade-Center und anderer Quark

Apropos LG, die Südkoreaner können wir an dieser Stelle nicht ungeschoren davonkommen lassen. Im April des Jahres hatte LG sein sogenanntes Upgrade-Center international bekannt gemacht, es soll unter anderem für schnellere Systemupdates sorgen. Trotzdem hat es noch weitere vier Monate gedauert, bis Android 8 Oreo endlich auf dem LG G6 landete. Gesamte Wartezeit: Ein Jahr!

Heute? Selbst einen Monat nach Release von Android 9 Pie gibt es von LG noch keinerlei offizielle Informationen darüber, welche Geräte mit einem Update versorgt werden sollen. Obwohl Google bei Android 9 Pie sogar eine offene Beta für die OEMs am Start hatte. An dieser haben Huawei, LG, Motorola und Samsung allerdings nicht teilgenommen.

Ähnliches bei BQ, einer der angesprochenen Außenseiter. Oreo-Updates kündigte man für viele Geräte an, geliefert wurde nach einem Jahr nicht viel. Immerhin gibt es Betas, ein Beweis für den guten Willen. Etwas anders lief es bei Huawei, die Android 8 nicht auf das teurere P9 liefern, auf das baugleiche und billigere Honor 8 aber schon.

Ausnahmen bestätigen die Regel

Ein umfangreiches Thema mit vielen kleinen Faktoren, die der ein oder andere Hersteller aber ganz gut auszublenden weiß. Essential zum Beispiel, das Start-Up verteilte Android 9 Pie fast zeitgleich mit Google auf das eigene Smartphone. HDM Global will im September das Nokia 7 Plus auf den neusten Stand bringen, also nur etwas über einen Monat nach Google. Bei der anfangs angesprochenen Anzahl an Geräten und Herstellern, sind das leider sehr wenige positive Beispiele.

Ich blicke eher enttäuscht in die Zukunft, obwohl Google an Android sogar einschneidende Veränderungen für schnellere Updates vorgenommen hatte. Es gibt Fragezeichen hinter Android One, Nokia musste sich bislang nur über einen kurzen Zeitraum beweisen und auch sonst sieht man nur wenige Verbesserungen bzgl. Android-Updates.

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1 Kommentar zu „Android: Die Update-Lüge“

  1. Inzwischen ballert moto alle paar Monate ein Update in den Äther,
    es ist nur kein Info dabei, was genau updatet wird, also was genau.
    „Stabi-Verbessrg“ das ist zu ungenau, da muß schon mehr kommen, vor Allem war ja vorher nichts instabil.

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