Honor 6X im Test: Gute Mittelklasse für unter 300 Euro

Honor liefert mal wieder ab, das im letzten Jahr präsentierte Honor 6X ist inzwischen auch in Deutschland erhältlich und deshalb nun auch bei uns zum Test vor Ort gewesen. Diesmal kann man den Testbericht wirklich kurz machen, was mir vielleicht auch einmal wirklich gelingt. Spannung ist keine zu erwarten, das Honor 6X liefert in meinen Augen einfach ab und ist bei einem Preis von ca. 250 Euro definitiv eines der besten Geräte im Handel. Im Streit um den Thron gibt es da eigentlich nur das Moto G4, da die Galaxy A-Serie im direkten Vergleich einfach zu teuer ist.

Nur eines unter vielen

Beim Gehäuse kommt hier wiedermal Metall zum Einsatz, die Rückseite ist ein optisch einfach gehaltenes Stück Aluminium (?), welches nach oben und unten mit Kunststoff abschließt (aufgrund der Antennen). Die Frontseite scheint ein schon fast standardisierter Rohling zu sein, der zum Beispiel beim Xiaomi Redmi Note 4 fast exakt gleich aussieht. Nicht nur das, die Frontpanel haben sogar die gleichen Abmessungen. Ein Zufall ist das sicher nicht, irgendwo müssen die günstigen Preise ihren Ursprung haben.

Und damit hätten wir den in diesem Fall sehr offensichtlichen Grund, warum diverse chinesische Smartphones* nicht nur ähnlich aussehen, sondern auch mit günstigen Preisen überzeugen können. Ansonsten gibt es zum Gehäuse nicht viel zu sagen, die Haptik ist okay und nicht weiter besonders, die Verarbeitungsmängel lässt in den ersten Wochen nicht zu wünschen übrig. Wer allerdings auffallen will, wird das mit diesem Smartphone allerdings nicht schaffen.

Und auch sonst sehr solide

Was das langweilige und dennoch gute Gehäuse bereits andeutet, zieht sich beim Rest des Gerätes nahtlos fort. Über das Display gibt es nichts zu meckern, die Bedienung macht aufgrund des zu den Seiten abgerundeten Frontglases (2.5D) sogar noch etwas mehr Spaß, einfach weil sich die Ränder sehr weich anfühlen. Nicht so der Kracher ist der Lautsprecher, die Position an der Unterseite finde ich bekannterweise nicht gut und satte Töne fehlen leider fast gänzlich. Dafür klingt der Lautsprecher nicht nach Blechdose, kratzt nicht und hat einen recht klaren Klang.

Zum Display bleibt noch zu sagen, dass man über die Software nicht nur die Farbdarstellung ein wenig an die eigenen Bedürfnisse anpassen kann, sondern mit dem sogenannten Sehkomfort gibt es auch einen optionalen Blaulichtfilter für eine die Augen schonendere Darstellung des Displays. Derartige Funktionen landen quasi erst zukünftig in Android, sodass Smartphones mit Stock-Android derartige Funktionen meist nicht oder nur teilweise bieten – siehe Motorola.

Fotos, Finger und Strom

Eine optisch erkennbare Besonderheit bietet das Honor 6X an der Rückseite, dort ist nämlich wie bei den Flaggschiff-Smartphones aus 2016 eine Dual-Kamera verbaut. Leica? Nö. Zudem ist der zweite Sensor nur mit 2 MP ausgestattet, die Hauptkamera allerdings mit 12 MP. Irgendwie lustig, wie Honor die Kamera zwar auf der eigenen Webseite anpreist, die dadurch möglichen Besonderheiten aber gar nicht erwähnt. Tja, an diese denkt man auch im Alltag nicht, auch weil ich persönlich der klassische „aus der Hüfte“-Schießer bin.

Fotos sehen trotzdem ganz okay aus (hier Beispielaufnahmen), es gibt eben kaum noch so richtig schlechte oder enttäuschende Kameras in den Mittelklasse-Geräten der großen Hersteller. Huawei ist da längst keine Ausnahme mehr. Wobei dieses Urteil mit dem eigenen Anspruch steht und fällt. Von mir geschossene Fotos werden in der Regel auf dem Smartphone betrachtet, eine Qualität der Oberklasse von Samsung und Co scheint mir da selten unbedingt nötig. Zwar gehen die Details beim Honor 6X krachen, dafür sind die Farben recht realistisch wiedergegeben.

Bei der Kamera-App, die sich natürlich durch andere Kamera-Apps austauschen lässt, gibt es prinzipiell auch nicht viel zu meckern. Genauso wenig wie über den Fingerabrucksensor, der an der Rückseite unterhalb der Kamera verbaut wurde. Gute Erkennung, schnelle Bereitschaft des Gerätes. Wie aus der Zwischenüberschrift hervorgehend, ist alles recht solide.

Nicht so toll ist hingegen der microUSB-Anschluss, Type C hätte ich mir schon gewünscht. Quick Charge scheint nur bedingt an Bord, mit einem etwas stärkeren USB-Verteiler von Choetech* gehen in 15 min nur 16 % in den Akku. Slow Clap. Es vergeht also Zeit, bis der 3340 mAh große Akku gefüllt ist. Mehr Zeit vergeht allerdings, bis er wieder leer ist. Jeder sollte mit dem 6X über den Tag kommen, mit Android 7 ist bestimmt noch mehr drin. Bei der SOT wurden meist ca. 5 h erreicht.

Die Software hinterlässt gemischte Gefühle

Gern hätte ich mir zum Marktstart außerhalb Asiens bereits die neuste Android-Version gewünscht, war sie doch schon seit Monaten verfügbar. Ist aber nichts geworden, also muss man zunächst mit der alten EMUI von Huawei zurechtkommen, die optisch in Version 4 noch immer ein Mix aus Android, Asia-Style und iOS darstellt. Dafür bietet sie viele und teilweise auch nützliche Funktionen. Umfangreiche Konfigurationsmöglichkeiten für mehr Akkulaufzeit sind am Start, diverse Gesten kann man nutzen und die Navigation Bar lässt sich individualisieren.

Besonders schlimm ist für mich der Share Intent, der mit dem Original von Android nichts zu tun hat. Zudem hat ihn Google in Android 7 derart verbessert und erweitert, dass ich auf diese Funktionen heute gar nicht mehr verzichten mag. Mir fehlt zum Beispiel das Ablegen einer Datei direkt in einen speziellen Drive-Ordner. Bei alter Android-Version und Custom-Intent muss ich da noch mehrere einzelne Schritte gehen, um letztlich an das gewünschte Ziel zu kommen.

Mit Freude kann man als potenzieller Käufer des Honor 6X das Update auf Android 7 Nougat samt EMUI 5 erwarten. Der Look wurde erneuert, die Software unter der Haube stark entschlackt und diverse Neuerungen sollen für ein dauerhaft schnelles Smartphone sorgen. Daniel hat auch im Mate 9-Test dazu ein paar Sätze geschrieben. Bis zum Update lässt sich unter anderem mit Launchern und Icon Packs zumindest der Homescreen deutlich anpassen.

Schnell in allen Lebenslagen

Meines Erachtens liefert das Honor 6X permanent ab, die Systemleistung lässt im Alltag keine Wünsche offen. Schnelle App-Starts, schnelle Reaktion bei sämtlichen Funktionen, keine Gedenkpausen, andere nervige Wartezeiten oder Bugs. 56000 Punkte im AnTuTu, falls das für den ein oder anderen von Interesse ist.

Nun gut, nur in fast allen Lebenslagen ist das Honor 6X schnell genug. Bei manchen Spielen reicht die Systemleistung eben doch nicht aus. Mein gern getestetes Real Racing 3 bringt hier je nach Strecke und Anzahl der Fahrzeuge das Honor 6X an seine Grenzen. Unterm Strich gibt es zwar eine konstante Framerate, die allerdings für eine flüssige wirkende Darstellung ein paar wenige Frames zu niedrig liegt.

Sonstiges

  • Weiterhin kann Huawei mit Dual-SIM punkten und damit ein zusätzliches Kaufargument liefern.
  • WiFi, Bluetooth und andere Drahtlos-Module ließen nichts zu wünschen übrig.
  • Leider ist kein Snapdragon-Prozessor verbaut, der hätte in späterer Zukunft mehr Potenzial für viele Custom-ROMs.

Fazit

Viel kann man auch mit dem Honor 6X nicht falsch machen, für unter 300 Euro erhält man ein schnelles Android-Smartphone, das ein gutes Display, eine gute Akkulaufzeit und auch eine vernünftige Kamera bietet. Gaming braucht etwas mehr Power, „einfache“ Spiele sind allerdings problemlos ausführbar. Es ist so gut wie auch unauffällig, zudem macht die Software demnächst einen positiven Sprung mit dem Update auf Android 7/EMUI 5. Für mittleres Budget gibt es meines Erachtens aktuell zwei sehr zu empfehlende Smartphones*, nämlich das Moto G4/G5 und das Honor 6X.

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