OnePlus überraschte im Herbst des vergangenen Jahres und präsentierte mit dem OnePlus 3T ein noch besseres Flaggschiff-Smartphone für weiterhin deutlich unter 500 Euro und dieses haben wir nun getestet. Gut, etwas teurer ist das OnePlus 3T schon geworden, es kostet 40 Euro mehr als das im Frühjahr vorgestellte OnePlus 3. Das dürfte auch im Marketing begründet sein, denn Käufer des OnePlus 3 wollte man vermutlich nicht unbedingt verärgern, in dem man nur wenige Monate später eine Neuauflage mit teilweise deutlich besserer Hardware an den Start bringt.
Also hebt man den Preis an, sodass das bessere Modell auch etwas teurer ist. Das dürfte die Gemüter beruhigen, beide Geräte werden dadurch etwas voneinander distanziert. Doch lohnt sich der Aufpreis oder kann man sich die 40 Euro sparen und noch zum normalen OnePlus 3 greifen? Ja, der Aufpreis lohnt sich und ja man kann sich die 40 Euro sparen. Um das vorweg zu sagen, beide Geräte sind ihr Geld wert und bekommen meines Erachtens eine Kaufempfehlung.
Außen hui, Innen hui!
Optisch mag sich das OnePlus 3T von vielen Geräten kaum unterscheiden. Die Frontseite ist schlicht komplett aus Glas und bieten neben einer sichtbaren Ohrmuschel auch einen Fingerabdrucksensor. Die Rückseite ist ebenso gewohnte Kost, ein Metall-Unibody mit überstehender Kamera und Kunststoffstreifen für die Antennen. Aber was optisch so „üblich“ wirkt, ist haptisch schon fast perfekt. Oder ist das OnePlus 3T wirklich perfekt? Meine Fresse ey, die Designer haben hier ein Paket hinbekommen, bei der die Konkurrenz wirklich zittern muss.
Es sind kleine aber feine Details, die die Haptik im Gesamteindruck 10 von 10 Punkte abstauben lassen. Nehmen wir mal zum Vergleich das Moto Z her, welches mein aktueller Daily Driver ist. Zwischen Hand (kleiner Finger, mit dem ich das Gerät meist „stütze“) und Display sind hier 1,8 cm Gehäuse, beim OnePlus 3T sind es nur 3 mm weniger. Diese 3 mm sind aber verdammt entscheidend, dass das OnePlus-Smartphone einfach ein besseres Gefühl vermittelt, wenn ich das Smartphone mit einer Hand benutze. Ich erreiche „weit entfernte“ Punkte auf dem Display leichter, es liegt tiefer und damit sicherer in der Hand. Einfach gut.
Zudem ist es auch 6 mm weniger breit als das genannte Lenovo-Smartphone, ebenso ein vermeintlich kleiner aber spürbarer Faktor. Alles in allem ein wirklich starkes Paket, neben der Gestaltung des Gehäuses ist die Verarbeitungsqualität das Sahnebonbon. Bemängeln könnte man nur den Fingerabdrucksensor, welcher der Optik eines Smartphones* auf der Vorderseite einfach nie gut tut, doch OnePlus hat hier wenigstens auf ein recht dezentes Design gesetzt.
Demnächst verschwinden diese Sensoren unter dem Glas, da wäre das Problem dann endgültig gelöst.
Technische Daten auf hohem Niveau
Je nachdem wie groß mobiles VR dank Google Daydream wird, könnte das Datenblatt des OnePlus 3T aus späterer Sicht nicht ausreichend sein. Beim Display kommt nur ein Full HD-Panel zum Einsatz. Auch sonst scheint OnePlus die Bedingungen für Daydream nicht zu erfüllen, mit dem Nougat-Update tat sich im Gegensatz zu diversen anderen Geräten nichts. Wem aber Daydream so oder so egal ist, dem tut die Displayauflösung keineswegs weh.
Im Gegenteil, sie dürfte für die überragende Akkulaufzeit hilfreich sein. Diese wird durch den 3400 mAh Akku erzielt, zum OP3 hat man im OP3T nochmals 400 mAh extra reinpacken können. Bei der restlichen Hardware eilt man der Konkurrenz teilweise sogar voraus, ein Snapdragon 821 samt 6 GB RAM Arbeitsspeicher dürfte für die nächsten zwei bis drei Jahre, oder auch für immer, mal ganz locker ausreichen.
Ansonsten? USB Type C mit USB 2.0-Standard, 16 MP Kamera vorn und hinten, WiFi ac, LTE, NFC, Bluetooth 4.2, bis zu 128 GB integrierter Datenspeicher (nicht erweiterbar)… was will man eigentlich mehr? Frontlautsprecher vielleicht.
Display, Kamera, Sound
Kommen wir direkt zu den Paradedisziplinen von heutigen High-End-Smartphones, denn die müssen neben einem guten Display auch eine erstklassige Kamera-Performance abliefern und der Sound sollte selbstverständlich mit einer mobilen Stereoanlage konkurrieren können. Spaß beiseite. Fangen wir mit dem Sound an, der hier leider aus nur einem Lautsprecher an der Unterseite kommt. Ach verdammt. Ich mag den Sound des 3T meistens, er klingt im Vergleich zu vielen anderen Geräten sehr satt.
Je nach Ton manchmal aber etwas nach Blechdose, beispielsweise bei diversen YouTube-Videos in denen viel gesprochen wird. Durch die Position ist für mich ein weiterer Mangel gegeben, ich verdecke bei der Nutzung im Querformat den Lautsprecher mit Hand oder Finger immer wieder. Nervt.
Full HD ist locker ausreichend
Wenig zu meckern gibt es bei dem verbauten AMOLED-Display, welches mit Full HD auf 5,5″ im Alltag locker hochauflösend genug ist. Hin und wieder erkennt man eine Oberflächenstruktur des Panels, das kommt aber von Farbe zu Farbe mal mehr oder weniger vor. Da bin ich echt pingelig, anderen mag das vermutlich nicht mal auffallen. Farben und Blickwinkel sind sehr gut, die Helligkeit ebenso. Keine Mängel, zumal man die Farbdarstellung noch an eigene Befindlichkeiten anpassen kann.
Auffällig ist dennoch eine insgesamt weichere Darstellung, wenn ich das Display direkt mit dem des Moto Z vergleiche. Nicht unbedingt unscharf, Kanten, Text usw. wirken allerdings weicher. Ein Nachteil ist das nicht. Bemerkbar eigentlich auch wirklich nur dann, wenn man zwischen den beiden Geräten hin und herwechselt.
Fotos machen Spaß
Und die Kamera? Hier kann OnePlus ebenso überzeugen. Sicher kommt man im Detail nicht an Samsung, Apple und Google heran, liefert insgesamt aber eine stabile und gute Leistung. Fotos schieße ich mit dem 3T echt gern, viel lieber als mit dem 200 Euro teureren Moto Z. Zumal nicht nur die Ergebnisse gut sind, auch die Software ist rasendschnell, nicht mit Funktionen überladen und daher einfach gut. Nice!
Zeitraffer, Zeitlupe, Panorama, Profi-Modus – alles ist dabei und nichts wird vermisst. Videos sind in 1080p 60 FPS oder 4K bei 30 FPS möglich, Zeitlupe wird in maximal 720p aufgezeichnet.
Ein kleines Problem gibt es aber, denn ja nach Lichteinfall könnte über dem kompletten Foto ein heller Schleier liegen. Ihr werdet das bei eins, zwei Fotos meiner Beispielaufnahmen deutlich sehen können. Nervig, wenn man schnell einen Schnappschuss schießt und der möglichst gut aussehen soll. Ihr findet in diesem Google Fotos-Ordner ein paar Beispiele, die ich für den Test mit den OnePlus 3T geschossen haben.
Folgend auch zwei Beispiele der Frontkamera, einmal mit einer LED-Lampe oberhalb meines Kopfes und einmal mit dem vor mir stehenden Bildschirm als einzige Lichtquelle. Da holt die 16 MP Kamera noch echt viel raus, Selfies sind mit dem 3T also unter allen Bedingungen möglich.
Software, Performance, Akku
In Kurzfassung? Besser geht es fast nicht. Fangen wir bei der Software an, die grundsätzlich dem Stock-Android sehr nahe kommt und nur ein paar zusätzliche Funktionen an Bord hat. Man kann beispielsweise alle Einstellungsmenü mit einem anderen, dunklen Theme versehen, um so permanent Akku zu sparen. Es gibt optionale Gesten für das ausgeschaltete Display und man kann auf Wunsch die Navigation Bar aktivieren bzw. die physischen Tasten an die eigenen Wünsche anpassen. Mir reicht das Angebot völlig aus, Kunden von Samsung, LG und Co werden hier aber vielleicht die ein oder andere zusätzliche Funktion vermissen.
Einhergehend mit der abgespeckten Software ist die fabelhafte Systemleistung, die war unter Android 6 und ist unter Android 7 noch immer perfekt. Wenn ich mich nicht täusche, kann das OnePlus 3T auch das Xperia XZ in die Tasche stecken. Leider hatte ich beide Geräte nacheinander und nicht gleichzeitig hier. Allerdings hat das 3T absolut keine Gedenksekunden, jede App öffnet immer instant. Zudem ist das RAM-Management wirklich gut, Apps werden lange im Speicher gehalten und sind immer blitzschnell offen. Der Antutu Benchmark lügt nicht (163.xxx Punkte), das 3T dürfte tatsächlich das allerschnellste Android-Gerät aus 2016 sein.
Nicht alle zu kriegen
Nein, dadurch wird die Akkulaufzeit nicht negativ beeinflusst. Langsam wird mir die Lobhudelei unangenehm, doch auch beim Akku macht das OnePlus 3T eine so gute Figur wie fast kein anderes Smartphone. Da muss schon ein Mate 9 oder ein Moto Z Play daherkommen, die können aufgrund größerer Akkus noch mehr Laufzeit bieten. Ein großer Fortschritt für die OnePlus 3-Geräte ist natürlich der neuere Snapdragon-Chip, denn der 810er aus dem OnePlus 2 war einfach schlecht.
Bei meiner Nutzung komme ich über 48 h ohne Steckdose aus, dabei ist das Display gern ca. 5 h aktiv gewesen. Ein Vergleich? Mit dem Moto Z muss ich in der Regel nach maximal 30 h an die Steckdose, in dieser Zeit ist das Display meist maximal 3 h aktiv. Die Akkugröße zwischen beiden Geräten unterscheidet sich um 800 mAh, das macht sich deutlich bemerkbar. Umso mehr schmerzt es, dass man dem Moto Z nicht wenigstens 3000 mAh spendiert hat.
Positiv ist zudem der extrem niedrige Verbrauch im Standby, der neue Doze-Mode von Android 7 macht sich nun noch deutlicher bemerkbar.
Sonstiges
- Fingerabrucksensor: Keine Mängel, die Erkennung ist extrem gut und das Gerät wird sofort entsperrt. Übrigens ist der Sensor keine richtige Taste, sondern touch-only.
- Alarm-Schieberegler: Kopiert vom iPhone, ein Alleinstellungsmerkmal unter den Android-Geräten. Dieser Schieberegler am linken Gehäuserand ermöglicht den schnellen Wechsel zwischen „Nicht stören“, „nur Vibration“ und „Ton an“. Die normalen Lautstärketasten sind weiterhin vorhanden.
- Dash Charge: OnePlus setzt leider nicht auf Quick Charge von Qualcomm, sondern auf eine eigene Technik. Diese ist zwar sehr fortgeschritten, in 30 min ist mehr als der halbe Akku geladen und das ohne große Hitzeentwicklung, doch die mehr verbreiteten Quick Charge-Netzteile sind damit nicht kompatibel. Meine zahlreiche Netzteil laden das 3T also nur mit 1% pro Minute.
- Sand Stone: Dem ein oder anderen wird fehlen, dass OnePlus nicht wie bei den ersten Smartphones auf ein „etwas anderes“ Gehäuse setzt. Andererseits haben wir die Vorzüge des 3T bereits erklärt.
- Software-Updates: Inzwischen hat sich OnePlus gemacht, Nougat kam auf die 3. Generation der Flaggschiff-Serie noch zum Ende des vergangenen Jahres und es gibt eine mehrstufige Testphase neuer Versionen.
- Community: Nutzer sollen sich auch selbst gegenseitig helfen können, das eigene OnePlus-Forum ist seit geraumer Zeit in Form der Community-App auf den Geräten vorinstalliert.
- Wasserfest? Nö. Mir persönlich egal, andere wollen darauf nicht mehr verzichten. Kann man aufgrund des Preises allerdings nicht unbedingt erwarten.
- Software oder Hardware: Freie Entscheidung für die Tasten, entweder ihr nutzt die Navigation Bar in Android oder die zwei Tasten (leuchtende Punkte) inklusive Home-Button. Letztere sind zudem frei konfigurierbar.
- Drahtlos: WiFi, Bluetooth, Telefonie und mobiles Internet – alle Module performten tadellos!
- Dual-SIM: Ein weiterer Pluspunkt gegenüber vielen anderen Geräten ist der doppelte SIM-Slot, es lassen sich also zwei SIM-Karten gleichzeitig nutzen.
- Speicher: Mit mindestens 64 GB ist mir der verbaute Datenspeicher großzügig genug, eine Erweiterung via microSD sist aber nicht möglich!
Fazit
Mit dem OnePlus 2 hatte ich mich vom Start-Up aus China mehr oder weniger abgewendet, ich empfand das zweite Smartphone der Jungs und Mädels zwar als gut, letztlich aber nicht als gut genug oder besser gesagt nicht aufregend genug. Anders beim OnePlus 3 oder jetzt noch besseren 3T, die keinerlei Wünsche offen lassen. Gut, vielleicht den ein anderen Wunsch schon, weil die Kamera sicher nicht mit den allerbesten mithalten kann, Stereo-Lautsprecher geiler gewesen wären und Dash Charge nett aber eben kein allgemeiner Standard ist. Doch das Verhältnis von Preis und Leistung ist einfach phänomenal.
Der einzige „unsichere“ Faktor ist und bleibt der Support, der Kauf eines Smartphones über Händler wie Amazon ist halt einfach weiterhin unschlagbar. Wer hier ein Auge zudrücken kann, bekommt auch bei der Suche nach 600 Euro-Smartphones von mir ab sofort das fast 200 Euro günstigere OnePlus 3T empfohlen.